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Urlaub in Montenegro als Geheimtipp? „Haben etwas, das Kroatien nicht hat“

Montenegro als Geheimtipp für Urlauber – so sieht es zumindest Tourismus-Ministerin Simonida Kordić. Was ihr Land Kroatien voraus habe…

Urlaub in Montenegro
© Metin Gülmen/DER WESTEN

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Ist dieses Balkanland ein echter Geheimtipp für Urlauber? Mehr als das – so sieht es zumindest Simonida Kordić, ihres Zeichens Tourismus-Ministerin von Montenegro. Im Interview mit DER WESTEN verrät sie, was die kleine Nation für den Urlaub zu bieten hat – und worauf sich Reisende schon bald freuen können.

DER WESTEN: Frau Ministerin, warum sollten deutsche Urlauber nach Montenegro statt beispielsweise nach Kroatien oder Italien reisen?

Simonida Kordić: Dieses Ministerium hat ein strategisches Konzept. Touristen verbringen nur noch selten zwei Wochen an einem einzigen Ort. So haben es die Menschen früher gemacht, als ich noch ein Kind war. Aber der moderne Tourist will mehr erleben. Die Statistik zeigt, dass die meisten Touristen durchschnittlich nur zwei Tage an einem Ort verbringen. Daher haben wir mit unseren Nachbarländern ein Projekt mit dem Arbeitstitel ‚Destination Balkans‘ gestartet. Wir wollen, dass Touristen den Balkan erleben, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen haben. Wir ermöglichen ihnen, herumzureisen, viele Orte und unterschiedliche Kulturen kennenzulernen – und fördern das Prinzip der Zusammenarbeit statt des Wettbewerbs.

Urlaub in Montenegro: „Haben etwas, das Kroatien nicht hat“

Wie sieht das Projekt konkret aus?

Die Welt leidet an Übertourismus, besonders Italien, Kroatien, Spanien – sehr entwickelte Tourismus-Länder, die jetzt versuchen, die Zahl der Urlauber zu limitieren. Durch regionale Zusammenarbeit laden wir Touristen ein, uns zu besuchen, um etwas Neues zu erleben. Etwas zu sehen, das kein Standard-Touristen-Paket ist. Aber gleichzeitig auch so aufregend, weil es unentdeckt ist. Wir haben etwas, das Frankreich oder Kroatien nicht hat. Wir bewahren Natur und Kultur besser, arbeiten zugunsten der Menschen, die Dienstleistungen erbringen – der Einwohner des Landes. Aber gleichzeitig ist es eine Win-win-Situation.

Urlaub in Montenegro
DER WESTEN-Reporter Metin Gülmen im Gespräch mit Montenegros Tourismus-Ministerin Simonida Kordic. Foto: Metin Gülmen/DER WESTEN

Wie soll Montenegro in fünf oder zehn Jahren aussehen?

Bereits jetzt ist der Tourismus in Montenegro sehr gut entwickelt. Es handelt sich um die wichtigste Industrie im Land und sie trägt fast 30 Prozent zu unserem gesamten BIP bei. Momentan haben wir einen gut entwickelten Tourismus an der Küste, und weniger entwickelt im bergigen Norden. Es muss eine bessere Vernetzung der Regionen geben, nicht nur bei der Infrastruktur, sondern auch bei unserer Positionierung auf dem Tourismusmarkt. Wir streben eine ausgewogene Entwicklung des gesamten Landes auf nachhaltigem Wege an.

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Was heißt Nachhaltigkeit für Sie?

Nachhaltig ist ein populäres Wort und alle Politiker benutzen es. Aber ich meine es wirklich so. Natur ist eines der besten Attribute Montenegros, weshalb ihre Bewahrung hier wichtig ist. Wir sind sehr offen für Investments und wir brauchen Investments im Tourismus. Es gibt großartige Möglichkeiten, hier zu investieren. Wir werden sicherstellen, dass diese Investitionen in neue Einrichtungen so angelegt sind, dass sie das Potenzial unserer natürlichen Umgebung steigern, ohne diese zu gefährden. Aber Tourismus muss auch wirtschaftlich nachhaltig sein. Wenn du Nachhaltigkeit in der Natur ohne wirtschaftliche Nachhaltigkeit hast, wird es nicht funktionieren. Wir müssen also sicherstellen, dass die lokale Bevölkerung partizipiert. Auf der anderen Seite ist Tourismus volatil und anfällig. Wir stärken die Anzahl unserer Verbindungen. Außerdem wollen wir Montenegro für Touristen aus dem Fernen Osten oder Amerika attraktiver zu machen.

Urlaub in Montenegro
Ein Urlaub in Montenegro gilt für viele als Geheimtipp. Dieses Foto zeigt die Küstenstadt Perast. Foto: Metin Gülmen/DER WESTEN

Deutsche Touristen wichtig für Balkanland

Wie wichtig sind Touristen aus Deutschland für Montenegro?

Deutschland gehört zu den fünf wichtigsten Tourismusmärkten in Montenegro. Durch die Erhöhung der Fluganzahl und Verbindungen machen wir uns für westeuropäische Touristen zugänglicher. Darüber hinaus gibt es den Trend, dass Reisende mehr und mehr verlängerte Wochenend-Trips machen. Wir sind innerhalb von ein oder zwei Flugstunden überall in Europa erreichbar. Wir wollen jetzt die Anzahl der Flüge das ganze Jahr über erhöhen, was die Saison verlängern wird, statt traditionell eine Sommer- und eine Wintersaison zu haben.


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Wie wichtig ist eine EU-Mitgliedschaft für die Zukunft des Tourismus in Montenegro?

Sehr wichtig. Zunächst profitieren wir davon, dass wir den Euro als Währung verwenden. Das macht Reisen nach Montenegro besonders für Europäer sehr unkompliziert. Andererseits erwarten wir, bis Ende dieses Jahrzehnts der EU beizutreten. Unser Ziel ist 2028. Dies würde viele Verbesserungen mit sich bringen. Reisen, insbesondere für EU-Bürger, werden dadurch einfacher. Wir können uns dann auch an EU-Entscheidungsprozessen im Tourismusbereich und an Finanzierungsmöglichkeiten beteiligen, speziell für Infrastruktur und Flugverbindungen. Montenegro ist zudem ein sehr sicheres Land, was bei der Reiseplanung wichtig ist. Ein EU-Beitritt würde unserem Land zusätzlich eine gewisse Anerkennung verleihen.

Zur Person: Simonida Kordić wurde kürzlich zur Vorsitzenden der Kommission für Europa innerhalb der UN Tourism – der weltweit wichtigsten Tourismusorganisation – gewählt. Die Tourismus-Ministerin wird die Kommission für die nächsten zwei Jahre leiten. Zu ihren Führungsaufgaben gehören u.a. die Koordination bei der Entwicklung gemeinsamer Strategien und Lösungen für Herausforderungen im Tourismus.