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Sylt: Abgehängt! Kult-Gastronom spricht aus, was viele denken – „In Arroganz sterben“

Sylt verlässt sich darauf, automatisch on top zu sein – das klappt nicht mehr. Kult-Gastronom Jan Scharfe findet im MOIN.DE-Interview harte Worte.

Sylt
© IMAGO/ privat

Sylt: Was man über die Trauminsel in der Nordsee wissen muss

Über die berühmte nordfriesische Insel Sylt gibt es viel zu lernen. Sie steht zu weiten Teilen unter Naturschutz und beherbergt den nördlichsten Punkt Deutschlands.

Böse Zungen behaupten, Sylt würde von Jahr zu Jahr immer mehr an Attraktivität verlieren. Das läge an den steigenden Preisen, gepaart mit unbeständigem Wetter, aber auch an mangelnden Innovationen.

MOIN.DE besuchte Jan Scharfe, den Betreiber der angesagten Strandlocation „Beach House Sylt“ in Westerland. Der Gastronom kennt die Insel seit Jahrzehnten. Früher arbeitete er in der „Sansibar“ in Rantum, bis er sich vor mehr als zehn Jahren selbständig machte. Seine Einschätzung zur aktuellen Insel-Lage ist bedrückend.

Sylt: Gastronom packt aus

„Guck dir mal an, was unsere Kollegen an der Ostsee machen, da stehen wir ganz hinten an, wirklich“, beurteilt Jan Scharfe die Lage und spricht aus, was viele denken. „Wir können hier nicht in Schönheit und Arroganz sterben, sondern wir müssen etwas tun. Und zwar richtig.“

Unter die Arme greifen soll ihm dabei Ole von Beust, der von 2001 bis 2010 Erster Bürgermeister von Hamburg war. „Ole ist ein Freund, ein guter, lieber Bekannter, der hier in meinem Haus oft zu Gast ist“, verrät Jan Scharfe. „Der sagt auch, lass’ uns was machen, es wird Zeit. Wir müssen uns alle darum kümmern, dass wir hier nicht verschlafen und dass die Insel weiter hübsch und attraktiv und bunt bleibt.“

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Die beiden Freunde wollen sich zusammensetzen und neue Konzepte erarbeiten, um die Attraktivität Sylts zu steigern. „Wir wollen erstmal etwas zu Papier bringen und damit dann Unternehmen auf Sylt ansprechen“, sagt der Gastronom. „Es geht um Gestaltung. Guck dir mal, wie diese Stadt aussieht. Die hat den Charme der 70er. Überall steht ein Stuhl, der nicht zum anderen passt. Alles so ein Flickwerk.“ Und weiter: „Guck dir mal die Promenade an. Wir können uns nicht darauf ausruhen, dass wir immer sagen, Sylt funktioniert sowieso.“

Sylt: Es muss etwas passieren

Was ist denn mit den neuen „Begegnungszonen“, die die „Gemeinde Sylt“ doch ganz stolz präsentiert hat? Die sollen sich Auto- und Radfahrer sowie Fußgänger und der öffentliche Nahverkehr gleichberechtigt teilen. Ganz ohne Ampeln und Zebrastreifen, dafür auffällig markiert.

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TV-Frau Ulla Kock am Brink, Ex-Bürgermeister Ole von Beust und „Beach House“-Chef Jan Scharfe (von li.) Foto: Privat

„Die Begegnungszonen sind ein schönes Beispiel“, sagt Jan Scharfe. „Dafür wurden Hunderttausende ausgegeben, aber was soll das? Wofür? Die Autofahrer sind irritiert. Die wissen nicht, ob sie die Fußgänger erst hinüberlassen sollen oder nicht. Damit man Ampeln einspart und sich die Leute da begegnen? Hä? Wenn das die Attraktion ist. Die hat nur ein Haidengeld gekostet, das woanders besser aufgehoben gewesen wäre.“

Um Sylt attraktiver zu machen, will Jan Scharfe als gutes Beispiel in seiner eigenen Location vorangehen. Außer Speis’ und Trank gibt’s bei ihm auch Unterhaltungsprogramme. An bestimmten Tagen, wie an Pfingsten, engagiert er extra DJs, oder er organisiert Vernissagen. „Ich möchte gern wieder etwas mit meinem Freund Ben machen“, sagt er. Schauspieler Ben Becker hatte bei ihm mal seine Bilder ausgestellt. „Der Künstler muss dann immer auch hier sein, sonst fetzt es nicht. Ben kommt auf jeden Fall, ich weiß nur noch nicht, wann.“


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Auch die TV-Moderatorin Ulla Kock am Brink ist oft im „Beach House“ zu Gast und schmeißt dort Talkrunden. „Ulla ist eine ganz liebe Freundin, sie ist auch meine Nachbarin“, erzählt Jan Scharfe. „Wir sehen uns fast jeden Tag. Sie ist mit ihrem lieben Mann Peter vor zwei Jahren hierhergezogen. Ulla ist ja auch so eine Macherin. Sie liebt es hier, und sie ist auch so sehr pro Sylt.“