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Hamburg: Mit einem Paket verprügelt! Zusteller muss sich vor Gericht behaupten

In Hamburg kam es zu außergewöhnlichen Szenen, als ein Paketzusteller auf seinen Kunden einprügelt hat. Nun steht er vor Gericht.

© Bea Swietczak

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Stellen Sie sich mal vor, Sie erwarten dringend ein Päckchen. Doch anstatt es in Empfang nehmen zu können, schlägt der Paketzusteller mit der ersehnten Ware auf Sie ein und verletzt Sie so heftig, dass Sie zum Arzt müssen und Folgeschäden von sich tragen. So geschehen am 24. April an der Poppenbüttler Landstraße.

Jetzt sollte der Paket-Rüpel für seine gemeine Tat im Amtsgericht Hamburg-Barmbek zur Verantwortung gezogen werden. „Gefährliche Körperverletzung“ lautet die Anklage. Doch die Anklagebank blieb leer. Der vermeintliche Täter, Emre D. (29), erschien einfach nicht. Hat er etwa kalte Füße bekommen?

Hamburg: Aufwühlende Szenen im Gerichtssaal

Der Staatsanwalt und der Richter waren über das unentschuldigte Fehlen gar nicht amused. Im Gericht warteten der extra bestellte Türkisch-Dolmetscher, eine Reihe von Pressevertretern und das Opfer Matthias W., das als Zeuge aussagen sollte, ganz umsonst. Der Prozess war für 10.30 Uhr angesetzt. Nach fünf Minuten wird der Staatsanwalt ungeduldig, fragt den Richter, ob man nicht lieber einen Haftbefehl erlassen solle.

Der Richter gewährt die „akademische Viertelstunde“ Wartezeit und entscheidet sich für eine „polizeiliche Vorführung“. Heißt: Die Polizei holt den Mann zu einem erneut angesetzten Gerichtstermin ab und bringt ihn höchstpersönlich vor den Kadi. Ein unangenehmer Vorgang für den Verdächtigen. Entweder wird er am Abend vor dem neuen Termin abgeholt und in die Zelle gebracht, um ein erneutes Fernbleiben zu vereiteln, oder er wird ganz früh morgens mit lautem Klopfen und Klingeln aus dem Schlaf gerissen und sofort mitgenommen.

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Ganz peinlich, denn so ein Getöse mit Peterwagen und Handschellen entgeht vor allem den Nachbarn nicht. Bei einem möglichen Urteilsspruch kommt das dem Beschuldigten am Ende auch nicht zugute. Dann bekommt er meist die für den Polizeieinsatz entstanden Kosten auch noch on top.

Sehr enttäuscht über das Verhalten des Paketzustellers äußerte sich auch das vermeintliche Opfer. „Jetzt kommt der ganz frech einfach nicht“, sagte er zu MOIN.DE. „Und wozu braucht der überhaupt einen Dolmetscher? Der spricht nämlich sehr gut deutsch.“ Den Tathergang schildert der zierliche ältere Herr so: „Ich erwartete ein kleines Päckchen mit Gefahrengut und bekam mit, dass der dpd-Lieferwagen vorfuhr. Als ich die Wohnungstür öffnete, hatte der Zusteller das Paket bereits einfach vor meine Tür geworfen, anstatt bei mir zu klingeln.“

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Darüber hatte sich der ältere Herr geärgert und stellte den Auslieferer zur Rede: „Ich hätte ihm gern erklärt, wie eine Klingel funktioniert. Doch der Mann hob das Paket auf und gab es mir einfach nicht“, erzählt er. „Dabei sagte er ganz unverschämt: wenn sie es nicht wollen, dann nehme ich es wieder mit. Als er mit meinem Paket abhauen wollte, stellte ich mich vor ihn und wollte das Paket an mich nehmen. Dabei beschimpfte er mich und prügelte mit dem Paket heftig drauflos.“


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Dabei erlitt Matthias W. einen Knöchelbruch an seiner linken Hand. „Der Arzt schickte mich zur Polizei. Er meinte, ich solle Anzeige erstatten“, sagt er. „Vielleicht kann ich auch noch Schmerzensgeld von dem Zusteller bekommen, denn ich kann meine Finger bis heute noch immer nicht wieder richtig strecken. Ich möchte auch noch sagen, dass ich mich sehr über den Paketdienst dpd ärgere. Nachdem ich mehrmals telefonisch niemanden dort erreicht habe, blieb auch meine Mail unbeantwortet. Bis heute hat sich keiner bei mir entschuldigt.“