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Hamburg: In dieser berühmten Straße sollen keine Autos mehr fahren – vor Ort passiert Überraschendes

Es sind nun fast zwei Jahren, die eine der berühmtesten Straßen in Hamburg autofrei ist. Zumindest in der Theorie. „Motorisierten Individualverkehr“, wie es im Behördensprech heißt, soll es am Jungfernstieg in Hamburg eigentlich nicht mehr geben. Ein Verbot zugunsten von Fußgängern, Radfahrern und dem Nahverkehr. Doch seither klappt es nicht so ganz wie gewollt. Hamburg […]

Hamburg Jungfernstieg
Kaum ein Schild wird in Hamburg wohl so häufig missachtet wie dieser Pfeil in der Innenstadt. Foto: MOIN.DE

Es sind nun fast zwei Jahren, die eine der berühmtesten Straßen in Hamburg autofrei ist. Zumindest in der Theorie.

„Motorisierten Individualverkehr“, wie es im Behördensprech heißt, soll es am Jungfernstieg in Hamburg eigentlich nicht mehr geben. Ein Verbot zugunsten von Fußgängern, Radfahrern und dem Nahverkehr. Doch seither klappt es nicht so ganz wie gewollt.

Hamburg Jungfernstieg: Das ist vor Ort wirklich los

Freitagmittag um 13.45 Uhr kurz vor dem Jungfernstieg beim Eingang zur Europa-Passage: Zwei Männer sitzen in einem schwarzen Auto mit „EU“-Kennzeichen (Euskirchen). Rechts geht es zum Jungfernstieg, links in Richtung Mönckebergstraße. Ein weißer Pfeil auf blauem Hintergrund macht deutlich, dass nur dahin abgebogen werden darf.

Rechts auf den Jungfernstieg dürfen nur Fahrradfahrer, Taxis, E-Scooter und Lieferkehr von 21 bis 11 Uhr. Die beiden Männer in dem schwarzen Auto sehen das aber anscheinend nicht – oder wollen es nicht sehen. Sie brausen mit ihrem Wagen über den „autofreien“ Jungfernstieg davon.

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Hamburg: Das Schild vor dem Jungfernstieg an der Europa Passage ist eigentlich eindeutig. Trotzdem biegt der schwarze Wagen nach rechts ab. Foto: MOIN.DE

Danach rollt ein Wagen mit Hamburger Kennzeichen vor. Der Fahrer fährt auf den falschen, rechten Abbieger und bemerkt seinen Fehler. Doch er kann nicht mehr rüberziehen, weil auf dem linken Abbieger schon Autos stehen. Es wird grün und auch er muss gezwungenermaßen über den Jungfernstieg fahren.


Daten und Fakten über Hamburg:

  • Das Stadtgebiet der Hansestadt ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

Die Fahrerin im dritten Wagen kurz danach sieht das Schild mit dem Pfeil nach links, fährt sogar langsamer, um es sich genau anzuschauen – und biegt dann doch rechts ab.

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In zehn Minuten sind es fünf Wagen, die verbotenerweise auf den Jungfernstieg fahren. Ein Auto mit Segeberger Kennzeichen kurz darauf achtet überhaupt nicht auf die Schilder und rauscht wie selbstverständlich an der Alster entlang.

Auffällig: Sämtliche Fahrer mit ausländischem Kennzeichen – Polen, Österreich und Dänemark – schaffen es richtig abzubiegen. Es sind in dieser kurzen Momentaufnahme vor allem die Hamburger, die es nicht hinkriegen.

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Hinter der Kurve warnt noch dieses zweite Schild, aber auch das hilft in der Regel nicht mehr viel. Foto: MOIN.DE

Hamburg Jungfernstieg: Massenweise Bußgelder

Am anderen Ende des Jungfernstiegs vor dem Nivea-Haus ist es ähnlich – nur umgekehrt. Es darf nur rechts abgebogen werden, worauf auch hier ein Pfeil hinweist. Nach links dürfen nur Radfahrer, Taxis, E-Scooter.

Um 14.05 Uhr biegen gleich drei Wagen direkt hintereinander falsch ab. Vielleicht war es der Gruppenzwang. Danach allerdings sieht es besser aus: Es dauert immerhin sieben Minuten, bis der nächste Falschfahrer auftaucht. Es kommen sehr viele Autos mit auswärtigen Kennzeichen vorbei, die aber allesamt richtig abbiegen. Sehr vorbildlich.

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Diese Momentaufnahmen geben nur einen kurzen Einblick darauf, wie autofrei der Jungfernstieg wirklich ist. Ist er nämlich nicht so wirklich. Von Sprecher Manuel Fricke von der Behörde für Mobilität und Verkehrswende heißt es auf Anfrage unserer Redaktion:

„Der private KFZ-Verkehr ist am Jungfernstieg gegenüber dem Zustand vor der veränderten Verkehrsführung um etwa 90 Prozent zurückgegangen, der noch bestehende Kfz-Verkehr besteht größtenteils aus Bussen. Dennoch sehen wir, dass weiterhin auch private KFZ irregulär durch den Jungfernstieg fahren und das Durchfahrtsverbot missachten.“

Hamburg: Eigentlich eine klare Sache vor dem Nivea-Haus: Abbiegen nur nach rechts, der Jungfernstieg ist tabu. Foto: MOIN.DE

Die Polizei verhängte in den letzten zwei Jahren massenweise Bußgelder. Laut Behörde sind in naher Zukunft aber keine weiteren Maßnahmen geplant, um Autofahrer vom Befahren des Jungfernstiegs abzuhalten. Aber vielleicht später:

„Im Rahmen der endgültigen Umbaumaßnahmen am Jungfernstieg, voraussichtlich 2023/24, werden wir daher – auch in Zusammenarbeit mit der Polizei – weitere Maßnahmen prüfen, um das Durchfahrtsverbot durchzusetzen. Das Ziel ist ein autoarmer Jungfernstieg. Für Busse, Taxis und Lieferverkehr (letzteres zeitweise) soll die Straße weiterhin freigegeben sein“, sagt Fricke zu MOIN.DE.


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Am Jungfernstieg wird sich noch viel tun

Ab nächstem Jahr soll sich so einiges tun am Jungfernstieg. Im Juni geigten Bürger in einer Online-Befragung dem Planungsteam für eine Umgestaltung ihre Meinung. Die Anmerkungen und Hinweise werden ausgewertet und sollen, soweit möglich, in die weitere Planung einfließen, um die Inhalte weiter zu optimieren.

Wahrscheinlich wird die Auto-/Bus-Fahrbahn enger, der Mittelstreifen ist bislang auch nur ein Provisorium und manche würden gerne Bäume auf der Seite des Alsterhauses sehen.

In spätestens zwei Jahren dürfte der Jungfernstieg wohl mal wieder ein komplett neues Gesicht haben – dann vielleicht auch wirklich autofrei.