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Ostsee am Abgrund! EU-Regeln zwingen Fischer in die Knie – doch das wahre Problem ist viel größer

Die EU tut alles, um die Überfischung zu mindern und die Ostsee zu retten. Doch das ist nicht das Hauptproblem der Ostsee.

© IMAGO / Olaf Döring

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Schwindende Bestände, harte Fangstopps, Betriebe am Abgrund – zum Schutze der Ostsee werden in Europa Fangquoten für bestimmte Fische eingesetzt.

Doch hinter dem Ostsee-Quoten-Hammer steckt ein viel größeres Drama, das nicht nur Fischer in die Knie zwingt, sondern auch die Politik. Dabei ist die Fischerei nicht einmal das Hauptproblem des Meeres.

EU-Quotenhammer: Ostsee-Fischerei in Krisenzeiten

„Die Ostsee ist ein abgeschlossenes Binnenmeer“, erklärt Dr. Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei im Gespräch mit MOIN.DE. „Alles was an Salzwasser in der Ostsee ist, muss durch die engen dänischen Straßen von der Nordsee aus reingedrückt werden.“ Das mache sie extrem empfindlich für Belastungen. Doch Dr. Zimmermann sagt auch: „Mit Abstand das wesentliche ökologische Problem für das Ökosystem der Ostsee ist die Eutrophierung, also zu viele Nährstoffe. Dann kommt eine große Pause und dann kommt alles andere, wie Überfischung, Altmunition, Klimawandel, Giftstoffe.“

Trotzdem verschärft die EU den Kurs und wirkt mit Fangquoten dem Untergang der Ostsee entgegen. Im Gespräch mit MOIN.DE erklärt Zimmermann, warum die Lage so brisant ist: „Natürlich sind Fischer da dran interessiert, dass sie stabile Fangmengen haben, weil sie dann zum Beispiel ihre Kredite besser bedienen können.“ Doch stabile Mengen sind passé.

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Übergangshilfen seitens der EU, wie sogenannte Stilllege-Prämien können den Fischereibetrieben nur kurzfristig helfen. „Ich bin der Meinung, dass sich der Dorsch in den nächsten 20 oder 30 Jahren nicht erholen wird. Dann macht es natürlich keinen Sinn, die Dorschfischerei im jetzigen Umfang über Wasser zu halten“, so Zimmermann gegenüber MOIN.DE, dann müsste das Unternehmen die Flotte langfristig schrumpfen.

Ostsee-Fischer bangen um Existenz: Doch Fischerei ist nicht das Hauptproblem

Bereits heute ist die Ostsee-Flotte nur noch ein Viertel so groß wie vor zehn Jahren. Hintergrund der drastischen Kürzungen ist die dramatische Lage der Bestände. Wissenschaftler verzeichnen seit Jahren ein Schrumpfen der Populationen. Brüssel setzt dabei auf enge Kontrollen. Die Fangquoten werden EU-weit festgelegt und überwacht. „Das kann man eigentlich ganz gut machen, wenn man das möchte“, betont Zimmermann. Doch es gibt einen Anrainerstaat an der Ostsee, der nicht möchte.


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Seit dem Krieg gegen die Ukraine liefert Russland keine Fangdaten mehr und weitet laut dem Experten seinen Anteil aus: „Inzwischen fängt Russland zum Beispiel 80 Prozent der Dorschfangmenge, die noch übrig ist“. Das verschärft den Druck auf die EU-Bestände zusätzlich. Während sich die EU-Anrainerstaaten also an die Quoten halten, nutzt Russland die Lage aus und fischt fleißig weiter bedrohte Arten.

Zimmermann mahnt, dass Quoten allein keine Rettung sind. „Teil des Problems ist auch, dass die Umweltverbände immer noch sagen, wir müssen nur die Fischerei einstellen, dann wird alles wieder gut. So werden wir das Problem nicht lösen können. Wir müssen anfangen uns klarzumachen, dass das wesentliche Problem die Nährstoffe sind und dass wir da jetzt ran müssen. “