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Norderney und Sylt: Massengräber zeigen das Leid Tausender – alles unter den Namen der Inseln

Purer Schrecken, von dem nur Wenige wissen: Ausgerechnet die Urlaubs-Inseln Norderney, Sylt, Borkum und Helgoland mussten dafür herhalten.

© IMAGO / F. Anthea Schaap

Norderney: Urlaub, Fähre, Strand - alles was du für den Insel-Urlaub wissen musst

Die Norderney ist eine beliebte ostfriesische Insel in der Nordsee. Jedes Jahr lockt sie zahlreiche Touristen und Urlauber an. Im Jahr 2019 verzeichnete die Insel 3,8 Millionen Übernachtungen. Das waren über 120.000 mehr als im Jahr zuvor.

Ein dunkler Schlund, der Angst einjagt. Ein stummes Zeugnis aus der dunkelsten Geschichte Deutschlands. Und Faszination, die weit über die Insel hinausreicht – ein echter Lost Place eben. Doch was hier unter den Namen Sylt und Norderney geschah, ist kaum fassbar.

Mitten im Ärmelkanal machten sich die Nazis mitten im Zweiten Weltkrieg eine Insel zu eigen, bauten Konzentrations- und Arbeitslager darauf. Und benannten sie ausgerechnet nach Sylt und Norderney. Über schreckliche Zeugen, die in Vergessenheit geraten sind.

Norderney und Sylt: Auch Borkum musste herhalten

Die Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Dachau oder Neuengamme sind in ihrem Schrecken vielen auch heute noch ein Begriff. Doch während die Nationalsozialisten an der Macht waren, gab es noch deutlich mehr kleine und große Vernichtungslager, von denen heute kaum noch jemand weiß. So die Lager „Sylt“, „Norderney“, „Helgoland“ und „Borkum“. Dabei lagen diese Lager gar nicht auf den Inseln selbst – sondern missbrauchten deren Namen.

Auf der Insel Alderney im Ärmelkanal entstanden die Lager, die durch ihre Namen ganz andere Standorte vermuten lassen. Das „Lager Sylt“ war als Konzentrationslager konzipiert, „Norderney“ und „Borkum“ als Arbeitslager.

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Norderney und Sylt: Viele Fragen offen

Allein im nach der Urlaubs-Insel Sylt benannten KZ waren ab 1934 mindestens 1.000 Häftlinge untergebracht. Mindestens 700 Häftlinge wurden getötet. Pervers, die drei Lager ausgerechnet nach Erholungs-Inseln zu benennen, die sie zur Zeit des zweiten Weltkriegs bereits waren. Und damit nicht genug.

Dem KZ-Außenlager Neuengamme bei Hamburg unterstellt, starben und schufteten tausende Häftlinge, um die Verteidigung des Ärmelkanals, und somit des Deutschen Reiches, zu gewährleisten. Experten sprechen von einer „Maschinerie des Todes“ und „Ausrottung durch Arbeit“ auf Alderney. Die Briten gaben die Insel kampflos auf, kurz danach trafen die Nazis ein und begannen mit ihrem Werk des Schreckens. Viele Fragen sind bis heute offen.


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Norderney: Eine drängende Aufgabe

Denn nach 80 Jahren ist erstaunlich wenig über die Vernichtung und die Verhältnisse auf Alderney samt der nach Norderney und Co. benannten Lager bekannt. Etwa die Totenzahlen sind bis heute nicht genau beziffert, wie der britische Holocaust-Beauftragte Lord Eric Pickles dem „Observer“ offenbarte. Internationale Experten wollen sich mit der Aufarbeitung beschäftigen, zwei Massengräber wurden bereits entdeckt. In Zeiten von Hamas-Terror und blühendem Juden-Hass nicht nur in Deutschland eine wichtige – und kraftraubende – Aufgabe.