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Ostsee: Dieser Anblick stimmt Küstenort-Bewohner traurig – „Bald nicht mehr zu retten“

Ostsee: Dieser Anblick stimmt Küstenort-Bewohner traurig – „Bald nicht mehr zu retten“

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Für die Villa an der Ostsee besteht noch Hoffnung! Foto: IMAGO / BildFunkMV

In Kühlungsborn an der Ostsee steht ein historisches, altehrwürdig aussehendes Gebäude.

Doch wenn es so weitergeht wie jetzt, dann wird davon bald nicht mehr viel übrig sein. Dem Ort an der Ostsee würde damit sein Herzensstück fehlen – das finden zumindest einige Einwohner.

Ostsee: Villa ist sich selbst überlassen

Es geht um die „Villa Baltic“. Seit Jahrzehnten ist das Gebäude von einem Zaun umgeben, der Witterung ausgesetzt und verfällt zusehends. „Wenn nicht bald etwas passiert, ist die Villa nicht mehr zu retten“, sagt der parteilose Bürgermeister Rüdiger Kozian.

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Viele Gäste Kühlungsborns (Landkreis Rostock) stehen am Zaun und schütteln den Kopf über den traurigen Anblick. Kozian weiß, dass das Haus wichtig ist für die Identität der Kühlungsborner. In dem Ostseebad leben knapp 9.000 Menschen, die fast ausschließlich vom Tourismus leben.

Villa an der Ostsee wichtige für Einwohner

Wichtig ist das Gebäude ebenso für die zwei Brüder Jan und Berend Aschenbeck. Die Projektentwickler aus Oldenburg haben die Villa vor zwei Jahren für zwei Millionen Euro gekauft. „Dieser Entschluss ist rein emotional und nicht rational zu begründen“, sagt Jan Aschenbeck. Schon als Kinder hätten sie in der Villa gespielt.

Umso trauriger ist es, dass das Gebäude immer weiter verfällt: Eines der Hauptprobleme ist, dass das Haus wegen seines riesigen Treppenhauses, das über eine Glaslichtkuppel mit Außenlicht versorgt wird, für eine Nutzung etwa als Hotel nicht in Frage kommt.

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Das ist die Ostsee:

  • auch Baltisches Meer genannt
  • die Ostsee ist das größte Brackwassermeer der Erde
  • die Fläche beträgt 412.500 Quadratkilometer
  • sie ist bis zu 459 Meter tief

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„Das Gebäude mit denkmalrechtlichen Auflagen in Alleinlage und mit begrenztem Grundeigentum dürfte als Einzelimmobilie nicht zu erhalten sein“, sagt Alexander Schacht vom Denkmalschutzamt des Landkreises Rostock. Das mache eine direkte Refinanzierung der Restaurierung nicht möglich, ergänzt Aschenbeck.

Wie geht es weiter an der Ostsee?

Sein Plan ist, die Restaurierung durch einen Anbau auf dem Boden des inzwischen abgerissenen Schwimmbads in direkter Nachbarschaft zu bezahlen. Da zur Villa nur etwa wenige Meter Fläche rund um das Haus gehören, will er das Baufeld kaufen und dort die „Baltic Arkaden“ errichten.

Im öffentlich zugänglichen Erdgeschoss sollen Einzelhandel und Gastronomie angesiedelt werden. In den zwei Etagen darüber soll ein Hotel mit insgesamt 120 Zimmern entstehen. „Die Bebauung entspricht 70 Prozent des Schwimmhallengrundstücks und damit rund sechs Prozent des gesamten Parks“, betont Aschenbeck.

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Am 5. Dezember sind die knapp 9.000 Kühlungsborner aufgefordert, über die Zukunft des Projekts abzustimmen. Der Entscheid wurde von der Bürgerinitiative „Rettet den Baltic Park“ initiiert.

„Wir befürworten die Restaurierung der Villa“, betont Sprecherin Lieselotte Klotz. Sie bezweifelt jedoch, dass dies nur mit dem Hotel-Neubau möglich sei. Zusätzlich fürchtet sie, dass der Baltic-Park nicht mehr für alle Kühlungsborner zugänglich sein wird.

Sorgen an der Ostsee

Für Klotz steht ihrer Aussage nach das „Gemeinwohl“ im Vordergrund, das durch das Projekt an der Ostsee gefährdet sei. Sie sieht in dem Bürgerentscheid die Möglichkeit, das Projekt „aus einer anderen Sicht zu beleuchten“. Sie stellt in Frage, ob die Kombination von Restaurierung und Hotelneubau die einzig mögliche Lösung ist.

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„Der Park bleibt definitiv für alle zugänglich“, betont Aschenbeck. Auch die alten Parkbäume seien nicht gefährdet. Für den Ausgang des Referendums sei er zuversichtlich. „Wir haben keine Bauchschmerzen.“

Das Konzept sei gemeinsam mit den Kühlungsbornern erarbeitet worden. Die Lösung sehe eine öffentliche Nutzung für die Villa vor. „Es soll ein lebendiger Ort sein, mit Kunst, Kultur und Gastronomie – ein Ort mit Puls. (dpa/fk)