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Hamburg: Sturmtief „Nadia“ hinterließ Spuren in der Stadt – Sorge um den Elbstrand

Hamburg: Sturmtief „Nadia“ hinterließ Spuren in der Stadt – Sorge um den Elbstrand

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In dieser Woche werden einige Schäden an der Elbe in Hamburg repariert. Foto: Dirk Uhlenbrock

Hamburg und die restliche Städte im Norden haben die Stürme inzwischen überstanden, das Wetter ist wieder besser geworden. In der Hansestadt zeigte sich am Samstagmittag zeitweise die Sonne, für Montag sind in der Spitze sogar 10 Grad vorhergesagt. Was an einigen Stellen im Norden leider geblieben ist, sind Schäden an der Infrastruktur.

An der schleswig-holsteinischen Ostsee in Heiligenhafen beispielweise wurde an einem Strand ein ganzer Dünenfuß freigelegt und viel Sand abgetragen, Steine liegen dort wild herum. Bis im Frühjahr die Touristen kommen, haben die Verantwortlichen nicht mehr viel Zeit zur Reparatur, der Strand ist aktuell nicht wirklich nutzbar (hier mehr dazu). Auch in Hamburg machen sich Menschen Sorgen.

Hamburg, Schleswig-Holstein und die Stürme

Vor fast genau 60 Jahren, am 16. und 17. Februar 1962 starben in der Hansestadt noch mehr als 300 Menschen bei einer Jahrhundertflut, im benachbarten Schleswig-Holstein würden die Halligen verwüstet und von 560 Kilometern Seedeichen fast die Hälfte zerstört. Die dortige Landesregierung beschloss danach, den Küstenschutz landesweit in einem Generalplan zu regeln.

Schleswig-Holstein stellte nun in dieser Woche den neuesten Generalplan Küstenschutz vor. Mit ihm soll garantiert werden, dass die 330.000 in überflutungsgefährdeten Gebieten lebenden Menschen auch in den nächsten Jahrzehnten in Sicherheit leben können.

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Deichverstärkungsmaßnahmen bleiben dabei weiter von herausragender Bedeutung. 74 Kilometer Landesschutzdeiche sollen zu „Klimadeichen“ umgebaut werden. Die sind nach derzeitigem Kenntnisstand bis in das nächste Jahrhundert sicher, auch wenn die ungünstigsten Prognosen zum künftigen Meeresspiegelanstieg eintreffen.

So werden die neuen Deiche nicht nur höher, sondern haben anders als ihre Vorgänger ein flachereres Profil und eine verbreiterte Deichkrone. Sie können Sturmwellen damit länger standhalten.

Hamburg: Hafen-Management gibt Entwarnung

Auch in und um Hamburg macht sich manch einer Sorgen, wenn er an der beliebten Elbe-Strecke zwischen Wedel (Schleswig-Holstein) und Blankenese entlangläuft. Entwurzelte Bäume sind dort zu sehen, herumliegende Steine. Und was ist eigentlich mit dem Sand? Gibt es wirklich Grund zur Sorge?

So schreibt ein Bürger auf Facebook: „Ich kann nicht erkennen, dass zum Beispiel die Vegetation geschützt wird. Werden die freigelegten Wurzeln der Bäume geschützt?“ Bereits vor zwei Jahren habe er Schäden an dem gepflasterten und teilweise unterhöhlten Gehweg in Övelgönne gemeldet, erzählt der Mann MOIN.DE. „Daraufhin wurden dann die großen Netze mit Steinen dort zum Schutz der Promenade positioniert.“ Auf einer aktuellen Aufnahme sind solche neben freigelegten Wurzeln zu sehen:

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Andere Bürger stören sich zum Beispiel auch an Kratern und Löchern am beliebten Elbstrand. Der Ruf nach der Leiterin vom Bezirksamt Altona, Stefanie von Berg, wird laut. Die meldet sich auch zu Wort und verweist darauf, dass für derlei Angelegenheiten die Hamburg Port Authority (HPA) zuständig sei.

Hamburg: Das sagt das Hafenmanagement

HPA-Sprecherin Sinje Pangritz sagt auf Anfrage von MOIN.DE: „Hier wurde Boden abgetragen. Wie man gut sehen kann, haben wir bereits letztes Jahr dort Steinmatten ausgelegt, um größere Abbrüche zu verhindern. Wir werden auch hier zeitnah Boden aufbringen und die Wurzel wieder abdecken. Die Bäume am Nordufer werden von unseren Baumkontrolleuren regelmäßig kontrolliert und der Zustand des Baumes bewertet. Sollte dieser Baum nicht mehr standsicher sein, werden entsprechende Maßnahmen getroffen.“

Weitere Einwohner der Stadt geben derweil zu Bedenken, dass Sturmfluten in Hamburg normal seien. Da geht eben auch mal was kaputt. Und für viele sind raue Abschnitte am Wasser wahrscheinlich auch so etwas wie maritime Romantik. Nur gefährlich darf es eben nicht werden.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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„Grundsätzlich kann ich Ihnen sagen, dass unsere Wegewarte die Anlagen im Zuständigkeitsbereich der HPA auf Sturmschäden kontrollieren und dafür sorgen, dass entstandene Schäden behoben werden“, sagt Sinje Pangritz. „Der Sand wurde bei der Sturmflut tatsächlich umgelagert und hat sich auf den Strand verteilt. Er wird diese Woche mit Hilfe einer Raupe wieder zurückgeschoben. Die freiliegenden Steine werden wieder abgedeckt.“

Hamburg ist gut vorbereitet

Grund zur Sorge um den Küstenschutz generell muss sich in Hamburg trotz kleinerer Schäden an der Elbe niemand machen. Die Stadt ist gut auf prekäre Lagen eingestellt, neue Quartiere wurden beispielweise extra sturmflutgerecht gebaut.

Frank Reschreiter, Sprecher der Behörde für Inneres und Sport, sagte einst zu MOIN.DE, die Stadt sei „insbesondere auf Hochwasserlagen gut vorbereitet“ und seit 1962 gut mit diesen umgegangen. Viele Erfahrungen wurden seitdem gesammelt.

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Bei sehr schweren Sturmfluten kann zwar das gesamte Niederungsgebiet der Elbe betroffen sein. Grundsätzlich ist laut Innenbehörde aber ein Großteil dieses Gebietes durch die Hauptdeichlinie mit den vielfältigen Hochwasserschutzanlagen bis zu einem Wasserstand von 7,30 Meter über Normalhöhennull sicher. Und der wurde noch nie erreicht.

Hamburg: „Nadia“ lag 1,25 Meter unter Rekordhochwasser

Den bisherigen Höchststand gab es mit 6,45 Metern am 3. Januar 1976. Die Katastrophe blieb damals aus, weil die Deiche im Vergleich zu 1962 ausgebessert und erhöht worden waren. Bei Sturmtief „Nadia“ Ende Januar lag der Höchsstand laut Feuerwehr bei 5,20 Metern über Normalhöhennull.

Sollte der kritische Fall übrigens doch mal eintreten und die 7,30 Meter überschritten werden, gibt es einen festen Plan. So wird die Stadt Hamburg in dem Fall ihre Bürger intensiv über Medien warnen, mit Lautsprecherwagen durch die Straßen fahren, alle gefährdeten Bereich evakuieren, Notunterkünfte einrichten und 1.000 Deichverteidigungskräfte einsetzen.

Hoffen wir, das nie erleben zu müssen. (mit dpa)