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Camping Hamburg: Was diese Männer auf einer Messe zeigen, hat die Welt noch nicht gesehen

Zwei Leipziger Kaufleute stellen auf einer Camping-Messe in Hamburg einen selbst entworfenen Camping-Anhänger vor – der ist wohl einmalig.

© Bea Swietczak

Camping: Tipps & Tricks für Anfänger

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Seit Corona boomt der Camping-Trend richtig. Bis einschließlich Sonntag (12. Februar) können sich Interessierte bei der Messe „Reisen & Caravaning Hamburg 2023“ ansehen, was der Markt hergibt. Geboten werden beim Camping Hamburg acht Themenbereiche: Reisen, Caravaning, Kulinarik, Rad und Outdoor, Kreuzfahrten, Tauchen, Reisefotografie und Motorrad.

MOIN.DE schaute sich in den Messehallen um. 395 Aussteller zeigen beim Camping Hamburg ihre aktuellen Erzeugnisse vom exklusiven Dachzelt über einfache Kastenwagen-Ausbauten bis hin zum Super-Wohnmobil für rund 660.000 Euro, in dessen „Bauch“ ein Kleinstwagen hineinpasst. Dort, wo die großen Hersteller wie VW, MAN, Westfalia, Hymer oder Ford dominieren und ihre Super-Camper zum Teil zu Mondpreisen ausstellen, zeigen mittendrin zwei Freunde, was man mit Leidenschaft, Engagement, Hartnäckigkeit, Risikofreude und großem Optimismus auf den Markt bringen kann. Und das, obwohl sie gar nicht vom Fach sind.

Camping Hamburg: Selbst entworfener Camping-Anhänger

Holger Schack und Stefan Rumsch stellen ihren selbst entworfenen Camping-Anhänger aus, den sie „Kleox“ nennen und für 5990 Euro verkaufen. Von Beruf sind die beiden Mittfünfziger aus Leipzig eigentlich Kaufleute und keine Ingenieure. Der eine hat BWL studiert und arbeitete als Controller in einer kleinen Firma. Der andere ist Diplom-Volkswirt und war Geschäftsführer in einer Fabrik.

Urlaubserlebnis sorgt für Zweit-Karriere

Die Idee, die Branche komplett zu wechseln, kam Holger Schack vor fünf Jahren nach einem Camping-Urlaub mit seiner Familie, bei der er fürchterlich einregnete. „Während mein Bruder mit seinen Töchtern gemütlich und mollig im Bus saß und ihnen Geschichten vorgelesen hat, bin ich mit meiner Tochter in unserem Zelt jämmerlich abgesoffen“, erzählt er. „Weil das schon das zweite Mal passierte, dachte ich, so geht das nicht weiter. Ich habe überlegt, wie das Zeltfeeling gerettet werden kann, wenn es mal schüttet.“

Luxus pur: Im „Morelo Empire Liner 100 GB“ für schlappe 660.000 Euro kann man seinen Kleinstwagen unterbringen. Das Reisemobil ist über 10 Meter lang, hat 455 PS, 6 Betten und alles, was es im Eigenheim auch gibt, plus Extras wie eine Dachsolaranlage, Klimanalage, Außendusche und ein Supersound-System mit Subwoofer. Foto: Bea Swietczak

Camping Hamburg: Günstige Lösung im Angebot

Aber sich dafür extra einen Wohnwagen zu kaufen, da sei ja unter einer fünfstelligen Summe nichts zu machen. Zudem stehe der Wohnwagen außerhalb von Urlaubszeiten nur herum. Und wozu einen voll ausgestatteten Bulli kaufen, der nicht unbedingt alltagstauglich ist? Es gibt zwar schon kleine Anhänger namhafter Anbieter mit Schlafplätzen für zwei Personen auf dem Markt, aber die Hersteller lassen sich den Trend auch teuer bezahlen. Eine günstigere Lösung musste her.

Tüftler gerät in Existenznöte

„Deshalb fing ich an, in meiner Garage selbst mit Material zu experimentieren und zu entwickeln. Ich wollte etwas schaffen, das ich für einen kurzfristigen Trip nur an mein Auto anzuhängen brauche, in dem alle Campingsachen schon verstaut sind.“ Doch die mühsame Entwicklungsphase verschluckte das ganze Ersparte von Holger Schack und brachte ihn in Existenznot. Deshalb sprach er seinen Freund Stefan Rumsch an, der sein Kompagnon wurde und für die weitere Finanzierung sorgte.

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Camping Hamburg: Vom Hobbybastler zum Messe-Aussteller

Jetzt schauen die beiden Freunde mit Stolz auf ihr Schaffen zurück. „Wir sind zwar seit zwei Jahren auf dem Markt, aber so richtig marktreif ist unser Kleox seit einem halben Jahr“, erzählt Holger Schack. „Denn ich hatte mich auch verrannt, weil ich alles selbst machen wollte. Ich hatte mir zum Beispiel eingebildet, dass ich jedes Bauteil wie die Scharniere selbst herstellen kann. Damit gingen Monate ins Land.“


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„Markttaugliche Dekra-Zulassung“

Auch bei den Seitenfenstern gab’s Probleme. „Als Fenster hätten wir vorgefertigte Fabrikfenster nehmen können. Aber ich wollte lieber meine Eigenentwicklung mit 70er-Jahre-Optik“, erzählt Holger Schack weiter. „Doch dafür muss man eine EU-Zulassung haben. Das alles perfekt hinzubekommen, dauerte sehr lange. Am Ende war es so, dass jeder einzelne Produktionsschritt mit dem TÜV abgestimmt wurde. Jetzt haben wir eine offizielle, markttaugliche DEKRA-Zulassung.“

Camping Hamburg: 50 Anhänger sollen dieses Jahr verkauft werden

Die beiden Freunde produzieren in Leipzig und wollen in diesem Jahr 50 ihrer „Kleox“-Anhänger verkaufen, die ab Ende Mai lieferbar sind. Jeder wiegt 220 Kilo und verfügt über ein zulässiges Gesamtgewicht von 750 Kilo. Dank der kleinen Außenmaße von 3,10 x 1,80 x 1,65 Meter passt er auf einen Garagenstellplatz und ist auf der Straße für eine Geschwindigkeit von 100 km/h zugelassen.