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Schleswig-Holstein: Lübecker sauer über Zerstörungswut – „Einfach nur krass“

Schleswig-Holstein: Lübecker sauer über Zerstörungswut – „Einfach nur krass“

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Lübeck in Schleswig-Holstein ist eine von vielen Städten, in denen es wegen den Fahrzeugen Ärger gibt. Foto: imago images / Agentur 54 Grad

Sie sorgen seit dem ersten Tag ihres Bestehens in Deutschland für Diskussionen und polarisieren. Und auch davor gab es schon heiße Diskussionen, ob eine Zulassung wirklich sinnvoll ist und zur Mobilitätswende beiträgt. Schaut man sich die Bilder aus größeren Städten wie Lübeck in Schleswig-Holstein an, dann dürften zumindest Zweifel daran laut werden.

Aber das liegt nicht unbedingt daran, dass E-Scooter nicht unter Umständen eine umweltfreundliche Alternative sein können. Viel mehr scheint das Problem zu sein, dass viele Menschen einen fragwürdigen Umgang damit pflegen. Eine Einwohnerin aus Lübeck in Schleswig-Holstein freute sich diese Woche über „ein neues Gartengerät“, wie sie ironischerweise schreibt.

Schleswig-Holstein: Rücksichtsloser Umgang in Lübeck

Der Grund: In ihrem Garten hatte jemand einen grünen E-Scooter mitten auf dem Rasen abgelegt. Ob er es dem Flitzer möglichst gemütlich machen wollte und deswegen nicht den Ständer benutzte, darf bezweifelt werden. „Schade, dass gewisse Leute kein Respekt mehr haben“, schreibt die Frau auf Facebook dazu.

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Solche Beispiele gibt es ohne Ende. Ein paar Tage zuvor äußerte eine andere Lübeckerin in der gleichen Gruppe ihren Ärger über den Umgang mit den Rollern. In dem Fall war es ein pinker „Voi“-Scooter, der komplett gebrochen war.

Schleswig-Holstein: Lübecker berichten von Erlebnissen

Die Beiträge der Frauen werden zum Sammelsurium verschiedenster Erlebnisse mit den E-Scootern, von denen die Menschen berichten. Wohl jeder Stadtbewohner hatte in irgendeiner Art und Weise schon Begegnungen mit den als umweltfreundliche Alternative beworbenen Fahrzeugen, die seit Mitte 2019 auf den Straßen zugelassen sind. Eine Fahrt von zehn Minuten kostet je nach Anbieter ungefähr drei Euro. Oft ist das nicht billiger, als den Nahverkehr zu nutzen.

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Das ist Schleswig-Holstein:

  • Schleswig-Holstein ist Deutschlands nördlichstes Bundesland
  • Die Landeshauptstadt Kiel ist mit rund 247.000 Einwohnern auch die größte Stadt in Schleswig-Holstein
  • Schleswig-Holstein zählt rund drei Millionen Einwohner
  • Fehmarn ist die einzige Ostsee-Insel Schleswig-Holsteins und die größte des Bundeslandes
  • Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland gehört zu Schleswig-Holstein
  • Zu Schleswig-Holstein gehören die bei Touristen beliebten nordfriesischen Inseln Sylt, Amrum und Föhr
  • Mit knapp 100 Kilometern Länge durchquert der Nord-Ostsee-Kanal ganz Schleswig-Holstein

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Ein weiterer Lübecker erzählt unter einem der Beiträge, er habe im Stadtteil Buntekuh Jugendliche im Alter von zehn bis 15 Jahren gesehen, die sich an einem Supermarkt mehrere E-Scooter gegriffen und diese bei rot über die Kreuzung, auf den Parkplatz oder sogar ihm vors Fahrrad geschmissen hätten. Er habe deswegen eine Vollbremsung machen müssen. „Einfach nur krass was mit der Jugend los ist“, schreibt er dazu.

Auch andere Einwohner teilen ihre negativen Erfahrungen mit:

  • „Das nervt mich total an den Rollern. Die werden wild irgendwo geparkt.“
  • „Das regt mich auch ziemlich auf – werden einfach hingeschmissen – egoistisch – nach dem Motto – ist ja nicht meins. Absolut respektlos“
  • „Da sieht man mal wieder, wie viele Leute Langeweile haben, um sich an fremdem Eigentum zu vergreifen. Traurig.“
  • „Ich bin auch kein Fan von den Dingern, aber die Roller können auch nichts dafür. Das Problem sind die Menschen, wie so oft.“
  • „Eigentlich sind die Roller eine gute Alternative. Aber nicht so, wie einige sie abstellen.“
  • „Leider hab ich auch schon Leute im fortgeschritten Alter gesehen, die beim Vorbeifahren die Teile umschubsen.“

Schleswig-Holstein: Das sagen die Anbieter

Doch wie sehen die Anbieter der Geräte das Problem? „In allen Märkten, in denen wir E-Scooter in Betrieb haben, gibt es leider vereinzelte Fälle von Vandalismus – so auch in Norddeutschland“, sagt Claus Unterkircher, General Manager vom Anbieter „Voi“, zu MOIN.DE. „Wir bewegen uns hier im Promillebereich, aber dennoch: jeder Akt von Vandalismus gegen jegliche Art von Verkehrsmittel ist einer zu viel.“

Auch Hamburg oder andere Großstädte kennen die Problematik.

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„Leider kommt es hin und wieder vor, dass Fahrzeuge in der Elbe, Alster oder anderen Gewässern landen. Da die E-Scooter aufgrund der eingerichteten No-Parking-Zones nicht direkt am Wasser geparkt werden können, gehen wir davon aus, dass die Täter die E-Scooter gezielt versenken, also die Fahrzeuge in der Nähe einsammeln und dann ins Wasser werfen“, sagt Jashar Seyfi, Deutschland-Geschäftsführer der grünen „Lime“-Flitzer, auf Anfrage.

In nachweislichen und schweren Fällen bringe man diese zur Anzeige. Konkrete Zahlen über Vandalismus-Vorfälle konnten beide Anbieter nicht nennen.

Schleswig-Holstein: Scooter stehen im Weg

Waren zu Beginn der Einführung der E-Scooter noch die vielen Unfälle im Fokus, die die Menschen damit verursachten – und die es natürlich auch heute noch gibt – so scheint sich das Augenmerk mittlerweile mehr auf den rücksichtslosen Umgang mit den Geräten zu legen.

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Bei den Anbietern „Voi“ oder „Lime“ muss nach Ende der Fahrt als Beweis ein Foto vom korrekt abgestellten E-Scooter gemacht werden. Das schützt aber natürlich nicht davor, dass im Nachhinein jemand vorbeikommt und das Gefährt doch noch umschmeißt oder zerstört. Es gibt E-Scooter, bei denen in einem solchen Fall eine Alarmsirene anspringt.

Auch monieren viele Stadtbewohner, dass die Fahrzeuge, selbst wenn sie ordnungsgemäß stehend abgestellt würden, oft auf Bürgersteigen oder vor Haustüren im Weg stünden. Feste Stationen wie bei Stadtfahrrädern gibt es nicht. „Ist ein E-Scooter beschädigt oder unsachgemäß abgestellt, wird dieser mittels GPS gefunden und direkt aus dem Verkehr gezogen“, sagt Claus Unterkircher von „Voi“.

Schleswig-Holstein: Woher kommt die Wut?

Bleibt offen, woher die Wut auf die E-Scooter kommt – oder ist es oft einfach nur die Lust daran, irgendwas zu zerstören? Sicher ist, dass auch viele Fußgänger genervt sind. Denn vielen Scooter-Fahrern scheinen die geltenden Regeln beim Fahren nicht bekannt zu sein.

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„E-Scooter sind auf Radwegen, Radfahrstreifen und in Fahrradstraßen erlaubt. Nur wenn diese fehlen, darf auf die Fahrbahn ausgewichen werden“, heißt es vom ADAC. Auf dem Gehweg sind sie verboten, trotzdem sind viele dort unterwegs.

Zu zweit auf einem Roller loslegen ist ebenso verboten, wie das Fahren mit mehr als 0,5 Promille.

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Der Umweltaspekt ist ebenfalls umstritten. Eines der größten Probleme: Es würden nur wenige Menschen die Scooter statt eines Autos nutzen, monierte einst das Umweltbundesamt. Und auch der Kreislauf der Herstellung, die oft kurze Lebensdauer der Batterien und die darin enthaltenen schädlichen Stoffe sind ein Grund dafür, dass Umweltaktivisten weltweit den Fahrzeugen den Kampf angesagt haben.

Im September waren die Einwohner in Lübeck ebenfalls sauer wegen Zerstörungen in ihrer Stadt. Dabei ging es aber nicht um E-Scooter. Mehr dazu >>> hier.