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Mallorca: Pferdekutsche adé! Ich habe die neue Elektro-Kutsche getestet

In einer Gemeinde auf Mallorca werden Pferdekutschen nun durch Elektrokutschen ersetzt. Ich habe den Test gemacht.

© Chaleen Goehrke/ DER WESTEN

Stierkampf auf Mallorca: Tradition oder Tierquälerei?

In vielen Urlaubsorten werden noch immer Pferdekutschen angeboten, doch Tierschützer kämpfen seit Jahren um ein Verbot. In Mallorcas Hauptstadt Palma haben sich die Kutscher erfolgreich gegen ein Verbot gewährt, auch wenn dieses 2022 eigentlich schon vom Rathaus fest beschlossen wurde.

Dafür setzt eine andere Gemeinde auf Mallorca nun freiwillig auf eine Alternative. In Alcudia werden Touristen seit dieser Saison in Elektrokutschen durch die Gegend chauffiert. Ich habe mit einem Kutscher gesprochen und den Selbsttest gemacht.

Mallorca: Elektrokutsche im Test – „War an der Zeit“

Am Hafen Alcudias warten die Kutscher und ihre neuen elektronischen Fahrzeuge auf Kundschaft. Von insgesamt zehn Kutschen laufen nun acht motorisiert und zwei noch mit Pferden. Ich erinnere mich noch, wie ich in Ägypten bei einer Tour zu einer Sehenswürdigkeit auch in einer Pferdekutsche saß. Es war die einzige Möglichkeit, um zum Zielort zu gelangen, was mir vorher niemand sagte. Als ich jedoch die abgemagerten Pferde sah, die mich erschöpft chauffierten, überkam mich ein Schamgefühl und genießen konnte ich die Fahrt nicht.

Danach stand für mich der Entschluss fest, dass ich niemals wieder mit einer Pferdekutsche fahre.

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Ich mache es mir also in der Elektro-Kutsche bequem. Von der Optik unterscheidet sich die Kutsche nicht sonderlich als vom Original, nur dass die Pferde fehlen. Die Zügel wurden durch ein Lenkrad ersetzt, und anstelle des Klapperns der Hufe auf dem Asphalt nehme ich nun das Surren des Motors und das Quietschen der Reifen wahr. Eine 20-minütige Fahrt kostet 45 Euro.

Während wir durch die Straßen ziehen, gucken uns immer wieder andere Menschen verdutzt an. Auch sie müssen sich an den neuen Anblick wohl noch etwas gewöhnen.

José Antonia Salazar sitzt in Alcudia in seiner Elektrokutsche. Foto: Chaleen Goehrke/ DER WESTEN

Während der Fahrt habe ich Zeit, um etwas mit dem Kutscher José Antonio Salazar zu plaudern. Auch der 39-Jährige meint: „Ich liebe Pferde, aber ich denke, es war an der Zeit für den Wechsel.“ Sicherlich sind nicht alle Pferde in einem derart schlechten Zustand wie es in Ägypten der Fall war und viele Kutscher achten auf das Wohl ihrer Tiere, aber wird hier nicht unnötig an einer Tradition festgehalten, die nur der Belustigung von Menschen dient und für das Tier nichts tut?

DIESE Vorteile bringen Elektrokutschen mit sich

Salazar erkennt auf jeden Fall bereits nach nur kurzer Zeit schon einige Vorteile der Elektrokutschen. „Ich habe vorher sechs Pferde pro Kutsche benötigt. Alle fünf Stunden musste ich eins austauschen. Vor einigen Jahren kam ein neues Gesetz, dass wir ab 36 Grad nicht mehr mit den Pferden fahren dürfen. Und da es immer heißer wird, können wir immer öfter nicht arbeiten.“ Das sei weder für die Pferde gut noch für sie selbst, denn in dieser Zeit können sie kein Geld einnehmen.



Dieses Problem habe er mit den Elektro-Kutschen nun nicht mehr. Nach etwa 50 bis 60 Kilometern müsse zwar der Akku geladen oder ausgetauscht werden, doch danach könne es weitergehen – unabhängig vom Wetter. Die ersten Reaktionen der Touristen seien unterschiedlich. „Vorher haben sie gemeckert und wollten, dass wir die Pferde weglassen und nun beschweren sie sich, weil dadurch der Charakter einer Kutsche fehle“, schmunzelt Salazar.  

Zugegebenermaßen ist das neue elektronische Transportmittel gewöhnungsbedürftig und der Cinderella-Effekt wie man ihn sich vorstellt, bleibt etwas auf der Strecke, aber dafür kann ich mich voll auf die Umgebung einlassen und konzentrieren, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.