Nach Jahren des Stillstands und hoher Preise erlebt die Krabbenfischerei an der Nordsee derzeit eine überraschende Wende. Die Netze sind so voll wie lange nicht mehr und in den Kühlräumen stapelt sich der Fang. Für die Verbraucher bedeutet das: Es könnte bald wieder günstiger werden, Krabben zu kaufen.
In den vergangenen Monaten hatten die hohen Einkaufspreise für Krabbenfleisch an der Nordsee viele überrascht. Noch im Frühjahr galten sie als Luxusware. Nun deutet sich eine Trendwende an, die selbst erfahrene Fischerei-Experten verblüfft.
Unerwarteter Fangrekord in der Nordsee
„Ich rechne noch vor Weihnachten damit“, sagte Philipp Oberdörffer, Fischerei-Experte bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, über mögliche Preisrückgänge. Der Kaufpreis für Krabbenfleisch könne sich im Vergleich zum vergangenen Frühjahr fast halbieren. Zuerst hatte das Regionalmagazin „buten un binnen“ berichtet.
Anfang des Jahres lagen die Fangmengen an der Nordsee am Boden. „Das war gigantisch hoch, bei den kleinen Mengen“, so Oberdörffer über die damaligen Rekordpreise. Nun habe sich das Blatt vollständig gewendet. Statt kaum zehn Kilo pro Stunde holen die Fischer derzeit bis zu 80 Kilo Krabben aus dem Meer.
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Wie es zu dieser plötzlichen Fülle kam, bleibt unklar. „Da überraschen uns die kleinen Tierchen immer“, sagte Oberdörffer. „Als würden sie vom Himmel fallen.“ Nach Jahren mit schwachen Fängen und wirtschaftlichem Druck kehrt neue Zuversicht in die Häfen der Nordsee zurück. „Wenn noch im Frühjahr jemand gesagt hätte: Ich nehme dir den Kutter ab, hätte jeder sofort zugesagt, egal zu welchem Preis“, erklärte Oberdörffer. Jetzt sei die Stimmung völlig anders. „Die Stimmung hat sich absolut gedreht.“
Fischer investieren wieder in ihre Zukunft
Viele Krabbenfischer machen wieder Gewinn und investieren in ihre Betriebe – etwa in neue Kühlräume oder sparsamere Motoren. „Das ist auch dringend notwendig“, betonte der Experte. Zuletzt habe es kaum Mittel für Modernisierungen gegeben.
Die reichen Nordsee-Fänge stellen nun allerdings eine neue Herausforderung dar. „Plötzlich kippt man sie dort zu mit Krabben“, berichtete Oberdörffer mit Blick auf die Verarbeitung in Marokko. Dort wird der Großteil der Nordsee-Krabben per Hand gepult. „So schnell kämen sie kaum mit dem Pulen hinterher. Das ist gerade ein Flaschenhals.“
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Bis die Krabben in größerer Menge wieder im Handel landen, dürfte es daher noch etwas dauern. Danach aber könnten die Preise deutlich sinken – ein längst überfälliges Aufatmen für eine ganze Branche. (mit dpa)
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