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Kiel: Busfahrer schreibt deutlichen Brief – „Unser Streik geht euch tierisch auf den Keks, aber…“

Kiel: Busfahrer schreibt deutlichen Brief – „Unser Streik geht euch tierisch auf den Keks, aber…“

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Ein Busfahrer aus Kiel erklärt auf Facebook mit bewegenden Worten, warum gestreikt wird (Symbolbild) Foto: Michael Schick/Imago

Kiel. 

Ein Streik im Nahverkehr stellt viele Menschen vor Probleme. Sie kommen zu spät oder gar nicht zur Arbeit, zur Schule oder in die Uni. Gerade in Regionen wie Kiel und generell Norddeutschland. Und oft fehlt den Betroffenen dann das Verständnis – können die Fahrer nicht anders streiken, ohne den Kunden solche Probleme zu bereiten? Statt Verständnis ernten die Streikenden dann Wut.

Ein Busfahrer aus Kiel, wo seit heute fünf Tage lang gestreikt werden soll, mag das Unverständnis der Menschen nicht mehr einfach hinnehmen. Martin wendet sich auf Facebook an die betroffenen Kieler – und seine Worte bewegen viele.

Kiel: Streik der Busfahrer droht – und die Menschen sind sauer

„Ich weiß jetzt schon, dass es ein Fehler ist, diesen Beitrag zu erstellen, aber die Hoffnung… sie stirbt zuletzt, beginnt Martin seinen Appell. „Ja, es geht euch tierisch auf den Keks und viele Menschen regen sich über die bevorstehenden Streiktage der Busfahrer auf“, äußert er sein Verständnis für die frustrierten Fahrgäste. „Ich bin Busfahrer geworden, um Bus zu fahren und nicht zu streiken. Ich würde auch lieber fahren…“

Doch es gibt Gründe, warum die Busfahrer in den Streik treten. Dass die Arbeitsanforderungen hoch sind und das Gehalt eher mäßig, dass wisse man natürlich vorher, „was uns nicht mitgeteilt wird: Du bekommst Lohn x und musst dafür aber zunehmend immer mehr Leistung bringen als zuvor abgemacht.“ Denn neue Kollegen, die dringend benötigt werden, würden nicht eingestellt.

Es braucht mehr Mitarbeiter und besseres Gehalt

So müssten die Fahrer immer mehr Touren übernehmen, werden zuhause angerufen, auch wenn sie mal frei haben. Würden sie „Nein“ sagen, müssten Fahrten ausfallen oder gar ganze Routen eingestellt werden. Das wollen weder Martin noch seine Kollegen, deshalb arbeiten sie mehr, als sie müssen, als sie dürfen – und als sie bezahlt werden.

„Ihr vertraut uns euer Leben an, eure Kinder, eure Freundin, wen auch immer, und wollt, dass genau der, der euch fährt, Mindestlohn bekommt und oder man eben so ausreichend bezahlt wird? Großes Kino“, schimpft er.

Wenn dann Menschen einwerfen, dass die Fahrer bei so schlechten Arbeitsbedingungen halt nach anderen Jobs suchen sollten, stößt dass Martin bitter auf. „Wir können diesen Super-Vorschlägen so mancher hier ja Folge leisten und kollektiv morgen 150 Kündigungen einreichen… Aber dann steht IHR vor einem weitaus größeren Problem“, entgegnet er.

Kündigen ist keine Option und würde niemandem helfen

Die wütenden Menschen sollten sich lieber an den Arbeitgeber, den OVN, wenden, nicht an die Fahrer. Denn zu den Gesprächen, wie man die Situation und die Gehälter verbessern könne, seien zwar die Angestellten erschienen – nicht aber die zuständigen Chefs. So sei Streik die letzte Möglichkeit gewesen.

Martin ruft auf: „Helft uns und lasst euren Ärger per Mail an den OVN raus! Und vielleicht schaffen wir es gemeinsam, den Streik vorzeitig zu beenden.“