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Camping: Spießig, unbequem, öde – warum ich damit komplett falsch lag

Urlaub ist so teuer wie nie – zumindest für Touristen, die auf Flüge angewiesen sind. Kein Wunder, dass dank Flughafen-Chaos und Preis-Boom immer mehr Menschen auf Camping umsteigen.So auch ich, und das mit schwerwiegenden Vorurteilen im Gepäck: Zu spießig, zu unbequem, zu öde. Doch nach fünf Tagen hätte ich am liebsten einen Antrag auf Dauer-Camping […]

© MOIN.DE / Stephan Wipperfeld

Camping

Tipps und Tricks für Anfänger

Urlaub ist so teuer wie nie – zumindest für Touristen, die auf Flüge angewiesen sind. Kein Wunder, dass dank Flughafen-Chaos und Preis-Boom immer mehr Menschen auf Camping umsteigen.

So auch ich, und das mit schwerwiegenden Vorurteilen im Gepäck: Zu spießig, zu unbequem, zu öde. Doch nach fünf Tagen hätte ich am liebsten einen Antrag auf Dauer-Camping ausgefüllt.

Camping: Nein, nein, nein

War Camping im Zelt mit 15 Jahren noch die ganz große Freiheit – konnte ich das spärliche Taschengeld im ersten Urlaub ohne Eltern und mit Kumpels doch sinnvoll in klebriges Misch-„Bier“ und Donuts zum Frühstück investieren – wendete sich das Blatt nur wenige Jahre später.

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Der nächste und auch letzte Camping-Versuch war umgeben von einer Wolke aus passiv-aggressiven Belehrungen, gebellt von überspannten Dauer-Campern, die freiwillig auf dem (sehr schönen) Platz „Streife“ liefen, und endete mit Komplett-Evakuierung dank Sturmflut-Gefahr.


Camping-Urlaub angesagt wie nie – das steckt dahinter:

  • Der Begriff Camping umfasst eine sehr breite Spanne von Aktivitäten. Ihnen allen ist gemeinsam, nicht in Gebäuden zu übernachten, sondern in der Natur.
  • Die Urlauber schlafen in Zelten, Hängematten, Wohnwagen oder Wohnmobilen, in Dachzelten oder ausgebauten Vans. Wird in Zelten gecampt, so spricht man auch von Zelten.
  • Camping wurde Anfang des 20. Jahrhunderts populär und ist mittlerweile eine weitverbreitete Urlaubs- und Reiseform.
  • In den meisten Ländern Europas ist Camping außerhalb dafür vorgesehener Einrichtungen (wildes Campen) nicht erlaubt oder nur unter strengen Auflagen gestattet.

Camping: Selbst schuld, wer’s nicht probiert

Dazu im überteuerten Mini-Zelt schwitzen und mehr Zeit in der Klo-Schlange verbringen als am Strand? Nein, danke! Doch so ganz aufgeben wollte ich den Traum vom Camping noch nicht.

Aus Fehlern soll man lernen, also nahm ich in diesem Sommer mit einem Camping-Bus Kurs auf die Mecklenburgische Seenplatte, das Zelt blieb im Keller. Der Preis für fünf Tage auf vier Rädern war dafür hoch gestapelt – eine Investition, die sich im Gegensatz zu Zuckerkringeln und -bier aber noch auszahlen sollte.

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Alles drin, was das Camping-Herz begehrt. Foto: MOIN.DE / Stephan Wipperfeld

Camping: Kanada in Mecklenburg

Abgestellt auf einem Platz wie direkt aus einer Werbeanzeige für Kanada, von Büschen und Nadelbäumen abgeschirmt und mit Blick aufs Wasser, entfaltete der Miet-Van seinen Luxus. Und davon (überraschenderweise) weder zu viel, noch zu wenig.

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So ein Camping-Bus ist wie ein Schweizer Taschenmesser: Man zieht hier und da, rastet ein, klappt aus und am Ende hat man tausend praktische Dinge, obwohl man bei der Hälfte geglaubt hat, sie nie im Leben zu brauchen.

Die tägliche Aussicht auf dem Camping-Platz, Dauer-Sonne sei Dank. Foto: MOIN.DE / Stephan Wipperfeld

Faltdach, Klappbett, Markise, Kühlbox und Strom ließen mich im Handumdrehen zum Camping-Hipster-Spießer-Sinnsucher werden, der ich nie sein wollte – und es fühlte sich einfach wunderbar an. Mitten unter würzig duftenden Kiefern saß ich im Klappstuhl, mit Sonne auf der Haut und frisch Gekochtem im Bauch.


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Camping: Besser wird es nicht

Dann kam der Punkt, vor dem ich mich fürchtete: Ringsum öffneten sich Türen, Nachbarn kamen vorbei. Ich sah mich schon in Diskussionen um über die Parzellen-Grenze ragende Takelagen verwickelt, inklusive Fachsimpelei rund um Reifendruck und poröse Ansaugstutzen.

Genau so kam es dann auch, am Ende war der Familienvater neben mir aber mehr damit beschäftigt, seine Frau und seinen Nachwuchs dazu zu „ermuntern“, mitgebrachte Ausrüstung und Spielzeug endlich „richtig“ zu verwenden.

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Vielleicht war es die entspannende Wirkung von Bäumen und rauschenden Wellen am Seeufer, die letztendlich trotzdem alle herrlich gelassen miteinander umgehen ließ – und vermutlich gibt es nirgendwo sonst eine so traumhafte Kombination aus Natur, Menschen, Selbsterfahrung und Ruhe.

Die Tage in Mecklenburg vergingen wie im Flug, und als der Zündschlüssel schließlich steckte, wäre ich am liebsten einfach wieder ausgestiegen und für immer an „meinem“ Seeufer geblieben – Camping, du und ich, wir sind noch lange nicht fertig miteinander.