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Weihnachtsmarkt in Hamburg: Besucher sind besorgt – „Das ist ja Wucher“

Weihnachtsmarkt und Co. sind in Hamburg wieder voll da. MOIN.DE hat sich vor Ort bei Betreibern und Kunden umgehört.

Weihnachtsmarkt in Hamburg
© Luca Lena Wiggers

Hamburg, meine Perle: Warum die Stadt so einzigartig ist

Mit über 1,8 Mio. Einwohner ist Hamburg die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Außerdem kommen rund sieben Mio. Touristen pro Jahr in die Hansestadt. Doch was macht die Stadt so beliebt und einzigartig?

Die Preise steigen und steigen. Gerade zur Weihnachtszeit ist das in vielen Geldbörsen deutlich spürbar. So auch in Hamburg. Am Feuerzangbowlen-Stand auf dem Weihnachtsmarkt am Rathaus ist der Bio-Heidelbeerglühwein 50 Cent teurer geworden. Er kostet jetzt fünf Euro.

Der Grund dafür sei das Gesamtpaket, wie Inhaber Felix MOIN.DE erzählt. Er habe zwei Jahre lang durch die Pandemie gar keinen Umsatz gehabt, seine Hütten aber trotzdem in Stand halten müssen. Nun stehen sie wieder in der Innenstadt von Hamburg und locken Kunden an.

Weihnachtsmarkt in Hamburg: „Wucher“

Es laufe nun immerhin besser als letztes Jahr, erzählt Felix. Auch Bewerbungen habe er zu Genüge. „Die Leute suchen wieder händeringend Nebenjobs“, sagt der Gastronom. Er musste sogar Bewerber ablehnen. In anderen Betrieben außerhalb des Weihnachtsmarktes hingegen sucht Felix weiter Personal. Ein schwieriges Thema…

Der Glühwein und die Thüringer Bratwurst sind dieses Jahr auch bei Angeliques Stand „Elbschlösschen“ vor dem Rathaus um 50 Cent teurer. Nun kostet die Wurst bei ihr vier Euro.

Weihnachtsmarkt in Hamburg
Felix und Angelique haben trotz Trübsal der letzten Jahre sichtlich Freude auf dem Markt am Rathaus. Foto: Luca Lena Wiggers

Auf dem Weihnachtsmarkt „Weißerzauber“ am Jungfernstieg wurden die Preise ebenfalls angezogen. Bei Kevin am Bratwurststand kostet die Bratwurst im Brötchen nun sogar fünf statt vier Euro. Durch die Preiserhöhung seien viele Kunden knatschig, erzählt er MOIN.DE. Manche riefen: „Boah, das ist ja Wucher“, aber der Schlachter, die Lieferanten und die Energie seien eben alles teurer geworden.

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Für Kevin läuft es 2022 trotzdem deutlich besser als im Vorjahr. Damals habe er lediglich einen Grill gebraucht. Unter der Woche sei es zwar jetzt auch noch schleppend, aber am Wochenende werde es schon recht voll, da brauche er deutlich mehr Grills.

Weihnachtsmarkt in Hamburg
Kevin braucht in diesem Jahr deutlich mehr Grills als im Vorjahr – ein gutes Zeichen. Foto: Luca Lena Wiggers

Weihnachtsmarkt in Hamburg: „Es ist gravierend“

Die Pasta aus dem Käselaib kostet beim „Weißenzauber“ pro Person einen Euro mehr. Eine Mitarbeiterin erklärt gegenüber MOIN.DE: „Die Tomaten kosten mich das Vierfache“ – kein Wunder also, dass Kunden nun leider etwas tiefer in die Tasche greifen müssen.

Für den Feuerzangbowle-Stand am Jungfernstieg läuft es aktuell erschreckender Weise noch schlechter als im Vorjahr. Und das, obwohl es damals strenge Corona-Auflagen gab und deutlich weniger Menschen auf die Märkte gingen. „Die Leute halten ihr Geld erstmal fest“, sagt ein Mitarbeiter. „Wir hatten schlechte Befürchtungen und die haben sich auch bewahrheitet. Es ist gravierend“. Der Stand sei sein „Hab und Gut“. Deswegen komme er trotzdem auch im nächsten Jahr wieder. Einige Händler seien in diesem Jahr nicht wieder auf dem „Weißenzauber“ – sondern „auf der Strecke geblieben“.


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Weihnachtsmarkt in Hamburg: Das sagen die Kunden

Den Anstieg der Kosten für Glühwein und Bratwurst können die meisten Menschen verstehen, mit denen MOIN.DE gesprochen hat. Kunde Jens hält sich wegen des Preisanstiegs auch nicht zwangsläufig zurück. „Wenn du was trinken willst, dann kaufst du es dir auch“, meint er. Auch Rentnerin Gabi aus Dresden teilt diese Meinung: „Wir haben nur einmal Weihnachten im Jahr und dann trinke ich zu dieser Jahreszeit auch gerne Glühwein“, sagt sie. Ihr Mann Gerd achte momentan stärker auf das Geld. „Auch als Rentner erwarten deine Enkel Geschenke. Das kannst du denen ja sonst auch gar nicht logisch erklären, wenn sie keine kriegen“, meint er. Gerd hat seine Heizung einen Grad runtergestellt und spart. „Da kommt nichts Gutes“, ahnt er.

Ein weiterer Kunde, der mit Kollegen auf dem Weihnachtsmarkt vor Thalia in Hamburg unterwegs ist, erzählt, er kaufe in diesem Jahr einen Glühwein weniger als sonst. „Ich mache mir akute Sorgen, weil ich so einen Inflationssprung noch nie erlebt habe. Die Basispunkte Heizen und Mobilität machen mir Sorgen, weil ich das Problem nicht allein lösen kann.“

Doch es ist nicht alles schlecht: Auf den Weihnachtsmärkten in Hamburg herrscht eine weihnachtlich-freudige Stimmung. Die Menschen können endlich wieder zusammenkommen und für viele Standbetreiber läuft es wesentlich besser als in den letzten zwei Jahren.