Der Küstentourismus stand in diesem Sommer erneut unter besonderer Beobachtung. Das wechselhafte Wetter im Juli hatte sowohl an Nord- als auch an Ostsee deutliche Spuren hinterlassen. Spontanreisende blieben vielerorts fern, was für Hotellerie und Gastronomie herbe Einbußen bedeutete.
Umso wichtiger war der Verlauf des Augusts. Denn für viele Betriebe entscheidet sich in der Hauptsaison, ob das Geschäftsjahr noch halbwegs solide ausfällt. Die Erwartungen waren entsprechend hoch, die Belastungen für die Branche bleiben allerdings groß.
Leichte Entwarnung aus Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein zeigt man sich mit der Sommersaison 2025 insgesamt erleichtert. „Ja der Juli und August 2025 liefen in der SH Gastro und Hotellerie zum Glück ganz gut! Viele Betriebe brauchen das auch dringend, weil der Winter anschließend lang genug ist!“, sagte Lutz Frank vom DEHOGA Schleswig-Holstein.
Nach einer internen Umfrage verliefen die beiden Sommermonate wirtschaftlich „noch ganz anständig“. Zwar erreichten die Ergebnisse nicht das Niveau von 2018 oder 2019, doch ein positives Fazit ist möglich. Auffällig sei, dass Gäste Aufenthalte kürzer und kurzfristiger buchen. Auch im Restaurant werde gespart: „In der Gastro wird schon einmal auf die Nachspeise oder das zweite Getränk verzichtet.“
+++ Ostsee-Ort zerstört alles! Wenn Touristen kommen, müssen Kinder weichen +++
Frank verwies auf die begrenzten Budgets vieler Urlauber, die selbst mit steigenden Kosten im Alltag zu kämpfen hätten. Dennoch habe es spürbar mehr Gäste gegeben, sowohl Urlauber als auch Tagesgäste. Die zentrale Forderung der Branche bleibt jedoch bestehen: „Zum Überleben muss zum 1. Januar 2026 die überfällige Reduzierung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent her, sonst sieht es für viele Kollegen düster aus“, so Frank.
Nordsee: „Auf gar keinen Fall überfüllt“
Auch an der Nordsee-Küste mit den sieben Ostfriesischen Inseln zeigte sich ein gemischtes Bild. Während der Juli durch schlechtes Wetter geprägt war, brachte der August deutliche Entspannung. „Im August waren die Urlaubsorte an der Nordsee-Küste inklusive der sieben Ostfriesischen Inseln in unserem Bereich gut besucht, jedoch auf gar keinen Fall überfüllt. Dies gilt sowohl für die Strände als auch für die Küsten- und Inselorte“, hieß es von der DEHOGA-Geschäftsführerin der Bezirksverbände Weser-Ems e.V. und Ostfriesland.
+++ St. Peter-Ording (SPO) am Limit! So sehr hat sich der beliebte Nordsee-Ort verändert +++
Sie erklärt auch, dass vor allem Spontanurlauber im August für bessere Buchungen gesorgt hätten, nachdem sie im Juli weitgehend ausgeblieben waren.
„Affinität zur Kurzfristigkeit“ an der Ostsee-Küste
In Mecklenburg-Vorpommern erklärt man, dass das erste Halbjahr 2025 zwar leicht über dem Vorjahr liege, man jedoch weit von dem Umsatz-Niveau von vor der Corona-Pandemie entfernt sei. Die Ostsee-Gäste in MV hätte dieses Jahr eine extreme „Affinität zur Kurzfristigkeit“, beschreibt der DEHOGA-Präsident von Mecklenburg-Vorpommern Lars Schwarz den Umstand, dass oftmals spontan Reisen abgesagt werden würden, wenn schlechtes Wetter über der Region liege.
Mehr News:
Er betont, dass man vor allem gerade mehr Umsatz bräuchte, um die gestiegenen Kosten decken zu können. Jetzt würde alle Hoffnung auf einem goldenen Herbst liegen. Eine aktuelle DEHOGA-Umfrage zeigt jedoch: Sinkende Umsätze, steigende Kosten und eine angespannte Buchungslage belasten die Betriebe erheblich. Laut Statistischem Bundesamt lag der reale Umsatz im ersten Halbjahr 2025 bundesweit 15,1 Prozent unter dem Vergleichswert von 2019, in der Gastronomie sogar 17,4 Prozent.
Die Umfrage verdeutlicht die Situation im Nordosten: Der Nettoumsatz im Juli 2025 lag 3,8 Prozent unter dem Vorjahresmonat, von Januar bis Juli 2025 summierte sich das Minus auf 4,8 Prozent. 29,7 Prozent der Befragten befürchten, 2025 in die Verlustzone zu rutschen. Lars Schwarz erklärte: „Die Politik muss jetzt die Weichen für eine wirtschaftlich tragfähige Zukunft stellen – damit das Gastgewerbe auch künftig Jobmotor und Wirtschaftskraft bleibt.“
Ostsee und Nordsee: Branche ist sich einig!
Auch Hauptgeschäftsführer Matthias Dettmann unterstrich den Ernst der Lage: „Unsere Umfrage zeigt deutlich: Viele Gastgeber stehen am Limit. Ohne politische Entlastungen werden wir mit noch mehr Betriebsschließungen konfrontiert sein.“
Ob Schleswig-Holstein, Nordsee-Küste oder Mecklenburg-Vorpommern – die Branche ist sich einig: Die Rückkehr zum ermäßigten Mehrwertsteuersatz auf Speisen gilt als entscheidender Schritt, um Betriebe zu stabilisieren. Neben sinkenden Gewinnen und steigenden Kosten sehen viele Gastgeber ohne politische Unterstützung keine Zukunftsperspektive.




