Weiße Strände, noble Boutiquen, Champagner-Stimmung: Sylt gilt als Inbegriff des luxuriösen Nordsee-Urlaubs. Jedes Jahr strömen Hunderttausende Touristen auf die Insel – etwa 850.000 Gäste kommen laut Tourismusstatistik jährlich, um sich hier die frische Brise um die Nase wehen zu lassen. Doch wo andere entspannen, beginnt für viele Insulaner der alltägliche Kampf ums Wohnen und Leben.
Denn so schön Sylt auch für Besucher ist – auf der Insel herrscht ein heftiger Streit, der die Bewohner tief spaltet. Es geht ums Bauen, um Ferienwohnungen und darum, wie das Leben auf der Insel in Zukunft aussehen soll. Während viele Investoren nach wie vor große Gewinne mit Ferienimmobilien machen, wird bezahlbarer Wohnraum für Einheimische immer knapper.
Sylt: Ein Plan mit Sprengkraft
Der Bebauungsplan 28 für Westerland gilt laut „shz“ als eine Art Blaupause für zukünftige Regelungen auf der Insel. Der Plan erlaubt pro Grundstück bis zu drei Wohnungen, wobei 45 Prozent als Ferienwohnungen genutzt werden dürfen. Auch Keller- und Dachräume sollen künftig bewohnbar sein – was vielen Einheimischen sauer aufstößt. Das Bürgernetzwerk „Merret reicht’s“ warnt davor, dass damit die letzten funktionierenden Nachbarschaften zerstört würden.
Birte Wieda, Sprecherin des Netzwerks, findet klare Worte: „Dieser Bebauungsplan darf so nicht beschlossen werden!“, erkärt sie gegenüber dem „shz“. Sie befürchtet eine schleichende Entmischung der Insel, bei der Dauerbewohner immer weiter verdrängt werden. Vor allem in Westerland, wo einst viele Familien lebten, droht laut Kritikern eine weitere „Ferienwohnungisierung“.
+++Gastro-Legende eröffnet Strand-Bistro in den Dünen von Sylt +++
Politik verteidigt das Vorhaben
CDU-Gemeindevertreter Kay Abeling betont, der Plan sei „von allen Seiten bis ins Detail beleuchtet worden“. Die Entscheidung sei demokratisch gefallen – den Plan als Blaupause für weitere Bebauung sieht er nicht. Doch viele Sylter fürchten genau das: Dass immer mehr Gebiete für Ferienzwecke geöffnet werden, während bezahlbarer Wohnraum weiter schwindet.
Hier mehr News:
Mit der Veröffentlichung des Planentwurfs begann eine vierwöchige Phase der öffentlichen Auslegung. Bürger können nun Stellungnahmen abgeben oder Widerspruch einlegen. „Alle, die eine lebendige Inselstruktur erhalten wollen, sollten sich beteiligen – auch über die Gemeindegrenzen hinaus“, appelliert Birte Wieda. Denn eines ist klar: Was auf Sylt entschieden wird, könnte bald auch andere Inseln betreffen.