Der Boom der Ferienwohnungen über Online-Plattformen trifft nun auch die deutschen Küstenorte an Nordsee und Ostsee mit voller Wucht. Während sich die Ostsee unter gleißender Sommersonne in Postkartenidylle präsentiert und die Nordsee mit ihrem endlosen Watt lockt, drängen immer mehr Gäste in die kleinen Gemeinden.
Die Buchungen über Airbnb, Booking und Co. schnellen in die Höhe, weit stärker als bei klassischen Hotels oder Campingplätzen. Wo früher Fischerhäuser standen, entstehen nun Ferienunterkünfte und für Einheimische wird es eng.
Diese Nordsee- und Ostsee-Orte trifft es besonders hart
Gerade die Landkreise Vorpommern-Rügen und Nordfriesland erleben diesen Ansturm hautnah, wie „CORRECTIV.Europe“ berichtet. Dort seien im vergangenen Jahr auf jeden Einwohner gleich mehrere Übernachtungen über Plattformen gekommen. In Nordfriesland etwa waren es 7,7 Nächte pro Kopf, in Vorpommern-Rügen sogar 10,6. Die Folge: Mietpreise ziehen an, und wer hier lebt, sieht sich plötzlich in Konkurrenz mit Gästen, die nur für wenige Nächte bleiben.
Im Schatten dieser Entwicklung drohen die Nordsee- und Ostsee-Küstenorte ihren Charakter zu verlieren. Wo einst kleine Cafés und Dorfläden das Bild prägten, reihen sich nun Ferienapartments aneinander. Bewohner berichten gegenüber „CORRECTIV.Europe“, dass es schwer wird, langfristige Mietverträge zu finden, weil Vermieter lieber auf den schnellen Euro durch Touristen setzen. Der traditionelle Tourismus stagniert, während private Vermietungen boomen – ein Trend, der ganze Regionen umkrempelt.
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Nordsee und Ostsee im ewigen Kreislauf
Doch der Hype hat seinen Preis: Die Infrastruktur in den Küstenregionen ächzt unter der Last der Besucher. Wasserversorgung und Müllentsorgung stoßen in der Hochsaison immer öfter an ihre Grenzen. Gleichzeitig verschärft der stetige An- und Abreiseverkehr die Belastung für Klima und Umwelt. Die Ostfriesischen Inseln und die Strände Mecklenburg-Vorpommerns geraten in einen Kreislauf aus wachsendem Tourismus und steigenden Belastungen.
Im Vergleich zu den europäischen Spitzenreitern wie den Kykladen mag die deutsche Nordsee- und Ostseeküste noch moderat erscheinen – doch der Trend zeigt steil nach oben. Die Daten von Eurostat belegen, dass Ferienwohnungen in Deutschland immer stärker nachgefragt werden, während klassische Angebote stagnieren. Auch große Städte wie Berlin spüren den Rückgang, weil Behörden stärker kontrollieren, während die Küstenorte scheinbar ungebremst expandieren.
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Fachleute warnen laut „CORRECTIV.Europe“, dass diese Entwicklung nicht folgenlos bleibt. Schon jetzt drohen Konflikte um Wohnraum, steigende Preise und eine schleichende Verdrängung der Bevölkerung. Gleichzeitig mahnen Klimaforscher, dass der Massentourismus mit seinen Emissionen die Grundlage vieler Reiseziele gefährdet.
Wer an Nordsee oder Ostsee Urlaub macht, sieht vielleicht nur das glitzernde Wasser – doch im Hintergrund geraten Strukturen ins Wanken, die Jahrzehnte lang selbstverständlich schienen.