Das Angebot galt als unkompliziert, günstig und nachhaltig. Ein blauer Elektro-Van auf Abruf – per App buchbar, klimafreundlich, verlässlich. Der Service auf Norderney schloss die Lücke zwischen den starren Linienbus-Zeiten und teuren Taxifahrten. Das Modell war beliebt und wurde regelmäßig genutzt. Doch der Betrieb wurde eingestellt. Nicht etwa, weil es zu wenig Nachfrage gab.
Das Mobilitätsprojekt „Mooev“, das von der Reederei „Frisia“ gemeinsam mit dem Busunternehmen „Fischer“ betrieben wurde, verzeichnete zuletzt rund 3.000 Fahrgäste pro Monat. Eine Petition zeigte die breite Unterstützung aus der Bevölkerung von Norderney. Doch im September 2024 war Schluss. Die Betriebsgenehmigung wurde entzogen, nachdem der Landkreis Aurich im Juni eine neue Satzung zur Umsetzung des Deutschlandtickets beschlossen hatte, berichtet die „Nordwest Zeitung“.
Todesurteil für „mooev“: Deutschlandticket
Wie Reederei-Vorstand Carl-Ulfert Stegmann erklärte, sei der Auslöser eine wirtschaftlich nicht tragbare Vorgabe gewesen: Auch „Mooev“ sollte das Deutschlandticket akzeptieren. „Wieso wir diese Direktionswirtschaft im deutschen ÖPNV haben, ist mir in weiten Teilen unverständlich. Das führt nur zur unternehmerischen Behinderung – bei uns eben zur Kompletteinstellung eines Betriebs, der sich aus Kundensicht großer Nachfrage erfreute“, so Stegmann gegenüber der Ostfriesen-Zeitung.
Eine Ausnahme für privat geführte Unternehmen war laut Landkreis nicht möglich. Die bundesweite Regelung gelte für alle. Wirtschaftliches Handeln sei dadurch nicht mehr planbar gewesen.
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Norderney: „Private Betreiber nicht mehr gewollt“
Auch die Peter Tjaden Nahverkehrs GmbH, eine Tochter der Reederei, bekam die Auswirkungen zu spüren. Erstmals fuhr der Busbetrieb auf Norderney ein Minus ein – 314.000 Euro im Jahr 2024. Das Unternehmen war eigenwirtschaftlich tätig, also ohne staatliche Zuschüsse. Eine Anerkennung des Deutschlandtickets erschien unter diesen Bedingungen zunächst nicht machbar. Der Fall landete vor Gericht. Die Entscheidung: „Mooev“ muss das Ticket anerkennen.
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„Große private Investitionsentscheidungen, wie beispielsweise in eine Elektrobus-Flotte, sind aufgrund dieser unsicheren politischen Rahmenbedingungen nicht mehr zu rechtfertigen. Daher sehen wir im Moment davon ab“, sagte Stegmann. Laut NWZ zieht Stegmann ein klares Fazit: „Es ist stark erkennbar, dass nahezu der gesamte ÖPNV in Deutschland nur noch aus quasi staatlichen Busbetrieben bestehen soll und private Betreiber auch nicht mehr gewollt sind.“
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