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Hamburg: Straßenkunst-Ikone verstorben – ihr ist wohl jeder schon begegnet

Eine Kunst-Ikone von Hamburgs Straßen ist nach Jahrzehnten in der Hansestadt verstorben. Dem Künstler ist sicher jeder schon begegnet…

© IMAGO / Strussfoto, IMAGO / Stephan Wallocha

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Es gibt kaum jemanden in Hamburg, der ihn nicht schon einmal auf dem Jungfernstieg oder am Gänsemarkt gesehen und ihm vielleicht auch ein paar Euro in seinen silbernen Koffer geworfen hat.

Über 30 Jahre lang prägte „Silbermann Bobby“ mit seinen roboterhaften Tanzbewegungen und seinen glänzenden Outfits die Innenstadt. Sogar sein ganzes Gesicht, den Oberkörper und die Hände hatte er komplett versilbert. Wie jetzt bekannt wurde, starb der Hamburger Straßenkünstler, der mit richtigem Namen Thomas Greßler hieß, kürzlich im Alter von 61 Jahren ganz einsam in einem Krankenhaus. 

Hamburg: Seit Jahrzehnten in der Hansestadt

„Seine Hausverwaltung versucht gerade, Verwandte von Bobby ausfindig zu machen. Aber das dürfte sehr schwierig werden, weil er möglicherweise gar keine hat“, sagt die Bergedorfer Bloggerin Heidrun Schumacher zu MOIN.DE, die in ihrem Blog „Heidi vom Lande“ die traurige Nachricht bekannt gab. Als Bergedorf-Insiderin kannte sie ihn, weil er zuletzt auch in ihrem Stadtteil gewohnt und als Hausmeister gearbeitet hat.

Bobby begann seine Karriere Ende der 70er Jahre, als er quasi noch ein Junge war, auf der Spitalerstraße. Seine Anfänge lagen in der Pantomime, wo er Passanten nachäffte und mit seinen abwechslungsreichen Darbietungen Aufmerksamkeit erregte. Nach fünf Jahren entwickelte er die Figur des Silbermanns, einen Soul-Roboter, der mit rhythmischen Bewegungen zu souliger Musik die Menschen begeisterte. Manchmal interpretierte er Songs von Michael Jackson, oder er verulkte Lieder von Marius Müller-Westernhagen nach, der damals noch in Hamburg lebte.

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Hamburgs Straßenkünstler verstorben

Sein silbernes Outfit verlieh Bobby das Aussehen eines Wesens von einem fremden Stern. Im Laufe der Jahre perfektionierte er seine Performance, machte Bewegungen weicher und Gesten geschmeidiger, um das Publikum zu fesseln. Seit seinem Start auf der Spitalerstraße war Bobby bei Wind und Wetter in der Hamburger Innenstadt präsent, insbesondere donnerstags, freitags und samstags. „Das sind die besten Tage für Straßenkunst“, betonte er mal. 

Silverman Thomas Greßler (li.) und Sven Martensen (Imitator von Udo Lindenberg) anlässlich einer Verkaufsaktion für den Förderkreis unfallgeschädigter Kinder – auf dem Weihnachtsmarkt in Hamburg (Archivbild). Foto: IMAGO / Strussfoto

Im Laufe der Zeit erweiterte er sein Repertoire. Seine spontanen Konzerte am Alsteranleger oder auf dem Gänsemarkt zeigten die Vielseitigkeit seines künstlerischen Talents. Da er immer viel Zuspruch bekam, peilte er eine Karriere im Fernsehen an und bot sich als Künstler für große Events und Firmenveranstaltungen an. Aber der ersehnte mediale Durchbruch blieb aus. 


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Irgendwann zog er sich zurück, hatte mit Suchtproblemen zu kämpfen. Schon als Kind war er nicht immer auf der Sonnenseite. Eine Zeitlang lebte er im Heim. Auf eine richtige Berufsausbildung konnte er auch nicht zurückblicken. Im vergangenen Jahr erkrankte Silbermann Bobby an Lungenkrebs. Nach einer intensiven Behandlung, die Bestrahlung und Chemotherapie umfasste, wurde er am letzten Sonntag mit einer Corona-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert. Obwohl er nicht aufgeben wollte, verlor die Straßenkunst-Ikone den Kampf.