Eine Fährüberfahrt auf der Ostsee endete für die Passagiere anders als gedacht. Nun berichten Fahrgäste und der Kapitän, wie sie die Stunden der Ungewissheit an Bord erlebt haben.
Ostsee: „Wussten nicht, was los ist“
Ein ungewöhnlicher Zwischenfall auf der Ostsee brachte am Wochenende die Hybridfähre „Berlin“ auf der Route von Rostock nach Gedser zum Stillstand. „Dänemark war nur 20 Meter entfernt. Trotzdem mussten wir umdrehen“, erklärt Seniorkapitän Jörg Ellner gegenüber der „OZ“. Die Fahrt wurde wegen eines mechanischen Defekts im Zielhafen abgebrochen.
Die rund 500 Passagiere mussten zurück nach Rostock und setzten mit der Fähre „Copenhagen“ die Reise fort – mit sieben Stunden Verspätung kamen sie in Gedser an. „Für uns war es ein Abenteuer. Andere Gäste waren verzweifelt“, erzählt Passagierin Regina Jahr im Interview mit der „OZ“. Besonders belastend war die Wartezeit auf dem Autodeck im Ostsee-Hafen: „Wir saßen eine Stunde im Auto und wussten nicht, was los ist.“ Kapitän Ellner zeigt Verständnis: „Sie fühlen sich ausgeliefert.“ Die Crew versuchte, alle zu informieren, ging dazu von Auto zu Auto, da Lautsprecherdurchsagen nicht überall ankamen.
+++ Ostsee: Tödlicher Badeunfall! Frau treibt leblos im Meer +++
Ostsee: „Bugvisier ließ sich nicht öffnen“
Innerhalb einer Stunde versuchte die Crew, den Defekt zu beheben, doch „unter Zeitdruck hat es nicht geklappt.“ Das Bugvisier ließ sich nicht öffnen, Ursache war ein defekter Sicherungsstift, erklärt Scandlines-Sprecherin Anette Ustrup Svendsen gegenüber der „OZ“. Dieses kleine Teil verhinderte das Entladen im dänischen Ostsee-Hafen. „Das bedauern wir sehr“, so Svendsen. „Die Sicherheit von Schiff und Passagieren war nie gefährdet.“ Alle wurden mit Essen und Getränken versorgt.
Mehr News:
Eine andere Anlaufstelle war keine Option, denn „die Berlin ist ein Spezialschiff“, so Ellner. „Nur Rostock und Gedser haben passende Anleger.“ Normalerweise dauert das Entladen sechs Minuten. Nun mussten Lkw und Pkw in Rostock rückwärts von Bord oder auf dem Deck wenden. „Mit Einweisern ging das gut“, sagt Jahr. Auf der voll belegten Fähre „Copenhagen“ war danach kein Platz mehr frei. Trotzdem: „Wir wurden gut versorgt und fahren wieder Fähre.“ Einen längeren Ausfall verhinderte die Crew. „Für Rostock hatten wir eine Spezialfirma bestellt, die wir nicht brauchten. Gegen 21 Uhr war das Problem behoben.“ Ein ungewöhnlicher Ostsee-Tag endete mit Entwarnung.
Dieser Artikel wurde teils mit maschineller Unterstützung erstellt und vor der Veröffentlichung von der Redaktion sorgfältig geprüft.