Mitten im Hamburger Oberhafenviertel steht ein Backsteinhäuschen, das seit Jahrzehnten allen Widerständen trotzt. Die Oberhafen-Kantine gehört zu den bekanntesten Lokalen der Stadt – nicht wegen Glanz oder Glamour, sondern wegen ihrer besonderen Haltung. Das Gebäude steht schief, der Boden ist uneben und doch hat es über ein Jahrhundert hinweg nichts von seiner Anziehungskraft verloren.
Wer durch die Tür tritt, betritt nicht einfach ein Restaurant, sondern ein Stück Hamburg. Die Oberhafen-Kantine ist eng mit der Geschichte der Stadt verbunden, mit den Menschen, die hier gearbeitet, gegessen und Geschichten erlebt haben. Der Charme liegt im Echten, im Handgemachten, im Unbeirrbaren.
Hamburg: Ein Jahrhundert Kantine
Am 25. Juli 2025 feiert die Oberhafen-Kantine ihr 100-jähriges Bestehen. „HALTUNG ! 100 Jahre Oberhafen-Kantine.“ – so lautet der Titel einer Ausstellung, die diesem besonderen Jubiläum gewidmet ist. Sie zeigt nicht nur Fotos und Erinnerungen, sondern vor allem die Haltung, mit der dieser Ort geführt wurde und wird.
Die Ausstellung ist öffentlich zugänglich und findet in der Oberhafen-Galerie direkt neben der Kantine statt. Erste Öffnungstermine sind am 26. Juli, 31. Juli, 2. August und 7. August. Weitere Termine sollen folgen, möglicherweise bis in den Winter hinein.
Anita Haendel war die gute Seele des Oberhafens
Anita Haendel prägte die Oberhafen-Kantine wie keine andere. 72 Jahre lang stand sie in der Küche, servierte deftige Hausmannskost und war eine Institution im Viertel. Ihre Gerichte waren einfach, aber ehrlich. Ihre Präsenz prägte Generationen. Nach ihrem Tod scheiterten mehrere Versuche, das Restaurant in neue Hände zu geben. Erst mit Sebastian Libbert kehrte die Kantine 2011 zu ihren Wurzeln zurück. Seit fast 15 Jahren führt er den Betrieb in Anitas Sinne weiter. Mit Haltung und regionaler und saisonaler Küche, wie er im „Hamburg Journal“ des NDR erzählt.
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Regelmäßig in den 100 Jahren wurde das Gebäude von Sturmfluten heimgesucht. Immer wieder mussten Elektrogeräte ersetzt und das Lokal wieder hergerichtet werden. Mit der Zeit ist das Gebäude durch die Hochwasser in Schieflage geraten. Libbert will das Gebäude sturmflutsicher versetzen, das sei er Anita Haendels Lebenswerk schuldig. „Die Gefahr ist einfach, dass das Häuschen irgendwann dann doch fällt, das sollten wir tunlichst vermeiden und darauf aufpassen, dass wir diesen wunderbaren Ort für die nächsten hundert Jahre oder zumindest die nächste Dekade bewahren können“, erklärt er.
Die Kantine ist längst mehr als ein Restaurant. Sie ist der Knotenpunkt eines Netzwerks aus Bauern und Produzenten, die sich dem Handwerk verschrieben haben. Die Haltung ist geblieben – und genau das macht diesen Ort auch nach 100 Jahren noch besonders.