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Hamburg: Alle wollen in Apotheken plötzlich DAS haben – einnehmen sollten sie es bloß nicht

Hamburg: Alle wollen in Apotheken plötzlich DAS haben – einnehmen sollten sie es bloß nicht

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Hamburg: Ein großer Lieferant für die Tabletten kommt mit den Lieferungen schon nicht mehr hinterher. Foto: picture alliance/dpa | Marcus Brandt

Der Ukraine-Konflikt führt zu einem Run auf die Apotheken in Hamburg. Und der macht deutlich, dass die Angst vor einer noch stärkeren Eskalation des Krieges bei so einigen Menschen durchaus da ist.

Ursula Sellerberg von der Apothekerkammer Hamburg berichtet auf Anfrage von MOIN.DE: „Die Nachfrage nach Jodtabletten ist klar gestiegen. Zu normalen Zeiten beträgt diese allerdings auch quasi Null. Apotheken berichten uns, dass es eine verstärkte Nachfrage gibt.“ Ein Hersteller von hochdosierten Jodtabletten aus Österreich soll bereits kaum noch mit der Lieferung nachkommen.

Hamburg: Sorge vor radioaktiver Strahlung

Im Ukraine-Konflikt hatte es zuletzt Kämpfe um das zerstörte Atomkraftwerk in Tschernobyl gegeben. Auch an anderen atomaren Anlagen gab es Auseinandersetzungen. Die Angst, dass dadurch radioaktive Strahlung freigegeben wird, ist groß. Im Bereich Tschernobyl wurde bereits eine erhöhte Strahlungsdosis festgestellt, wahrscheinlich durch aufgewirbelten Staub, die für uns allerdings ungefährlich ist.

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Radioaktives Jod hat die gleichen chemischen und biologischen Eigenschaften wie das Jod in der Nahrung. Es wird in gleicher Weise in der Schilddrüse gespeichert und kann Schilddrüsenkrebs hervorrufen. Kinder sind besonders gefährdet. Durch die Einnahme von Jod in hoher Dosierung kann die Speicherung von radioaktivem Jod verhindert werden.

Die russische Seite erwähnt zudem immer wieder indirekt oder direkt ihr Atomwaffen-Arsenal, auch das macht Menschen Angst. Zuletzt sprach Außenminister Lawrow am Dienstag davon, dass ein möglicher dritter Weltkrieg eine atomare Auseinandersetzung bedeuten würde.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Hamburg: Normale Jodtabletten reichen nicht aus

Wer sich mit Jodtabletten vor radioaktivem Jod schützen will, muss zwingend hochdosierte Tabletten einnehmen. „Die ganz normalen Jodtabletten sind gering dosiert, die reichen nicht für eine Jodblockade bei Radioaktivem Jod 132″, sagt Ursula Sellerberg von der Apothekerkammer Hamburg MOIN.DE.

Aber Vorsicht ist geboten! Denn von der eigenständigen Einnahme solcher Tabletten raten Mediziner dringend ab. „Eine Selbstmedikation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, hat aktuell aber keinerlei Nutzen“, sagt Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker.

Die für den Katastrophenschutz zuständigen Behörden haben 189,5 Millionen hochdosierte Kaliumodidtabletten (Jodtabletten) bevorratet, um diese bei Bedarf an die Bevölkerung auszugeben. Die Tabletten dürfen erst nach Aufforderung durch die Behörden eingenommen werden.

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Hamburg: Tabletten schützen nur vor radioaktivem Jod

Die Einnahme von Jodtabletten schützt ausschließlich vor der Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse, nicht vor der Wirkung anderer radioaktiver Stoffe, wie zum Beispiel Caesium 137, Strontium 90 oder Plutonium.

Derzeit gibt es in Deutschland laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände keine rationale Begründung für die Einnahme hochdosierter Jod-Präparate wegen der Situation in der Ukraine, da keine Belastung durch radioaktives Jod gegeben ist.

Aufgrund der Entfernung zur Ukraine ist auch nicht damit zu rechnen, dass eine Einnahme von Jodtabletten erforderlich werden könnte.