Überall in Deutschland gibt es Orte, die in Vergessenheit geraten sind und dem Verfall unterliegen. Sei es durch den Krieg, aufgrund von mangelnder Nutzung oder durch Desinteresse von den Verantwortlichen – Lost Places gibt es an zahlreichen Gegenden. Durch ihren verkommenen Zustand haben diese Orte eine faszinierende Wirkung auf viele Menschen. Leicht zu finden sind Lost Places aber nicht, denn sie gelten oftmals als Geheimnis unter Insidern. Einige Lost Places gibt es auch in Norddeutschland rund um Schleswig-Holstein. Doch wo liegen diese Orte versteckt?
Anzumerken ist, dass es in den meisten Fällen verboten ist, Lost Places zu besichtigen. Trotz des verfallenen Zustandes gehören die Gebäude immer noch zum Besitz eines anderen. Betrittst du sie, begehst du sozusagen Hausfriedensbruch. Viele Lost Places sind aufgrund von Einsturzgefährdung und Baufälligkeit sogar abgesperrt. Welche Lost Places es in Schleswig-Holstein gibt, die noch als Geheimnis gelten und welche du sogar legal besichtigen kannst, erfährst du hier.
Inhaltsverzeichnis
1. Reha Klinik Hängebargshorst
Die Rehaklinik Hängebargshorst befindet sich in Krumsee im Ort Malamente – über die Ursprünge dieses Lost Places ist nur wenig bekannt. Die Bauphase dauerte vom Ende der 50er Jahre bis ca. 1962, doch bei der Fertigstellung hatte man Tuberkulose schon eindämmen können. Die Klinik Hängebargshorst diente deswegen der inneren Medizin, ab dem Ende der 80er Jahre wurden auch Rehamaßnahmen für Herzkreislauf- und Orthopädiepatienten angeboten. Im Jahr 2000 war die Klinik noch in Betrieb und wurde sogar aufwändig saniert. Doch mit dem Bau des neuen Krankenhauses auf dem Mühlenberg bestand kein Bedarf mehr, was die Schließung der Klinik Hängebargshorst im Jahr 2006 zur Folge hatte.
Lange Zeit stand das Gebäude leer, im Jahr 2012 nutzte die Polizei und bestimmte Sondereinheiten die Klinik jedoch für Übungen – Amokszenarien und Geiselnahmen wurden an diesem Lost Place in Schleswig-Holstein trainiert. Im Jahr 2023 wurde die Rehaklinik Hängebargshorst dann von einem Architekten gekauft, der auf dem Gelände einen nachhaltigen Hotel-Neubau errichten will – die geplante Eröffnung ist 2027. Das Gelände der Rehaklinik Hängebargshorst ist mit einem Zaun abgesperrt, das Betreten ist verboten. Direkt neben dem Lost Place gibt es auf dem Weg in das Dorf Krummsee außerdem einen Park auf der Nord- und Westseite des Peverlingsee mit einem verlassenen Kneipbecken und einer Minigolfanlage, der ebenfalls abgesperrt ist.
Adresse: Am Hängebargshorst 2, 23714 Malente
2. Marinelazarett Flensburg

Ein weitere Lost Place in Schleswig-Holstein befindet sich in Flensburg. Ab dem Jahr 1907 wurde in Flensburg eine Marineanstalt errichtet, nur ein Jahr später begann der Bau des zugehörigen Marinelazaretts. Dieses bestand aus einem Hauptgebäude, einem Verwaltungsgebäude, einer Isolierstation und einem Leichenhaus. Im Jahr 1912 kam noch eine Chefarztvilla hinzu, die vollständig vom Marinelazarett abgegrenzt ist. Die Marineschule Flensburg wurde im Jahr 1910 eröffnet, während der NS-Zeit wurde die Anstalt sogar erweitert. Auch die gespenstische Geschichte hinter dem Marinelazarett ist kein Geheimnis.
Während der NS-Zeit waren im Marinelazarett Flensburg zwei Ärzte und Mitglieder der SS tätig – einer von ihnen beging im Jahr 1917 im Lazarett Suizid. Nach dem Krieg wurde das Marinelazarett zu einem Flüchtlingslager, seit 1996 steht das Gebäude leer. Zwischenzeitlich gab es Pläne, das Marinelazarett in Norddeutschland zu einem Hotel zu machen, im Jahr 2014 wurde das Kulturdenkmal von einer Firma gekauft, die kurz darauf Insolvenz anmeldete. Seit dem steht das Marinelazarett Flensburg als Lost Place leer.
Adresse: Kelmstraße 11-17, 24944 Flensburg
3. Parkcenter Neumünster
Das Parkcenter in Neumünster ist ein Lost Place in Schleswig-Holstein, den einfach jeder in Norddeutschland kennt. Das Shoppingcenter in Neumünster wurde im Jahr 1976 eröffnet und ist 15.000 Quadratmeter groß. Wie es früher im Parkcenter aussah, weiß kaum mehr jemand – vereinzelnde Menschen aus Neumünster haben noch Erinnerungen: Es gab eine Bowlingbahn, ein chinesisches Restaurant und zwei Kinos. Einen separaten Eingang gibt es noch für die ehemalige Polizeiwache. Das Gebäude wurde zum Lost Place, nachdem 2022 der letzte Mieter ausgezogen war. Im Jahr 2024 wurde das Parkcenter Neumünster von der Stadt Neumünster gekauft, die Renovierungsmaßnahmen haben 2025 begonnen. Diesen Lost Place wird es also bald nicht mehr geben.
Adresse: Christianstraße 29, 24534 Neumünster
4. Tunnelsystem Helgoland

Das Tunnelsystem auf Helgoland ist einer der wenigen Lost Places in Schleswig-Holstein, den du legal besichtigen kannst. Es handelt sich bei diesem Lost Place um einen unterirdischen Bunker, der in einen Tunnel mit mehreren Nebenräumen gegliedert ist – du kannst ihn entweder mit einer Führung oder auf eigene Faust erkunden. Infotafeln machen es dir leicht, die Geschichte des verlassenen Orts zu verstehen und geben coole Hintergrundinformationen. Der Bunker auf Helgoland spielte während des Zweiten Weltkriegs eine Rolle.
Als am 18. April 1945 Bomben auf Helgoland fielen, kamen die Bewohner der Insel für mehrere Tage und Stunden in den Tunneln des Bunkers unter. Auf den Tag zwei Jahre später hatten die Briten geplant, das Bunkersystem auf Helgoland zu sprengen, da die Insel zum wichtigen Militärstützpunkt geworden war. Neben der Sprengung des Bunkers wurden auch große Teile von Helgoland selbst beschädigt.
Eine legale Besichtigung ist möglich und eine Führung durch den Lost Place auf Helgoland kostet dich 14 Euro.
5. Gut Lindenhof
Über die Geschichte des Guts Lindenhof in Norddeutschland ist nur wenig bekannt. Das leerstehende Gebäude befindet sich mitten im Wald in Mönkeberg und ist ein kleiner Lost Place in Schleswig-Holstein. Das Gut Lindenhof soll das zu Hause der Familie Stubenrauch gewesen sein, von der Admiral Felix Stubenrauch für mehrere Jahre der Gemeindevertreter von Mönkeberg und im Vorstand des Kieler Seemannshauses war. Der Lindenhof war bis zum Jahr 1985 im Besitz der Familie Stubenrauch, gilt aber schon seit 1944 als verlassen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gut Lindenhof von Bomben getroffen, war danach stark beschädigt – heute sind von dem Anwesen nur noch die Mauern übrig. Wie das Gut Lindenhof im originalen Zustand aussah, bleibt also ein Geheimnis. In der Nähe befindet sich außerdem eine alte Kapelle, die der Admiral als Erinnerung an seine Großmutter bauen ließ.
Adresse: Dorfstraße 33, 24248 Mönkeberg („Fledermaus Haus“ auf der Karte von Google Maps)
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6. Schloss Dwasieden auf Rügen

Das Schloss Dwasieden steht auf der Halbinsel Rügen und liegt damit in Mecklenburg-Vorpommern, darf in einer Liste der Top 10 Lost Places in Norddeutschland aber einfach nicht fehlen. Es handelt sich um einen sehr bekannten Lost Place in Norddeutschland, den du sogar legal besichtigen kannst. Das Schloss Dwasieden wurde auf dem ehemaligen Militärgelände der Volksmarine in Sassnitz errichtet – bei diesem Lost Place erwartet dich also eine Mischung aus Militärgelände und majestätischem Anwesen. Der Lost Place befindet sich im Wald Dwasieden, südlich gelegen vom Hafen Sassnitz. Eine Nebenstraße, die sogenannte Schlossallee, führt dich durch den Wald zum Schloss Dwasieden. Neben dem Hauptgebäude stehen im nahmen Umkreis noch einige weitere Ruinen, bei denen es sich um ehemalige Kasernen handelt.
Das Schloss Dwasieden wurde von 1873 bis 1877 errichtet, heute ist von dem eindrucksvollen Stil der Neorainessance aber kaum noch etwas übrig. Es handelte sich um ein zweistöckiges Anwesen mit zwei Aussichtstürmen und bestand aus Sandstein, Marmor und Granit – auch die Inneneinrichtung soll pompös gewesen sein. Von dem Lost Place sind heute nur noch die Grundmauern erhalten, auch der 102 Hektar große Schlosspark ist längst verwildert. Der Hintergrund: Ab dem Jahr 1935 wurde das Schloss Dwasieden für militärische Zwecke genutzt, bevor es 1948 gesprengt wurde. Zahlreiche Pläne zum Wiederaufbau sind gescheitert.
7. Alte Ziegelei Ahrensbök
Im Ort Ahrensbök befindet sich der nächste Lost Place in Schleswig-Holstein: die alte Ziegelei. Von dem ursprünglichen großen Industriegebiet ist heute kaum noch etwas zu erkennen, denn die Ziegelei Ahrensbök ist seit über 22 Jahren verlassen. Über 100 Jahre wurden in der Ziegelei Ahrensbök Ziegel produziert, die Herstellung gehörte zu den führenden Firmen in ganz Deutschland. Das Industriegebiet besteht aus einer Fertigungshalle und einer Tonlagerhalle – seit dem die Ziegelei Ahrensbök im Jahr 2003 in Insolvenz gegangen ist, befindet sich das Gelände im Verfall. Zwar kam es im Jahr 2013 zu einer Zwangsversteigerung an einen Investor, eine Renovierung folgte daraufhin aber nicht.
Heute befinden sich zahlreiche Graffitis an den Backsteinwänden, der Betonboden ist in großen Flächen aufgeplatzt und es haben sich Wasserbecken gebildet – auch die Stahlträger sind verrostet. Im Jahr 2023 ist ein neuer Investor auf die Ziegelei Ahrensbök aufmerksam geworden, der den Lost Place in Schleswig-Holstein zur neuen Ortsmitte machen will. Die Planungsphase wird sich nach Angaben der Stadt aber noch über Jahre fortsetzen.
Adresse: Lübecker Str. 27, 23623 Ahrensbök
8. Theklahaus Geesthacht

Der nächste Lost Place in Schleswig-Holstein befindet sich im Ort Geesthacht an der Grenze zu Niedersachsen. Das Theklahaus befindet sich in der Nähe der ehemaligen Lungenheilanstalt Edmundsthal-Siemerswalde, in der sich heute die Vamed-Klinik befindet – ein neurologisches Rehazentrum für Kinder und Jugendliche. Die Lungenheilanstalt wurde im Jahr 1896 gegründet und bestand früher aus einzelnen Anwesen, das Theklahaus wurde nach der Tochter des Klinikbesitzers Edmund Siemers benannt. Die Lungenheilstätte diente in Norddeutschland der Behandlung von Tuberkulose-Patienten, die sich keine Krankenversicherung leisten konnten, aber gute Chancen auf Heilung hatten.
Das Theklahaus wurde im Jahr 1898 errichtet und hat einen Ruf als Spukhaus, seitdem „Geisterjäger“ hier paranormale Aktivitäten festgestellt haben. Im ersten Stock des Gebäudes wurde ein Pentagramm an die Wand gezeichnet. Die Zeichen des Verfalls sind hier gering, der Putz ist etwas beschädigt und einige Fensterscheiben sind kaputt – das Theklahaus steht jedoch unter Denkmalschutz und darf daher nicht abgerissen werden, bleibt in seiner Form also erhalten. Erst im Jahr 2023 haben Investoren den Plan aufgesetzt, mehrere Wohneinheiten im Theklahaus zu schaffen, auch eine Kita, ein Café und ein Lebensmittelladen waren geplant. Im Jahr 2025 ist der Deal geplatzt, das Theklahaus bleibt vorerst also ein Lost Place in Schleswig-Holstein.
Geheimtipp: Auf halber Stecke zwischen dem Theklahaus und der Vamed-Klinik befindet sich noch ein weiterer Lost Place, ein etwa 10 Meter hoher Aussichtsturm mit einem kleinen Backsteingebäude, bei dem es sich um die ehemalige Wasserversorgung mit Pumpenraum handelt.
Adresse: Johannes-Ritter-Straße 100A, 21502 Geesthacht
9. Steinfurth-Heim Usedom

Das Steinfurth-Heim befindet sich zwar in Usedom, gilt aber als einer der beeindruckendsten Lost Places in Norddeutschland. Ursprünglich wurde das Gebäude im Jahr 1875 als Pensionat und Hotel errichtet, im Laufe der Zeit aber immer wieder umgestaltet. Im Jahr 1927 wurde aus dem Hotel ein Weisenheim für elternlose Kinder von Eisenbahnern. Nach dem Kriegsende kamen hier polnische und tschechische Flüchtlinge in Quarantäne unter. Nachdem das Heim im Jahr 1949 den Namen „Erich-Steinfurth-Heim“ bekam, wurde es sieben Jahre später in ein Kindersanatorium umgebaut. Seit der Schließung 1991 steht das Steinfurth-Heim in Zinnowitz leer und gilt als Lost Place. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht und Pläne zur Umgestaltung gescheitert sind, unterliegt es dem Verfall – in den Innenräumen befinden sich bereits einige Graffitis.
Adresse: Hohe Str. 3, 17454 Zinnowitz
10. Dynamitfabrik Geesthacht
Der letzte Lost Place befindet sich in Schleswig-Holstein nicht unweit des Theklahauses, etwas weiter östlich im Ortsteil Krümmel: Die Dynamitfabrik. Im Jahr 1866 hatte der Hersteller Alfred Nobel das Dynamit erfunden und baute in Geesthacht die erste Dynamitfabrik der Welt – ab 1910 war sie sogar der größte Sprengstoffhersteller Europas. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ man die Dynamitfabrik demontieren und schließlich sprengen. Heute steht auf dem Gelände das Helmholtz-Zentrum Hereon, ein paar Ruinen der Dynamitfabrik sind aber übrig geblieben. Du findest hier unter anderem einen alten Wasserturm und einen kleinen Bunker, die deutlich vom Verfall gekennzeichnet sind. Hin und wieder werden Rundgänge angeboten, damit du den Lost Place in Schleswig-Holstein legal besuchen kannst.
Die 10 krassesten Lost Places in Schleswig-Holstein und Umgebung kennst du jetzt. Du brauchst ein paar Geheimtipps in Schleswig-Holstein? Dann schau doch hier vorbei.