Usedom gilt als eine der beliebtesten Ostsee-Ferieninseln Deutschlands. Mit ihren feinen Sandstränden und Sonnenrekorden zieht sie jedes Jahr Tausende Touristen an. Doch wer aus Berlin mit dem Zug anreisen will, muss Geduld mitbringen. Die Verbindung ist umständlich, langsam und oft überfüllt. Die Fahrt dauert fast vier Stunden, inklusive Umsteigen.
Früher war das anders. Bis 1945 fuhren Züge von Berlin direkt auf die Insel. Eine imposante Hubbrücke bei Karnin machte es möglich. Heute ragt nur noch ihr rostiges Gerüst aus dem Wasser. Die Bahnstrecke existiert nicht mehr – doch es gibt Pläne, sie wiederzubeleben, weiß die „Berliner Zeitung“. Und genau diese Pläne drohen zu scheitern.
Ostsee-Prestigeprojekt oder zum Scheitern verurteilt?
Die Idee klingt nach einem Prestigeprojekt. Von Berlin in nur zwei Stunden mit dem ICE bis auf die Ostsee-Insel Usedom. Dafür müsste die Strecke Berlin–Stralsund ausgebaut und die Südanbindung über Karnin reaktiviert werden. Am 16. August wollen die Usedomer Eisenbahnfreunde beim traditionellen Brückentag erneut an dieses Ziel erinnern.
+++ Ostsee-Touristen enttäuscht – Strand-Urlaub fällt ins Wasser! „Echt ein scheiß Sommer“ +++
„Die geplante Wiederherstellung der Eisenbahn-Südanbindung ist hochaktuell“, sagt Vereinsvorstand Günther Jikeli der „Berliner Zeitung“. Unterstützung erhalten die Usedomer aus der Hauptstadt. Auch Jürgen Murach, früher in der Senatsverkehrsverwaltung tätig und heute Vizepräsident des Verbands Deutscher Eisenbahningenieure, reist erneut zum Fest. Er warnt: „Während der Saison droht die Insel im Autoverkehr zu ersticken.“
Bund muss Wirtschaftlichkeit prüfen
Zwischen 560 und 580 Millionen Euro werden für den Bau veranschlagt. Hinzu kommen bis zu 120 Millionen für die Planung. Das Land Mecklenburg-Vorpommern setzt auf eine einspurige, elektrifizierte Strecke mit Tempo 120. Die Pläne sehen stündliche Regionalzüge aus Rostock und zweistündliche Fernverkehrszüge aus Berlin vor.
Zwar wurde die Südanbindung in den Bedarfsplan Schiene des Bundes aufgenommen, doch nur unter der Kategorie „potenzieller Bedarf“. Das bedeutet: Der Bund muss nun eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung beauftragen. Nur wenn der Nutzen-Kosten-Faktor über 1,0 liegt, darf das Ostsee-Projekt gefördert werden.
Auch interessant: Mehr Infos zu Urlaub an der Ostsee
Die Hürden sind hoch. „Verkehrspotenziale und mögliche finanzielle Förderungen werden nicht ausgeschöpft“, kritisiert Murach. Die Einbindung Polens würde dem Ostsee-Projekt eine europäische Dimension geben – doch genau das fehlt in der aktuellen Planung.
Dieser Artikel wurde teils mit maschineller Unterstützung erstellt und vor der Veröffentlichung von der Redaktion sorgfältig geprüft.