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Norderney: Sie rammeln hemmungslos auf der Insel – Urlauber feiern es

Selbst die Urlauber auf der Nordsee-Insel Norderney halten sie nicht vom Geschlechtsverkehr davon ab – und die Gäste stören sich nicht daran.

© Imago

Norderney: Urlaub, Fähre, Strand - alles was du für den Insel-Urlaub wissen musst

Die Norderney ist eine beliebte ostfriesische Insel in der Nordsee. Jedes Jahr lockt sie zahlreiche Touristen und Urlauber an. Im Jahr 2019 verzeichnete die Insel 3,8 Millionen Übernachtungen. Das waren über 120.000 mehr als im Jahr zuvor.

Die Nordsee-Insel Norderney erfreut sich immer größerer Beliebtheit bei Urlaubern – und nicht nur bei ihnen. Einige der (ungebetenen) „Gäste“ wissen sich jedoch nicht immer zu benehmen. Doch daran stören sich die meisten Urlauber nicht.

An ihnen scheiden sich die Geister: Die einen finden sie süß und niedlich. Für viele Urlauber gehören sie zur Nordsee-Insel Norderney dazu wie der Sand am Meer. Für andere sind sie bloß eine Plage und stellen eine Gefahr dar. Die Rede ist von den zahllosen Kaninchen auf Norderney.

Norderney: An ihnen ist kein Vorbeikommen möglich

Im Grunde kann man ihnen gar nicht aus dem Weg gehen: Ob beim Flanieren durch die Fußgängerzone oder beim Spaziergang zum Strand – an vielen Orten auf der beliebten Nordsee-Insel tummeln sich Kaninchen. Die Scheu vor den Menschen haben viele verloren. Gerade in den Abendstunden versammeln sie sich massenweise an den Deichen. Dort fressen sie ungestört und buddeln Löcher und Unterschlüpfe in den Sand.

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Norderney: Kaninchen werden zu großer Gefahr

Doch damit gefährden die mitunter putzig anzusehenden Kaninchen den Deichschutz auf Norderney. „Die Problematik mit Schäden durch Kaninchen stellt sich so dar, dass die Tiere gerne in sandigem Untergrund graben und ihre Bauten erstellen“, erklärt Fabian Buß, Pressesprecher des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLKWN)gegenüber MOIN.DE.

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„Dadurch schädigen sie zum einen die Grasnarbe, die Bauten sind aber auch Angriffspunkt bei Sturmfluten.“ Daher sei es „dringend erforderlich“, Schäden durch Kaninchen an den Deichen zu verhindern „und zu minimieren.“ Buß: „Für die Deiche, die als Küstenschutzanlage gewidmet sind, ist eine stabile und geschlossene Grasnarbe mit guter Bewurzelung zwingend erforderlich.“

Auf keiner anderen der sieben Ostfriesischen Inseln gibt es dermaßen viele Kaninchen wie auf Norderney. Während viele Urlauber sich über den Anblick der hoppelnden Vierbeiner freuen, bereiten sie so manchem Naturschützer Bauchschmerzen (>>> MOIN.DE berichtete). Doch warum gibt es ausgerechnet auf der beliebten Nordsee-Insel so viele Kaninchen? Eine allgemeingültige Antwort darauf gebe es nicht. „Eine mögliche Erklärung ist die Größe der Insel“, sagt Buß. „Norderney ist – im Vergleich zu anderen Ostfriesischen Inseln – relativ groß. Kaninchenkrankheiten, die andernorts bei hohen Populationsdichten große Sterblichkeitsraten hervorrufen, treten auf Norderney vermutlich nur lokal auf, so dass einzelne ausreichend große Teilpopulationen überleben können.“

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In der Dämmerung kommen die auf diesem Bild schemenhaft erkennbaren Kaninchen in Scharen auf die Deiche und graben dort Löcher. Foto: Käfer

Nordsee: Küstenschützer kommen nicht gegen sie an

Hinzu kommt, dass Kaninchen bekannt für ihr Fortpflanzungspotential sind. Und diesem Klischee werden sie auch auf der beliebten Nordsee-Insel Norderney gerecht. Ungeniert rammeln sie auch unter den Augen von Urlaubern und Einheimischen. Die meisten von ihnen stören sich überhaupt nicht an den kleinen Tieren, zumal sie – anders als etwa Möwen – die Gäste in Ruhe lassen.

Doch wieso werden dann nicht entsprechende Maßnahmen ergriffen, um die Kaninchen-Population auf Norderney einzudämmen? Schließlich haben die Tiere kaum natürliche Fressfeinde auf der Insel, seit sie 1620 auf der Nordsee-Insel zu Jagdzwecken auf der einst kargen Nordsee-Insel ausgesetzt wurden. „Mit dem Ziel der Eindämmung solcher Bauten im Deich wurde auf Norderney unter anderem ein Kaninchenschutzzaun am Südstrandpolderbereich errichtet“, berichtet NLWKN-Sprecher Buß. Doch das allein scheint ganz offensichtlich nicht auszureichen.


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Norderney: Kaninchen haben auch etwas Gutes

„Für die Bejagung von Kaninchen auf Norderney ist die örtliche Jägerschaft zuständig“, berichtet Buß. Entsprechende Anfragen unserer Redaktion bei der Kreisjägerschaft im Landkreis Aurich, zu dem Norderney gehört, und der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer in Wilhelmshaven blieben bislang unbeantwortet. MOIN.DE bleibt an dem Thema dran.

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Doch die vielen Kaninchen auf Norderney haben auch etwas Positives: „Hinsichtlich der Artenvielfalt lässt sich sagen, dass andere Tiere von der hohen Kaninchenpopulation profitieren können“, berichtet Buß. „Höhlenbrüter, wie zum Beispiel Hohltauben oder Steinschmätzer, nutzen die Bauten der Kaninchen für ihre Brut.“ Es ist also wie so oft im Leben: Es gibt immer zwei Seiten der Medaille.