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Corona in Hamburg: Beliebtes Theater vor dem Aus? „Der Kampf erschlägt“

Corona in Hamburg: Beliebtes Theater vor dem Aus? „Der Kampf erschlägt“

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Die Corona-Beschränkungen erschweren die Lage für Theater und andere Veranstaltungsstätten in Hamburg noch zusätzlich. Foto: picture alliance/dpa

Fast zwei Jahre sind seit Ausbruch der Pandemie bereits vergangen. Auch in Hamburg hat Corona Spuren hinterlassen. Gastronomie. Einzelhandel und Veranstaltungsstätten wie Clubs und Theater bangen ständig um ihre Existenz.

Obwohl Theater eigentlich eine willkommene Abwechslung für die Menschen in Hamburg darstellen, haben auch sie aktuell hart kämpfen.

Hamburg: Mitarbeiter gehen, Frust bleibt

„Es ist manchmal schwierig, positive Energie zu ziehen“ erzählt Friederike Barthel im Gespräch mit MOIN.DE. Die gebürtige Hamburgerin leitet die Kommunikationsabteilung des Altonaer Theaters und ist sichtlich erschöpft von den Auswirkungen der Corona-Pandemie.

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Das Traditions-Theater verlor im letzten Lockdown wichtige Mitarbeiter. Viele Teilzeitkräfte seien nicht in Kurzarbeit gegangen, „die haben wir dann verloren“, erzählt sie. Dazu sei es aufgrund der vielen Hygieneverordnungen aktuell schwierig, neue Kräfte einzuarbeiten – wenn zu Pandemie-Zeiten denn überhaupt welche zu finden sind. „Der Markt ist leer“, stellt Barthel ernüchtert fest.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Hamburg verändert sich

„Die Bedingungen sind nicht so einfach, schnell wechselnde Strategien machen Schwierigkeiten“ klagt die Hanseatin, die Situation sei „sehr zweischneidig, ein auf und ab“. Gemeint sind damit die häufig wechselnden Verordnungen der Hamburger Kulturbehörde, um das Corona-Virus einzudämmen.

Die kreative Arbeit leide unter den ständigen Veränderungen, meint Barthel. Der Betrieb müsse oft mehr reagieren anstatt aktiv zu handeln, man sei so abhängig von den politischen Entscheidungen. Ein kräftezehrendes „Fahren auf Sicht“ also, wie viele Theater es momentan erleben.

Hamburg: Begeisterte Gäste, gute Kritiken

Ein Lichtblick: Theaterproben finden momentan wieder statt, hier kann sich die kreative Kraft Bahn brechen. Und auch die Vorstellungen laufen. Zuletzt feierte „Olympia“ Premiere, ein von Kritikern hochgelobtes Bühnenstück und die Fortsetzung der Romanreihe von Volker Kutscher, die als Serie „Babylon Berlin“ aktuell in die vierte Staffel geht.

Trotz der pandemiebedingten Hängepartie sind die Zuschauerzahlen zufriedenstellend. Gäste besuchten nach wie vor gerne und regelmäßig das Altonaer Theater, erzählt Friederike Barthel, die mit viel Herzblut im Theaterbetrieb unterwegs ist. Doch eine gravierende Sorge bleibt.

Ein anderes Lebensgefühl in Hamburg

Hauptsächlich zieht es Abonnenten in den großen Saal, der dazu aus Sicherheitsgründen nur halb gefüllt wird. Zahlende Gäste ohne Dauerticket verzichten allzu oft auf den Besuch. „Die Theaterbegeisterung ist nicht mehr so vorhanden“ lautet das traurige Fazit von Friederike Barthel. Als Auslöser sieht sie die Corona-Maßnahmen, die das Theatererlebnis vieler Besucher häufig sichtlich schmälern. „Das drumherum wird sehr sachlich. Da bleiben dann viele zu Hause“.

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Eine aufreibende Zeit, die auch viele andere Theater in Hamburg durchleben. „Der Kampf erschlägt“ quittiert die PR-Chefin die Lage bitter. Doch die gesamte Belegschaft arbeite geschlossen daran, „diese Selbstverständlichkeit, ins Theater zu gehen“ zu erhalten. „Das gelingt mal gut und mal nicht so“.

Hamburg: Ein Sitzplatz neben James Joyce

Ein Trick soll dabei helfen: Um den Abstand zwischen den Besuchern im Saal zu erhalten, klemmen kleine Schilder an Sitzen, die frei bleiben sollen. „Reserviert“ steht darauf. Für „James Joyce“, „Elfriede Jelinek“, „John Steinbeck“ und viele andere. Autoren und Autorinnen, die Literatur und Theater geprägt haben oder noch prägen.

Die Karten, die mit einem Augenzwinkern an Kreativschaffende erinnern, sorgen nicht nur für den nötigen Sicherheitsabstand um Corona-Infektionen zu verhindern – sie sind auch immer wieder Gesprächsthema unter den Zuschauern. An Abstandsregeln und Maskenpflicht hielten sich ohnehin fast alle.

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Neben den ausgezeichneten Stücken sind es diese Besonderheiten, die etwas von der Theater-Atsmophäre aus Prä-Corona-Zeiten zurückholen. Damit sich die Leute nicht „vom Theater ‚entwöhnen‘ , da haben wir Angst vor“ sagt Friederike Barthel.

Mit der merklichen Leidenschaft, die alle Mitarbeiter des Altonaer Theaters aufbringen, um die Spielstätte auch zu Pandemie-Zeiten zu einer Oase der Kreativität werden zu lassen, dürfte es dazu aber wohl nicht kommen. (wip)