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Sylt: Sonderregeln für Gäste kommen – weil der Skandal seine Schatten wirft

Die Sylt Schickeria ist im Krisenmodus. Seit dem skandalösen Pfingst-Wochenende vor einem Jahr muss sich die Party-Insel neu erfinden.

© IMAGO/CHROMORANGE

Sylt: Was man über die Trauminsel in der Nordsee wissen muss

Über die berühmte nordfriesische Insel Sylt gibt es viel zu lernen. Sie steht zu weiten Teilen unter Naturschutz und beherbergt den nördlichsten Punkt Deutschlands.

Es ist wieder soweit, Pfingsten auf Sylt steht vor der Tür. Normalerweise bedeutet das ein volles Haus, edle Drinks, Sonnenuntergänge mit Champagnerblick und Partystimmung bis in die frühen Morgenstunden.

Doch dieses Jahr liegt ein dunkler Schatten über der Insel. Ein Jahr nach dem Nazi-Skandal im prominenten Pony-Club in Kampen zieht man Konsequenzen, mit Sonderregeln und neuen Konzepten.

Ein Jahr nach Nazi-Skandal auf Sylt: Pony-Club unter Druck

Im Mai 2024 sorgte ein Video für Entsetzen in ganz Deutschland. Auf der Terrasse des Pony-Clubs auf Sylt grölen junge Gäste zu Gigi D’Agostinos „L’amour toujours“ fremdenfeindliche Parolen: „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus“. Die Aufnahmen verbreiteten sich in Windeseile, wurden millionenfach geteilt, kommentiert und verurteilt. Sylt, sonst Inbegriff von Glamour und Jetset, wurde plötzlich zum Symbol eines ganz anderen Deutschlands, eines, das viele längst überwunden glaubten.

Die Betreiber des Clubs reagierten sofort, distanzierten sich scharf von den Vorfällen und betonten, dass Rechtsextremes Gedankengut in ihrem Haus keinen Platz habe. Jetzt, genau ein Jahr später, öffnen sie ihre Türen erneut. Doch diesmal nicht ohne ein neues Sicherheits- und Awareness-Konzept. Club-Geschäftsführer Tom Kinder spricht von einem „klaren Zeichen“. Zwei sogenannte „Safe Places“ sollen Gästen ab sofort Schutz und Unterstützung bieten, wenn sie sich bedroht fühlen oder Zeuge von diskriminierendem Verhalten werden.

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Sylt zittert vor Pfingsten: Kein Platz mehr für rechte Parolen

Bereits am Einlass werden entsprechende Hinweise, Lagepläne und Personalinformationen verteilt. Zusätzlich bekommen alle Besucher spezielle Armbänder, als symbolische Absage an Rassismus und Ausgrenzung. „Wir haben kein Nazi-Publikum und wir wollen auch keins“, sagt Kinder Berichten von „T-Online“ zufolge. Trotz der Ereignisse im Vorjahr sei das Interesse am Club ungebrochen. Die Nachfrage nach Tickets für das Pfingstwochenende bleibt stabil. Auch die Insel Sylt selbst positioniert sich deutlich. Bereits kurz nach dem Vorfall hatten sich Bürgermeisterinnen, Tourismusverantwortliche und Gemeinderäte unmissverständlich geäußert.


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Was in Kampen geschehen sei, sei „abstoßend und inakzeptabel“. Diese Haltung, so heißt es auch heute, habe sich nicht geändert. Im Gegenteil, man wolle noch entschlossener für ein weltoffenes, respektvolles Sylt eintreten. „Unsere Insel steht für Vielfalt – nicht für Hass“, so Sprecher Florian Korte. Die strafrechtlichen Folgen des Sylt-Skandals sind inzwischen weitgehend geklärt. Die Staatsanwaltschaft Flensburg stellte die Ermittlungen gegen drei von vier Beteiligten ein, es habe sich nicht um Volksverhetzung gehandelt. Gegen einen 26-Jährigen jedoch wurde ein Strafbefehl beantragt. Ihm wird vorgeworfen, einen Hitlergruß imitiert und ein „Hitlerbärtchen“ angedeutet zu haben.