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Sylt: Punks zeigen, was sie wollen – Insulanern wird DAS gar nicht gefallen

Im Sommer ist auf Sylt immer was los. Neben der elitären Hochzeit von Finanzminister Christian Lindner und seiner Franca bestimmen in diesem Jahr die Punks die Schlagzeilen. Denn noch nie zuvor haben sich so viele von ihnen auf der liebsten, deutschen Promi-Insel niedergelassen und für so viel Aufruhr gesorgt. „Ordnungsamt drangsaliert Punks“, „An zwei Tagen 600 […]

Sylt
© Bea Swietczak

Sylt: Fünf überraschende Fakten zur Insel

Fünf überraschende Fakten zur Insel

Im Sommer ist auf Sylt immer was los. Neben der elitären Hochzeit von Finanzminister Christian Lindner und seiner Franca bestimmen in diesem Jahr die Punks die Schlagzeilen. Denn noch nie zuvor haben sich so viele von ihnen auf der liebsten, deutschen Promi-Insel niedergelassen und für so viel Aufruhr gesorgt. 

„Ordnungsamt drangsaliert Punks“, „An zwei Tagen 600 Euro geschnorrt“, „Sylt leidet unter dem Andrang der Punks“ oder „Dank 9-Euro-Ticket: Punks und Wolfgang Schäuble diskutieren im Protestcamp“ gab’s zu lesen. Der allgemeine Tenor der Insulaner und einiger Gastronomen zu den Punks: „Sie betteln, belästigen die Touristen, pinkeln überall hin, stören das Allgemeinwohl und vertreiben Restaurantgäste“. 

Sylt: Punks wollen über Weihnachten bleiben

MOIN.DE verschaffte sich auf Sylt selbst einen Eindruck von der Lage. Die Kerngruppe der Punks kampiert mitten in Westerland auf einer kleinen Wiese vor dem Sylter Archiv, in dem unter anderen Lokalzeitungen, biografische Sammlungen und private Nachlässe  gelagert werden. Nach Müll und Dreck sieht es auf der Wiese nicht aus. 

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Es sind ein paar Zelte mit Decken auf dem Punker-Lager aufgebaut, und es liegen Tüten und Kartons mit Lebensmitteln und Bierflaschen herum. Zwischen Bäumen sind Regenschutzplanen aufgespannt. Mehrere Einkaufswagen von Supermärkten dienen als Behältnisse für Klamotten und Kleinkram. Die Stimmung ist fröhlich und ausgelassen.


Ein paar Infos über Sylt:

  • Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
  • Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
  • Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
  • Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad (Kurort) wurde

Als MOIN.DE das angebrachte Banner mit dem Leitspruch „Bezahlbarer Lebensraum für alle“ fotografieren will, kommen einige Punks gleich angerannt und posieren freudig vor der Linse. Wie lange wollen sie denn noch auf Sylt campieren? „Wir gehen hier nicht mehr weg“, ruft einer von ihnen. „Wir wollen doch hier alle Weihnachten feiern.“ 

Wird das nicht zu kalt hier so im Freien? „Nein, nicht für uns. Wenn es kälter wird, dann hauen einige ab. Aber der harte Kern bleibt“, erzählt der Rädelsführer, der aus dem Schwarzwald stammt. „Es gibt auch manche, die nur am Wochenende hier anreisen. Aber das sind keine richtigen Punks so wie wir, sondern das sind Touristen-Punks. Dem Neun-Euro-Ticket sei dank.“

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In Westerland auf Sylt: Fröhliche Punks posieren vor ihrem Protest-Banner. Foto: Bea Swietczak

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Sylt: Punks wollen keine Kurtaxe zahlen

Jetzt mal ganz ehrlich: Können die Punks verstehen, dass sich die Leute über sie aufregen? „Nein, wieso denn? Wir tun doch nichts“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Trotzdem haben wir von der Polizei an der Promenade von Westerland Platzverweise kassiert. Weil wir keine Kurtaxe bezahlen wollen, dürfen wir auch nicht an den Strand. Das macht aber nichts. Wir warten einfach bis 18 Uhr, dann ist der Wärter aus dem Aufpasserhäuschen verschwunden und der Strand gehört uns.“

Dann gesellt sich noch eine Punkerin zu der Gruppe. Auf die Frage, wie es denn die Punks mit der Hygiene halten, sagte sie: „Irgendwo Katzenwäsche geht immer. Duschen können wir am FKK-Strand und pinkeln geht gleich hier gegenüber im Sylter Archiv.“ Aber das schließt wochentags um 17 Uhr. Was dann? Schulterzucken. Jetzt mal Hand aufs Herz. Geht ihr manchmal auch klauen? „Neeeein, auf gar keinen Fall“, beteuert einer.

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„Das brauchen wir auch nicht. Wir gehen nämlich betteln, und dabei kommt einiges herum. Davon kaufen wir was zu essen und unser Bier.“ Dann könnte man doch von dem geschnorrten Geld die Kurtaxe entrichten, die übrigens nicht nur für den Strand, sondern für die ganze Insel gilt. „Das kommt überhaupt nicht infrage“, redet sich ein Punk in Rage. „Sylt ist ein Teil von Deutschland und dieser Boden ist für alle da. Es ist eine Unverschämtheit, den Leuten einfach Geld abzuzocken. Das lassen wir mit uns nicht machen.“

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Auf der kleinen Wiese vor dem Sylter Archiv haben die Punks ihr Lager aufgeschlagen. „Wir bleiben“ haben sie vorn auf den Weg-Rand geschrieben. Foto: MOIN.DE / Bea Swietczak

Wie geht die Gemeinde Sylt damit um? MOIN.DE fragte beim Bürgermeister nach. „Verstöße gegen die Pflicht zur Leistung der Kurabgabe sind eine Straftat und werden zur Anzeige gebracht“, teilt Nikolas Häckel mit.

„Die Gemeinde führt unregelmäßig allgemeine Kontrollen durch. Der Fokus liegt dann auf Grund der Gleichbehandlung und Abgabengerechtigkeit auf alle Kurabgabepflichtigen und nicht nur auf den Punks.“


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Das Thema Punks ist anscheinend bei den Behörden unbeliebt. Hinter vorgehaltener Hand sagt eine Mitarbeiterin: „Wir befürchten immer mehr Zulauf, je mehr mediale Aufmerksamkeit die Punks bekommen.“ Vielleicht erklärt sich auch so die Antwort auf die Frage nach Beschwerden, Polizei-Einsätzen und Straftaten von der Polizeidirektion Flensburg, die für Sylt zuständig ist.

„Wir führen keine gesonderte Statistik über Straftaten, die von Punks begangen werden“, antwortet Polizeisprecher Christian Kartheus. „Generell kann ich Ihnen aber mitteilen, dass die Punks keinen besonderen Einsatzschwerpunkt für uns darstellen. Die Einsatzlage entspricht der normalen Einsatzsituation zur Urlaubs- und Ferienzeit.“