Veröffentlicht inNorddeutschland

Sylt, Norderney, Borkum: Stürme spülen Badestrände weg – und es kommt noch schlimmer

Sylt, Norderney, Borkum: Stürme spülen Badestrände weg – und es kommt noch schlimmer

Norderney Strand.jpg
© imago

Sylt: Fünf überraschende Fakten zur Insel

Sylt ist eines der beliebtesten Reiseziele in Deutschland. Wir haben fünf überraschende Fakten zur Insel gesammelt.

Die vergangenen Winterstürme und Sturmfluten haben deutsche Nordseeinseln wie Sylt, Norderney und Borkum stark getroffen. Die Strände wurden teilweise weggespült, es fehlen ganze Strandaufgänge und an vielen Stellen liegt jede Menge Unrat.

Mancherorts ist daher von den Badestränden fast nichts mehr übrig. Aber damit ist es nicht getan. Die Inseln müssen jetzt auch noch mit hohen Kosten rechnen. Was bedeuten die Schäden für die Sommersaison auf Sylt, Norderney, Borkum und Co.?

Sylt, Norderney, Borkum und Co.: Urlaub möglich im Sommer 2022?

An mehreren Stellen plant der Küstenschutz für das Sommerhalbjahr bereits Maßnahmen – doch auch viele Inselgemeinden selbst müssen in den kommenden Wochen Hand anlegen, etwa um Badestrände für die neue Saison wieder herzurichten.

—————

Das ist Sylt:

  • Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
  • Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
  • Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
  • Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete
  • Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad (Kurort) wurde
  • Im Sommer befinden sich täglich rund 150.000 Menschen auf der Insel
  • Zum Vergleich: Lediglich rund 18.000 Menschen leben auf Sylt

—————

Teils rechnen die kleinen Kommunen mit Kosten von Hundertausenden Euro, wie aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter mehreren Inseln in Niedersachsen und Schleswig-Holstein hervorgeht.

Auf Norderney ist nach Angaben der Stadt vor allem der Ostbadestrand an der bekannten Weißen Düne hart getroffen worden. Dort fehlt so viel Sand, dass an eine Aufschüttung wegen des nun weit auflaufenden normalen Tidehochwassers kaum noch zu denken ist.

+++ Rewe in Hamburg: Gute Neuigkeiten nach wochenlanger Stille – DIESE Filiale kann endlich wieder öffnen! +++

„Wir stehen ziemlich ratlos vor dem Problem, das es in diesen Dimensionen lange nicht, vielleicht noch nie, gegeben hat“, sagte Bürgermeister Frank Ulrichs.

Wangerooge: „Unser Badestrand ist weg“

Zurzeit werde mit dem Staatsbad und dem Küstenschutz überlegt, ob dieser Strand ein Stück verlagert und kleiner wieder aufgebaut werden könnte. Allein dafür wären rund 100.000 Kubikmeter Sand nötig. Noch ließen sich die Kosten noch nicht genau beziffern – die Stadt erwartet aber Investitionen von bis zu einer Million Euro.

„Unser Badestrand ist weg“, meldete Wangerooges Bürgermeister Marcel Fangohr bereits nach Sturmfluten Ende Januar – danach folgten noch weitere. Da auf der östlichsten der Ostfriesischen Inseln kaum noch Sand am Badestrand liegt, plant die Gemeinde Sandaufschüttungen. Rund 75.000 Kubikmeter werden laut Fangohr nötig sein. Bereits in wenigen Tagen soll es losgehen.

+++ Ostsee: Seltene Gäste im Wasser vor Wismar, mit ihnen rechnete hier niemand +++

Vor allem der aktuell stark gestiegene Preis für Diesel, der für Bagger, Dumper und Raupen benötigt wird, treibt die Kosten der Maßnahme. Die Gemeinde kalkuliert rund 500.000 Euro – ungefähr doppelt so viel wie bei vorherigen Aufschüttungen 2020.

Borkum: „Wir erkennen unsere Insel gar nicht wieder“

Auf Sylt knabberten die Stürme ebenfalls an der Substanz. „Die Schadenslagen sind durch die Häufigkeit und Stärke der zurückliegenden Stürme jedoch erheblich und gut sichtbar“, sagte der Geschäftsführer der Insel Sylt Tourismus-Service GmbH, Peter Douven. Auf Sylt werden jedes Jahr viele hunderttausend Kubikmeter Sand aus Küstenschutzgründen aufgespült.

+++ Sankt Peter-Ording (SPO): Nordsee-Ort kämpft mit Riesen-Problem – „Droht auszubluten“ +++

„Welche Maßnahmen in diesem Jahr wo stattfinden, ist uns noch nicht bekannt“, sagte Douven. Die Maßnahmen dienten allerdings dem Schutz der Küste. Belange des Tourismus – etwa die Strandkorbvermietung – seien dabei nicht ausschlaggebend.

Am Hauptstrand der Insel Borkum laufen bereits Arbeiten, um fehlenden Sand wieder aufzufahren. „Wir erkennen unsere Insel gar nicht wieder“, sagte der Geschäftsführer des Nordseeheilbades, Göran Sell. So sehr hätten Sturm und Wellen den Strand abgetragen. Die Kosten für den Wiederaufbau schätzt er insgesamt auf eine sechsstellige Summe.

Können die Nordseeinseln auf Hilfen hoffen?

Auch Langeoog haben die vergangenen Sturmfluten stark getroffen. „Es muss wieder aufgespült werden, aber nicht von der Insel, sondern vom Küstenschutz“, sagte Bürgermeisterin Heike Horn. Die Badestrände seien weitgehend verschont geblieben – ein abschließendes Bild gebe es aber erst Ende März.

Möglicherweise könnten bis zu 300 der sonst insgesamt rund 1.600 Strandkörbe weniger aufgestellt werden, da für die Aufspülungen der Badestrand etwas nach Westen verlagert werden muss. Klar sei bereits, dass die Strandsäuberung von Treibsel und Unrat dieses Jahr deutlich aufwendiger werde, sagte Horn.

————–

Mehr News von Sylt, Norderney, Borkum & Co.:

————–

Ob die Nordseeinseln auf zusätzliche Hilfen hoffen können? In Schleswig-Holstein ist die Politik bereits aktiv, um den betroffenen Kommunen zu helfen. Es werde gerade eine Förderrichtlinie für den Sonderfonds geschrieben, aus der die Details hervorgehen, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums der dpa.

Nach Orkantief „Zeynep“ hatten Ministerpräsident Daniel Günther und Wirtschaftsminister Bernd Buchholz den Sonderfonds angekündigt, in dem bis zu 2 Millionen Euro für touristischen Maßnahmen bereitstehen. Auch in Niedersachsen signalisierte die Landesregierung bereits Hilfe. Ende März will das Umweltministerium mit den Inseln auf einer Konferenz beraten. (dpa/jds)