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„NDR Talk Show“: Was ein Gast hier in der Sendung raushaut, sorgt für mächtig Wirbel

Ein Gast in der „NDR Talk Show“ sorgt mit seinen Aussagen erneut für Zündstoff. Man konnte es vorher schon erahnen…. Hier mehr!

NDR Talk Show
© IMAGO / Stephan Wallocha

Das ist der NDR

„Er hat eine große Fangemeinde, aber er bekommt auch Gegenwind. Und zwar seit der die Medien kritisch unter die Lupe nimmt“ – mit diesen Worten leitete Moderatorin Bettina Tietjen in der vergangenen Ausgabe der „NDR Talk Show“ einen umstrittenen Gast ein.

Besonders seit dem Beginn des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine polarisiert der Philosoph wie kaum ein anderer in Deutschland. Mit seinen Aussagen sorgt er immer wieder für Zündstoff – und kürzlich auch noch mit einem Sachbuch, über das er in der „NDR Talk Show“ sprach.

Precht in der „NDR Talk Show“

Darin kritisiert Richard David Precht zusammen mit dem Soziologen Harald Welzer „die vierte Gewalt“ (gleichzeitig der Name des Buches), also Medien. Und darunter vor allem Leitmedien. Der Philosoph findet, Medien würden Politiker immer wieder zu etwas drängen und so etwas wie „Aktivismus“ betreiben. „Journalisten möchten gerne mitbestimmen, was in unserem Land passiert“, hat auch Moderatorin Bettina Tietjen mitunter das Gefühl.

In der „NDR Talk Show“ nannte Precht die deutsche Medienlandschaft zwar eine „herausragende Qualitätspresse“ und er sei froh über den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk. Seiner Meinung nach gebe es allerdings „Tendenzen“, die er problematisch finde. Darunter vor allem das Verhalten bei „Direktmedien“ wie Twitter. Bestimmte Verhaltensweisen von dort würden sich auch in den Leitmedien finden. Precht nennt darunter „Ausgrenzung“, „Personalisieren“ und „Erregungskurven“. So könne man mit Krisen nicht umgehen.


Das ist die „NDR Talkshow“

  • Schon seit über 40 Jahren lädt die Talkshow zu Gesprächen ein und ist damit die zweitälteste noch laufende Talkshow in Deutschland
  • Die Show wird vom Norddeutschen Rundfunkt produziert
  • Die Folgen werden in Hamburg und Hannover gedreht

Twitter gehört zu den Medien, auf denen Richard David Precht selbst immer wieder stark kritisiert wird. Zum Beispiel,als er nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine äußerte, dass die Ukraine den Krieg nicht gewinnen könne.

Außerdem sagte er in einem Podcast mit Markus Lanz: „Natürlich hat die Ukraine ein Recht auf Selbstverteidigung, aber auch die Pflicht zur Klugheit, einzusehen, wann man sich ergeben muss.“ Viele werfen ihm vor auf diesem Gebiet nur wenig Expertise zu haben und mit seinen Aussagen massiv daneben gelegen zu haben. Die Ukraine drängt die russische Armee mittlerweile seit Wochen zurück.

Richard David Precht beim Fototermin der „NDR Talk Show“ im Fernsehstudio Hamburg Lokstedt. Foto: IMAGO / Stephan Wallocha

„NDR Talk Show“: Wirbel um diese Aussage

Auch finden sich in dem neuesten Buch von Richard David Precht über die Medienlandschaft mehrere Fehler. So zum Beispiel, dass Redakteure von der „VG Wort“ je mehr Geld erhalten würden, desto „mehr User einen Beitrag geklickt haben“ – was nicht stimmt. Es gilt lediglich eine Mindestzahl von 1.500 Zugriffen. Der bekannte Blog „Übermedien“ sieht bei Precht einen „erstaunlich laxen Umgang mit der Wahrheit“ und führt noch weitere Beispiele an.

Außerdem schien der Philosoph den Inhalt seines eigenen Buches bei einem Auftritt mit dem „Welt“-Journalisten Robin Alexander nicht genauestens zu kennen (hier mehr dazu). Auch der Auftritt in der „NDR Talk Show“ sorgte erneut für deutlichen Gegenwind. Und das – wie sollte es auch anders sein – auf Twitter.


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Der Philosoph antwortete in der Talk Show auf die Frage, ob er journalistische Beispiel aus anderen Ländern nennen könne, wo es seiner Meinung nach besser laufe als in Deutschland, unter anderem den österreichischen Sender „Servus TV“.

Dort habe man laut Precht beim „Talk im Hangar“ zum Thema Waffenlieferungen eine „komplett ausgewogene, aus allen Seiten beleuchtete, beratschlagende Talk Show.“ Das könnte ein Beispiel für Deutschland sein.

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„NDR Talk Show“: Heftiger Gegenwind

Experten aus der Wissenschaft kritisierten gegenüber dem „Faktenfuchs“ des Bayerischen Rundfunks Anfang dieses Jahres eben solche Diskussionssendungen. Dort würden vor allem sogenannte Contrarians eingeladen, sagt Kommunikationswissenschaftler Jakob-Moritz Eberl von der Universität Wien – gemeint sind Experten oder auch Prominente, die dem wissenschaftlichen Konsens eher widersprechen. Zusätzlich traten in den Sendungen auch renommierte Wissenschaftler auf.

Das Problem sei laut Eberl die sogenannte “False Balance”. So wird die mediale Verzerrung genannt, wenn einer Minderheitsmeinung übermäßig viel Raum gegeben wird. “Radikale Minderheitenpositionen oder klar diskreditierte Wissenschaftler” würden so auf dieselbe Ebene gestellt wie renommierte Fachleute.


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ServusTV wies die Vorwürfe gegenüber dem „Faktenfuchs“ vom Bayerischen Rundfunk zurück. Es seien mehr Impfbefürworter als Impfgegner zu Gast gewesen. Der Sender sei stolz darauf, dass in Diskussionssendungen „alle Standpunkte und Meinungen“ vertreten seien – auch durch viele Gäste, die „nicht auf Regierungslinie“ seien.

Dass sich diese Gäste auch teilweise abseits des wissenschaftlichen Konsens bewegen, erwähnt ServusTV nicht. In anderen Formaten verbreiteten zudem Menschen wie Sucharit Bakhdi unbelegte, falsche Behauptungen.

Auf Twitter heißt es in einem Kommentar des (Social Media)-Datenanalysten Philip Kreißel: „Precht erklärt was ihn an den Medien stört. Sie sind laut ihm zu wenig wie Servus TV. Ja, der Desinformationssender.“ Und der ZDF-Autor Canberk Köktürk kritisiert: „Richard David Precht bezieht sich auf den rechtsextremen Verschwörungssender Servus TV als ausgeglichenes Medium und somit hat sich die Sache für mich ein für allemal erledigt. Der Bruder ist komplett lost und nicht mehr ernstzunehmen.“

Die Ausgabe der „NDR Talk Show“ mit Richard David Precht kannst du >>> hier in der Mediathek sehen.

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