Die Krabben-Krise an der Nordsee-Küste ist real. Selbst Gosch auf Sylt nahm den beliebten Snack aus dem Programm, Preiserhöhungen gibt’s überall. Zehn Euro das Pfund schaffte bislang nur der eskalierende Kaffee-Preis.
Schuld sein soll (vor allem laut Krabben-Fischern) in erster Linie der Wittling, ein natürlicher Nordsee-Fressfeind der Krabben. Ein Experte lässt das jetzt aber nur bedingt gelten…
Nordsee: Fischer in Eigenverantwortung
Gerade erst hat die EU verordnet, das Krabbenfischer in der Nordsee länger auf See bleiben dürfen – den Krabben-Preis drückt das aber natürlich nicht sofort. Zehn Euro pro Pfund sind nicht wenig, im Vergleich zum vergangenen Jahr sind Krabben nochmal um einen Euro im Preis gestiegen. Die Gründe sind vielfältig – und offenbar etwas verzerrt.
Denn auch wenn der Wittling, eine Fischart, als natürlicher Fressfeind von Nordsee-Krabben den Bestand sicher dezimiert, kommt diese Annahme vor allem gerne aus Mündern von Krabben-Fischern. Meeresbiologe Rainer Fröse bringt unbequeme Wahrheiten ins Spiel.
Nordsee: Fischer selbst Schuld
Der Experte vom Geomar Kiel stellt klar: „Die Fischerei muss sich an die eigene Nase fassen“, sagt er, und meint zunächst Überfischung – dann präzisiert er. „Viele [Krabben] wurden gefangen, bevor sie geschlechtsreif waren“, das heißt, die Tiere wurden erst in der Nordsee gefangen und dann „wieder reingeworfen“. „Das macht ja eigentlich überhaupt keinen Sinn“, so Fröse gegenüber Sat.1.
Das ergibt sogar tatsächlich wenig Sinn. Die Folge ist nämlich klar: Wenn Krabben vor der Geschlechtsreife einen Fangen-und-wieder-reinwerfen-Zyklus durchlaufen, schmälert das die Bestände zusätzlich, Nachwuchs bleibt aus. So bleibt vor allem in der Krabben-Hauptstadt Büsum an der Nordsee das Krabbenbrötchen ein mittlerweile rares Vergnügen.
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Nordsee: Bewusster Konsum
Das „Fischgeschäft Möller“ bietet keine fangfrischen Krabben mehr an, da der Hausfischer der Familie einfach nichts mehr fängt Hans-Jürgen Künnemann in Kiel hat das Krabbenbrötchen sogar ganz aus dem Sortiment genommen. Laut Sat.1 weigert er sich, die hohen Kosten an seine Kunden weiterzugeben. Was bleibt, ist die Eigenverantwortung der Fischer – aber auch der Konsumenten. Denn wer Krabbenbrötchen weiter isst, trägt nicht dazu bei, dass sich die Bestände rasch erholen.