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Hamburg: HVV plant Neuerung, Menschen sind fassungslos – „Wo es für mich richtig weh tut“

Hamburg: HVV plant Neuerung, Menschen sind fassungslos –
„Wo es für mich richtig weh tut“

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Jedes Jahr gibt es beim HVV in Hamburg zum Jahreswechsel eine schlechte Nachricht für Kunden. Foto: IMAGO / Jürgen Ritter

Nur etwa 100 Kilometer trennen die Städte Hamburg und Schwerin. Das eine ist eine weltbekannte Hafen-Metropole mit großem U- und S-Bahn-Netz, das andere die eher kleine Hauptstadt eines Flächen-Bundeslandes, das neben Bussen auf Straßenbahnen setzt.

Beide Städte trennen in vielen Dingen Welten, auch beim Nahverkehr. Und das liegt nicht nur daran, dass es in Hamburg natürlich viel mehr Fahrgäste und Möglichkeiten gibt, um von A nach B zu kommen. In einer anderen bedeutsamen Angelegenheit lässt Schwerin die Elbmetropole aber alt aussehen. Ziemlich alt sogar.

Schwerin liegt deutlich vor Hamburg

Bei den Ticketpreisen liegt die Stadt aus Mecklenburg-Vorpommern nach einer Untersuchung von „testberichte.de“ nämlich auf dem ersten Platz. Nirgendwo ist es günstiger als in Schwerin.

Hamburg hingegen landet auf Platz 39 von 43 untersuchten Städten. Noch doller als dort werden Kunden zum Beispiel in Lübeck geschröpft, das auf dem letzten Platz in dem Ranking landet. Untersucht wurden zum Beispiel Preise für Einzelfahrkarten, Gruppen- oder Monatskarten.

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Eine normale Fahrt kostet in Schwerin nur zwei Euro. Im Großbereich Hamburg hingegen sind es ganze 3,40 Euro, sofern es nicht über eine kürzere Distanz geht. Selbst beim Schlusslicht Lübeck sind es „nur“ 3,30 Euro. Die Stadt fällt in der Untersuchung vor allem negativ auf, weil eine Tageskarte dort mit 9,90 Euro horrend teuer ist. In Hamburg sind es 8,10 Euro und in Schwerin nur 4 Euro.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Hamburg: HVV erhöht Preise

Während man in Lübeck gewillt ist, die Preise teilweise zu senken, geht es in Hamburg in eine ganz andere Richtung. Wie jedes Jahr werden die Kosten für Fahrkarten im HVV am 1. Januar wieder geändert: Es wird teurer.

Ab Neujahr müssten Bus- und Bahnfahrer*innen „etwas tiefer in die Tasche greifen“, gab sich die Stadt Mühe, es vorsichtig zu formulieren, nachdem der Senat die Preisanpassung beschlossen hatte. Kürzere Strecken werden zehn Cent teurer, ebenso die 9-Uhr-Tageskarte. Der normale Fahrschein über eine etwas längere Strecke bleibt aber mit 3,40 Euro unverändert.

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Auch der HVV gab sich Mühe, seine Kunden zu beschwichtigen: „Bedenkt bitte bei der Diskussion: Alles wird teurer. Mit einer Preisanpassung um durchschnittlich 1,3 Prozent sollen die stark gestiegenen Kosten nur zu einem sehr geringen Anteil an euch weitergegeben werden. Den weitaus größeren Teil übernehmen die Steuerzahler*innen.“

Einen Sturm der Entrüstung gab es natürlich trotzdem. So schrieb ein Mann an den Verkehrsverbund: „Die Preise kommen halt in eine Preisregion, wo es für mich richtig weh tut im Portmonnaie. Dafür klappt es leider oft nicht so wie es soll, besonders bei der S Bahn.“

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Hamburg: Viel Kritik wegen Preiserhöhung

„Was wohl allein das neue Logo und die neue App gekostet hat?“, fragt ein weiterer Kunde. Um die hatte es kürzlich erst Ärger gegeben, weil eine aufwendige Neuprogrammierung die App nach Ansicht vieler verschlimmbessert habe (hier mehr dazu). Der Verkehrsverbund antwortet dem Mann:

„Grundsätzlich können wir den Kritikpunkt schon verstehen. Faktisch sind steigende Betriebskosten (Kraftstoff, Energie) maßgeblich. Und trotzdem bleibt unser Ziel ja, mehr Menschen für uns zu begeistern. Dafür braucht es natürlich Verbesserungen im Angebot, aber eben auch Aufmerksamkeit. Darum wären ein Sparen an dieser Stelle weder ausschlaggebend noch zielführend.“

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Daten und Fakten zum HVV:

  • wurde am 29. November 1965 gegründet
  • umfasst das Hamburger Stadtgebiet und umliegende Gebiete in Schleswig-Holstein und Niedersachsen
  • Zum Angebot des HVV zählen auch vier U-Bahn-Linien (betrieben von der Hamburger Hochbahn AG) und sechs S-Bahn-Linien (betrieben von der S-Bahn Hamburg GmbH)
  • ist mit rund 4.500 Fahrzeugen im Einsatz
  • befördert laut eigenen Angaben rund 2,6 Millionen Fahrgäste am Tag
  • Es gibt 10.184 Haltestellen im Verbundgebiet
  • 763 Linien werden betrieben

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Eine weitere Person stellt eine der wichtigsten Fragen beim Thema Verkehr und Preise, da die Stadt Hamburg ja Menschen dazu bringen will, mit der Bus und Bahn zu fahren und das Auto stehenzulassen: „Sollten die Preise nicht eher attraktiver werden, damit man das Auto eben nicht benutzt und eher mit den Öffis fährt?“

Hamburg: Radikale Preisänderungen nicht zu erwarten

Oft wird in dem Zusammenhang die Stadt Wien genannt, wo Kunden für ein Jahresticket nur einen Euro pro Tag zahlen müssen. Hoffnungen, dass ein ähnliches Model auch in Hamburg übernommen wird, braucht man sich aber anscheinend nicht machen. So heißt es vom HVV:

„Das Wiener Beispiel zeigt, dass radikale Vergünstigungen die Menschen dort nicht weg vom Auto geholt haben. In der Theorie liegt das nahe. In der Praxis: Nein.“ MOIN.DE hat bei der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende nachgefragt. Auch dort kennt man das Österreicher Beispiel natürlich. So sagt Sprecher Dennis Krämer:

„Fahrgäste melden uns zurück, dass für sie das flächendeckende, gute Angebot, die Zuverlässigkeit und die Verbindungen primär ausschlaggebend sind für die ÖPNV-Nutzung, nicht der Preis. Entscheidend für den Fahrgast-Zuwachs in Wien war vor diesem Hintergrund nicht die Einführung des 365-Euro-Tickets, sondern vor allem die vorherige Ausweitung des Angebots und das einfache Ticketing.“

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Das 365-Euro-Ticket gebe es in Hamburg zudem schon für Schüler, Studenten und Azubis, für einkommensschwächere Fahrgäste außerdem das Sozialticket und für Rentner Ermäßigungen.

Hamburg: Günstigere Online-Tickets

Auch verteidigt Dennis Krämer den HVV gegen den Eindruck im Vergleich zu anderen deutschen Städten zu teuer zu sein: „Kinderkarten sind im HVV besonders günstig, in den U- und S-Bahnen sowie auf den Hafenfähren ist die Mitnahme von Fahrrädern kostenlos, Gleiches gilt für Hunde. Außerdem können Fahrten mit Einzelkarten beliebig oft unterbrochen werden, das Ticket gilt immer bis 6 Uhr am Folgetag.“

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Dem „normalen“ Arbeits-Pendler oder Teilzeit-HVV-Fahrer hilft das allerdings herzlich wenig. Für ihn bleibt nur noch eines, wenn er wenigstens ein bisschen Geld sparen will: Die Online-Tickets. Sie sind allesamt sieben Prozent günstiger als am Fahrkartenautomaten.

„Eine Einzelkarte Hamburg AB beispielsweise kostet im kommenden Jahr nur 3,26 Euro und damit weniger als im Jahr 2018″, so Dennis Krämer. Damit würde Hamburg immerhin theoretisch an München (3,40 Euro), Lübeck und Münster (jeweils 3,30 Euro) vorbeiziehen. Für viele wohl nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Den Kommentar von MOIN.DE zu den neuen Preisen findest du >>> hier.