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Hund in Hamburg findet kein Zuhause und muss im Tierheim eingeschläfert werden – für Tierschützer ist klar, wer daran Schuld hat

Hund in Hamburg findet kein Zuhause und muss im Tierheim eingeschläfert werden – für Tierschützer ist klar, wer daran Schuld hat

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Das Tierheim in Hamburg in der Süderstraße trauert um Hund Alfi. Foto: picture alliance/dpa | Marcus Brandt / Tierheim Süderstraße

Diese Geschichte aus Hamburg wird Tierliebhabern nahe gehen: 4,5 Jahre verbrachte Hund Alfi im Tierheim in der Süderstraße. Nun ist er tot. „Er war anhänglich, er liebte Schnee und er war ein Feinschmecker“, heißt es von dort.

Das Problem mit Hund Alfi: Er konnte nicht vermittelt werden. Denn in Hamburg gelten spezielle Gesetze, die es quasi unmöglich machen, ihm in der Hansestadt ein Zuhause zu geben.

Hamburg: Keine Chance auf Vermittlung

Darauf macht das Tierheim Süderstraße nun wieder aufmerksam. Die Tierschützer würden die Gesetzteslage in Hamburg gerne geändert haben und haben entsprechende Forderungen an Justitzsenatorin Anna Gallina. Doch so einfach ist das nicht.

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Alfi wurde nach dem Hamburgischen Hundegesetz als unwiderlegbar gefährlich eingestuft. Die Chance, als American-Staffordshire-Terrier-Mischling ein Zuhause zu finden: So gut wie null. Da hilft es auch nicht, dass das Tierheim so viel gute Worte über den Hund findet:

„Der Hunde-Opi war für seinen Charme bekannt und genoss Streicheleinheiten. Im Winter tobte er im Schnee – warme Temperaturen waren nicht so sein Ding. Beim „Pitbull-Ballett“, einem Programm-Highlight der Tierheimfeste, zeigte er mit Tricks sein Können, übte fleißig mit seinen Bezugsgassigehern, die ihn über Jahre liebevoll in seinem Tierheimalltag begleiteten, und Alfi bestand im Hamburger Tierschutzverein den Wesenstest.“

Hamburg: Ärger über harte Regeln

Das Tierheim Süderstraße ärgert sich schon lange über die Stadt Hamburg wegen der harten Regeln für gewisse Hunderassen. Nur unter sehr strengen Auflagen – die in der Praxis de facto nicht erfüllbar sind – hätte Alfi überhaupt hier leben dürfen.

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„Nach dem Gesetz war er ein Listenhund der Kategorie 1, die American Pitbull Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier und Bullterrier sowie deren Mischlinge umfasst. Hunde dieser Rassen müssen immer einen Maulkorb tragen und an kurzer Leine laufen – auch auf Freilaufflächen“, heißt es in einer Mitteilung.

Der bestandene Wesenstest beim Hamburger Tierschutzverein wird von der Stadt nicht geachtet. Auch im Nahverkehr dürfen Hunde wie Alfi nicht mitfahren. Hinzu kommt die hohe Steuer von 600 Euro jährlich.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Hamburg soll es wie Nachbarländer machen

29 Hunde der Kategorie 1 leben derzeit noch in der Süderstraße. „Unsere Listis bleiben teilweise Jahre, manche für immer bei uns im Tierheim und es kommen stetig neue dazu. Das ist keine Dauerlösung und für uns nicht nur frustrierend, sondern vor allem für die Hunde traurig“, sagt die 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins, Janet Bernhardt.

Sie verweist auf die Nachbar-Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen, wo Hunde nur anhand ihres Verhaltens beurteilt würden. „Das Verhalten der Tiere hat nicht primär nur mit der Rasse zu tun, es wird vorrangig dadurch geprägt, wie verantwortungsbewusst Menschen mit ihren Tieren umgehen”, meint Janet Bernhardt.

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Alfi verletzte sich vor einigen Wochen am Kreuzband des rechten Hinterlaufs. Dazu hatte er schon länger mit hochgradigen Arthrosen zu tun und kämpfte mit Schmerzen. „Die Mehrfachbelastung wurde zu viel für seine Gelenke und eine OP am Kreuzband war aufgrund seines Alters und gesundheitlichen Zustands leider nicht mehr möglich“, heißt es vom Tierheim.

Trotz intensiver therapeutischer Bemühungen musste Alfi schließlich erlöst werden. (rg)