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Campino an der HHU: Bei solchen Dozenten wäre ich häufiger im Hörsaal erschienen

Dienstag hielt „Die Toten Hosen“-Frontmann Campino seine Vorlesung an der Uni Düsseldorf. Er schaffte, was viele Dozenten nicht hinbekommen.

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„Die Toten Hosen“-Frontmann Campino an der HHU. Foto: Dominik Göttker

Ein Kommentar

Wer das universitäre Leben einmal genießen durfte, der weiß, so voll wie am Dienstagabend bei Campino sind die Hörsäle selten. Zumeist wirken die teils riesigen Bauten doch recht verloren.

Jetzt könnte man sagen: Klar, der Besuch von Campino war etwas Besonderes. Etwas, das nicht jeden Tag vorkommt. Etwas Einmaliges (wobei es ja noch einen zweiten Termin geben wird). Ich bin mir jedoch sicher: Ein Dozent mit dem Charme und der Lebenserfahrung, die der „Toten Hosen“-Frontmann mitbrachte, würde die Hörsäle der Republik regelmäßig zum Platzen bringen.

Campino erhielt die Gastprofessur der Uni Düsseldorf

So war es zumindest zu meiner Studienzeit so, und die liegt nun auch erst knapp zehn Jahre zurück, dass Vorlesungen im Hörsaal meist aus drögen Vorträgen samt unkreativ-gestalteter Powerpoint-Präsentationen bestanden. Zu Beginn hörte man noch zu, je länger das Semester ging, desto mehr häuften sich die Fehlzeiten, bis es am Ende nur noch darum ging, die Mitschriften derer zu ergattern, die sich Woche für Woche zu den Terminen gequält hatten.



Bei Campino war das anders. Er schaffte es, gemeinsam mit Kuddel an der Gitarre, den riesigen Saal mit Leben zu füllen. Während viele Universität-Dozenten ihr ganzes Leben im akademischen Elfenbeinturm verbracht haben, wusste der 61-Jährige von der Welt da draußen zu berichten. Von Besuchen in Klubs mit Legenden der Düsseldorfer Kunstszene, von kreativem Schreiben, von Konzerten mit seiner Band, von dem Einfluss, die Brecht, Heine und Co. auf sein Leben hatten und haben.

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Bei Gastprofessor Campino gab es keine drögen Vorlesungen. Foto: Dominik Göttker

Ein Naturtalent im Hörsaal

Er variierte die Darstellungsformen. Mal sang er, mal trug er vor, manchmal geriet er einfach nur ins Plaudern. In Zeiten, in denen Studienabbrecher-Quoten steigen (im Jahr 2020 brachen 28 Prozent aller Bachelorstudierenden ihr Studium ab, bei den Geisteswissenschaften waren es gar 49 Prozent laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung), könnten es Dozenten wie Campino schaffen, die Hochschule wieder zu einem Ort des Wissens, aber auch des Austausches zu machen.

++ Campinos Rückkehr an die Uni Düsseldorf: Beim letzten Mal lag die Mensa in Trümmern ++

Ich für meinen Teil wäre bei einem Dozenten wie Campino auf jeden Fall häufiger im Hörsaal erschienen!