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Greifswald: Grünen-Bundestagskandidatin aus MV bei dämlicher Straftat erwischt – „Habe mich hinreißen lassen“

Greifswald: Grünen-Bundestagskandidatin aus MV bei dämlicher Straftat erwischt – „Habe mich hinreißen lassen“

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Eine Jungpolitikerin der Grünen hat in Greifswald (MV) für Empörung gesorgt. Foto: IMAGO / Hartenfelser

Bundesweit ist der Wahlkampf im vollen Gange. Während sich die Kanzlerkandidaten von CDU, SPD und Grünen auf der nationalen Bühne duellieren, gehen viele Parteimitglieder an der Basis auf Stimmenfang. Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern laufen die Vorbereitungen, denn hier steht am 26. September neben der Bundestagswahl auch die Landtagswahl an. In Greifswald (MV) hat eine Bundestagskandidatin der Grünen dabei jetzt allerdings die Grenzen der Legalität überschritten.

Die 23-jährige Grünen-Poltikerin Katharina Horn aus Greifswald (MV) wurde sogar auf frischer Tat von der Polizei ertappt.

Greifswald (MV): Grünen-Politikerin überklebt Wahlplakate

In insgesamt zehn Fällen soll die Bundestagskandidatin Wahlplakate der CDU und der FDP überklebt haben. Eine Polizeistreife hatte die junge Politikerin am vergangenen Freitag in Greifswald dabei beobachtet. Gemeinsam mit einem 21-Jährigen soll sie den Schriftzug „Korrupt“ auf mehreren Plakaten angebracht haben. Als sie die Polizei erblickten, seien die beiden geflohen, berichtet der NDR unter Berufung auf die Polizei.

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Wenig später jedoch wurden sie gefasst. Dabei stellten die Beamten weitere hunderte Aufkleber bei den beiden fest.

Am Donnerstag gestand die 23-Jährige, die seit 2018 Mitglied der Greifswalder Bürgerschaft ist, ihre Tat. Auf ihrer Webseite und auf Instagram bezog Horn, die auch Sprecherin der Grünen Jugend Mecklenburg-Vorpommern ist, Stellung: „Ich habe mich vor dem Hintergrund der Wahlauseinandersetzung, der Debatten um Maskendeals und Korruptionsvorwürfe leider dazu hinreißen lassen, ein paar Plakate der CDU mit Stickern zu bekleben.“

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Das ist Greifswald:

  • Greifswald ist die fünftgrößte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern. Rund 59.000 Menschen leben dort.
  • Die Stadt liegt an dem in die Ostsee mündenden Fluss Ryck am Greifswalder Bodden – zwischen den Inseln Usedom und Rügen.
  • Die Universität Greifswald wurde 1456 gegründet und gilt als eine der ältesten Universitäten der Welt. 12.000 Studenten und 6.000 Beschäftige zählt die Einrichtung.
  • Mehrere Schiffe sowohl der zivilen Schifffahrt als auch der Marine sind nach der Hafenstadt benannt, die einst Teil der Hanse war
  • Der bekannte Maler Capser David Friedrich stammt aus Greifswald. An dessen Geburtsstätte können Besucher heute das Caspar-David-Friedrich-Zentrum besichtigen
  • Die Universitätsstadt stand einst unter schwedischer Herrschaft – für fast zwei Jahrhunderte

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Greifswald: Grüne verurteilen Plakat-Aktion

Der Grünen-Landesvorsitzender Mecklenburg-Vorpommern äußerte sich gegenüber dem NDR zu dem Vorfall. „Das Bekleben, Beschriften oder Umgestalten von Wahlplakaten ist nicht die Art und Weise, wie wir als Bündnis 90/Die Grünen den politischen Diskurs führen“, so Ole Krüger.

„Katharina hat einen Fehler gemacht. Sie hat eingestanden, dass sie übers Ziel hinaus geschossen hat.“ Per Telefon habe sie sich bereits entschuldigt. Parteiinterne Konsequenzen drohen der 23-Jährigen offenbar nicht.

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Auch die Vorsitzende der Grünen MV, Weike Bandlow verurteilte das Vehalten. Die Beschädigung der Wahlplakate entspreche nicht „der Art und Weise, wie wir uns mit den politischen Mitbewerbern auseinandersetzen“, teilte sie in einer Pressemitteilung mit.

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Daten und Fakten zu Mecklenburg-Vorpommern:

  • Mecklenburg-Vorpommern ist das am dünnsten besiedelte deutsche Bundesland
  • 1,6 Millionen Menschen leben in Mecklenburg-Vorpommern
  • Mecklenburg-Vorpommern zählt insgesamt 337 Kilometer Außenküste
  • Mit Heiligendamm hat Mecklenburg-Vorpommern den ältesten Seebadeort Deutschlands (gegründet 1793)
  • In Schwerin, der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern, leben 96.000 Menschen
  • Rostock ist mit über 208.000 Einwohnern die größte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern
  • Rügen, die größte Insel Deutschlands, gehört zu Mecklenburg-Vorpommern

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Greifswald: CDU und FDP reagieren

CDU-Politiker Philipp Amthor, der im gleichen Wahlkreis wie Katharina Horn antritt, bezeichnete die Tat als einen „unglaublichen Vorgang. Ich konnte das gar nicht fassen“, sagte er bei NDR MV Live. Das Bekleben von Wahlplakaten sei ein „absurdes Demokratie- und Eigentumsverständnis.“

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Auch der von der Aktion betroffene CDU-Kandidat Michael Sack reagierte. Er akzeptiere die Entschuldigung Horns. Der Vorwurf der Korruption wiege aber schwer, weil es sich um eine Straftat handele. „Dass sie diesen Vorwurf mir gegenüber erhoben hat, ist grob ehrabschneidend“, betonte der CDU-Landeschef. Wie weit das Unrechtsbewusstsein bei den Grünen reiche, sei schwer zu beurteilen. „Von den Grünen nehme ich jedenfalls keine Belehrungen mehr entgegen, was Themen wie ‚Fairness‘ oder ‚Demokratie‘ angeht“, so Sack weiter.

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Auch die FDP zeigte sich wenig erfreut. „Wir sind hier im Bereich eines politischen Wahlkampfes, der bei Weitem den Fairplay-Ground verlassen hat“, so FDP-Politiker David Wulff.

Horn droht nun eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung. Auch eine Anzeige aufgrund einer politisch motivierten Straftat ist möglich. (mik/mit dpa)