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HVV in Hamburg: Kaum jemand kennt diese alte Strecke – sie könnte das nächste große Projekt werden

Alte Brücken, mit Graffiti beschmierte Wände, kaum Personenzüge. Die Strecke quer durch Hamburg kennt kaum einer. Das könnte sich ändern.

Blick auf die eingleisige Strecke der Güterumgehungsbahn. Foto: MOIN.DE

Es gibt eigentlich kaum einen Politiker, der es in Zeiten von 9-Euro-Ticket und 49-Euro-Ticket nicht öffentlich erwähnt: Es braucht einen stärkeren Nahverkehr. Im HVV-Bereich in Hamburg laufen mehrere große Projekte wie die U-Bahn-Linie 5 oder S-Bahn-Linie 4, um die Situation zu verbessern. Und in den nächsten Jahren könnten noch weitere dazukommen.

Eines davon ist die Güterumgehungsbahn. Eine alte, einspurige Güterzugstrecke, auf die manchmal auch Personenzüge wie ICEs umgeleitet werden. Sie verläuft etwas versteckt im großen Bogen quer durch Hamburg: Von Eidelstedt über den Nedderfeld, Barmbek und Horn nach Rothenburgsort. Aktuell wird geprüft, ob auf der Güterumgehungsbahn auch S-Bahn- oder Regionalzüge Menschen durch den HVV-Bereich transportieren könnten.

HVV in Hamburg: Gutachter sieht Potentiale

2020 nahmen SPD und Grüne die Prüfung der Güterumgehungsbahn in den Koalitionsvertrag auf, ein Dialogforum wurde gegründet. Teilnehmer: die Deutsche Bahn, der Senat der Hansestadt und der Verkehrsclub Deutschland (VCD).

Das Dialogforum arbeitet bereits seit längerer Zeit, es läuft eine Machbarkeitsstudie. Einer der Teilnehmer ist Alexander Montana vom VCD-Nord. Er sagt gegenüber MOIN.DE: „Es werden sowohl S-Bahn als auch Regionalbahn-Varianten besprochen, letztere ist tendenziell am interessantesten.“


Das ist der HVV in Hamburg:

  • wurde am 29. November 1965 gegründet
  • umfasst Gebiete in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen
  • Zum HVV gehören unter anderem die Hamburger Hochbahn AG und die S-Bahn Hamburg GmbH

Ein Gutachter aus Süddeutschland sieht Potentiale, auf der Güterumgehungsbahn in Hamburg auch die Nachbarbundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen langfristig einzubinden. Das würde bedeuten, dass Regionalbahnen beispielweise in einem ersten Schritt über Pinneberg und Eidelstedt zum Nedderfeld, City-Nord, Barmbek, Horn nach Rothenburgsort fahren – und später weiter nach Niedersachsen. Oder eben umgekehrt.

Fest steht bislang aber noch nichts. Die Deutsche Bahn teilte MOIN.DE am Anfang des Jahres mit, dass die endgültigen Ergebnisse aus der Studie das weitere Vorgehen bestimmen werden.

HVV in Hamburg: Umland könnte profitieren

Der Experte vom Verkehrsclub Nord ist großer Fan von durchgängigen Regionalbahnen zwischen den Nord-Bundesländern. Aktuell gibt es keine Regionalzüge, die von Schleswig-Holstein nach Niedersachsen durchfahren oder umgekehrt. Passagiere müssen immer in Hamburg umsteigen, meistens am Hauptbahnhof.

Montana würde am liebsten „Regio-S-Bahn-Linien“ auf Strecken wie der Güterumgehungsbahn sehen: Alle halbe Stunde, mit Doppelstockwagen. „Es ist ein spannendes Projekt, wo wir in Hamburg etwas machen und das Umland profitiert.“

Ein Doppelstock-Wagen vom Typ Stadler KISS. Foto: IMAGO / Rüdiger Wölk

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Der Vorteil: Die vielen Anwohner entlang der Güterumgehungsbahn quer durch Hamburgs Quartiere erhalten einen direkten Zugang zu Regionalzügen beziehungsweise Regional-S-Bahnen. Reisende könnten es laut Montana zum Beispiel ohne Umstieg in 30 Minuten von Elmshorn bis in die City Nord schaffen. Und die Strecke führt nicht über das überlastete Zentrum und den Hauptbahnhof.

Natürlich aber würde das Ganze kosten: Es bräuchte ein zweites Gleis, neue Bahnhöfe müssten gebaut und bestehende um Bahnsteige erweitert werden. Einmal quer durch die Stadt verläuft die Güterumgehungsbahn außerdem über mehrere ältere Brücken. 75 Prozent der Gelder könnten laut Montana aus Bundesmitteln kommen.

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HVV in Hamburg: Projekt braucht langen Atem

Der Gutachter und der HVV wägen die Potentiale der Strecke weiter ab. Ergebnisse könnten vielleicht noch in diesem Jahr vorliegen, vielleicht auch später.

„Wir sind manchmal intern etwas verschnupft, weil Treffen nicht stattfinden“, sagt Montana über das Dialogforum zur Güterumgehungsbahn. Es ist ein Projekt, das einen langen Atem benötigt. Anfang des Jahres hieß es noch, die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie würden voraussichtlich diesen Sommer vorliegen. Geredet wird über die Potentiale der Güterumgehungsbahn schon seit deutlich längerer Zeit.

Sollte der Ausbau der Güterzugstrecke sich letztlich wirklich als sinnvoll erweisen, rechnet der Verkehrsexperte mit Personenzügen auf der Strecke Mitte der 30er-Jahre.