Hamburg. Es ist ein trauriges Schicksal, das den Stadtteil Altenwerder im Süden vom Hamburg ereilt hat. Einst ein ländlich geprägter Ort mit rund 2.500 Einwohnern ist das Dorf vor rund 40 Jahren dem Erdboden gleichgemacht worden.
Die Stadt Hamburg stampfte dort ein neues Containerterminal für den Hafen aus dem Boden: Die Natur musste einer Betonwüste weichen und die Anwohner ihre Heimat verlassen. Genau zu dieser Zeit kamen Bärbel und Bernd Uliczka nach Altenwerder.
Hamburg: Die einzigen Einwohner von Altenwerder
Die Beiden sind die einzigen Personen, die bis heute in dem Stadtteil gemeldet sind – damit sind sie die einzigen Einwohner des ehemaligen Dorfes.
„Wir sind hierher gezogen, als Altenwerder quasi am Sterben war“, erzählt Bärbel Uliczka im Gespräch mit MOIN.DE. Mit ihrem Mann betreibt sie den Autohof Altenwerder direkt an der A7.
Davor hatten die die Beiden eine eigene Spedition und waren auf der Suche nach mehr Stellplätze für Lkw-Fahrgestelle. Bernd Uliczka, der viel im Hamburger Hafen unterwegs war, wurde auf die leerstehende Tankstelle in Altenwerder aufmerksam.
Service-Station für den Hafen Hamburg
Wie der restliche Stadtteil stand auch dieses Gebäude zum Abriss bereit. „Gemeinsam mit der Stadt hatten wir dann den Gedanken, dass dem Hafen eine Service-Station fehlt“, erinnert sich Bärbel Uliczka.
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Daten und Fakten zum Hafen Hamburg:
- Der Hamburger Hafen ist ein offener Tidehafen an der Unterelbe der Freien und Hansestadt Hamburg (Eröffnung: 7. Mai 1189)
- Der Hamburger Hafen ist der größte Seehafen in Deutschland und der drittgrößte in Europa (hinter Rotterdam und Antwerpen)
- Gesamtfläche des Hamburg Hafen: 7.200 Hektar (ca. 10 Prozent der Fläche Hamburgs)
- Gesamtumschlag im Jahr 2019: 136,6 Millionen Tonnen (davon 93,9 Millionen Tonnen Container)
- 210 Schiffsanläufe an drei Kreuzfahrt-Terminals brachten 2019 rund 810.000 Passagiere in die Hansestadt
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Einziges Angebot für die Fahrer seien damals sogenannte „Kaffeeklappen“ gewesen, in denen es Kaffee und mit Glück einen kleinen Snack gab.
Daraus entwickelte sich die Idee, ein „Rundum-Paket“ für den Lkw-Fahrer zu schaffen. Die Stadt baute Parkplätze für die Lkw und richtete das leerstehende Gebäude wieder her.
„Trucker Treff“ in Hamburg
Zuerst eröffneten die Uliczkas dann die Gaststätte, den „Trucker Treff“, wo bis heute deftige Hausmannskost auf der Speisekarte steht. Wenig später kam die Tankstelle dazu.
„Das Bedürfnis, dass Lkw-Fahrer eine Anlaufstation bekommen, war groß“, erzählt Bärbel Uliczka.
„Sie sitzen den ganzen Tag im Wagen und brauchen einen Ort, an dem sie sich mal unterhalten können, was zu Essen bekommen und sich einfach wohlfühlen“, sagt die ehemalige Bankangestellte.
Hamburg beschließt Räumung von Altenwerder
Als der Autohof seinen Betrieb aufgenommen hat, war die Zukunft von Altenwerder längst beschlossene Sache. Bereits 1961 deklarierte die Stadt das Dorf zum „Hafenerweiterungsgebiet“.
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Damit duften die Anwohner weder mehr bauen noch Wesentliches an ihren Grundstücken ändern. 1973 beschlossen Senat und Bürgerschaft die endgültige Räumung.
Hamburg: „Ein Stück Heimat“
Nach und nach kauft die Stadt das Land, zahlte Abfindungen und half den Bürgern beim Umsiedeln. Ende der 80er-Jahre standen nur noch elf Gebäude in Altenwerder.
„Die ehemaligen Einwohner sind zu Anfang ganz viel hier gewesen“, erinnert sich Bärbel Uliczka zurück. „Die haben immer ein Stück Heimat hier gesehen.“
Gemischte Gefühle bei ehemaligen Einwohnern in Hamburg
Viele seien mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den „Trucker Treff“ eingekehrt. Einerseits seien die Leute glücklich darüber gewesen, in Altenwerder noch Leben vorzufinden.
„Andere waren natürlich todtraurig oder sogar erbost darüber, dass sie gehen mussten und hier etwas existieren durfte“, sagt die Inhaberin MOIN.DE. Doch das habe sich schnell gelegt.
Lkw-Fahrer fühlen sich wohl in Hamburg-Altenwerder
Neben den ehemaligen Einwohnern zählt der „Trucker Treff“ jede Menge Lwk-Fahrer zu den Stammkunden, „die sich über viele Jahre und bis heute hier wohl fühlen.“
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Bärbel Uliczka legt großen Wert auf eine persönliche Behandlung. Mit dem Autohof und dem rustikal eingerichteten „Trucker Treff “ wollte sie eine Oase der Gemütlichkeit für die Fahrer schaffen.
Inzwischen sei daraus fast eine kleine Familie geworden. „Man kennt sich, man grüßt sich. Und das ist auch so geblieben“, sagt die Inhaberin. „Ich denke, dass wir das hier noch ganz harmonisch haben.“
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Ein tröstlicher Gedanke, dass genau solch ein Ort vom ansonsten verlassenen Altenwerder übrig geblieben ist.