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Sat.1-Star Ingo Lenßen verteidigt keine Rassisten: „Alle Fälle, die aus der rechten Szene kommen“

Ingo Lenßen ist der bekannteste Anwalt Deutschlands. Der Sat.1-Star über „Lenßen hilft“, einen Vorfall in Essen und ungewollte Mandanten.

© Joyn / Claudius Pflug

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Hier kannst du kräftig mitraten.

Wenn man an Richterinnen denkt, kommt einem der Name Barbara Salesch in den Sinn, wenn man an Anwälte denkt, sicher der seinige – Ingo Lenßen. Seit zwei Jahrzehnten bereits steht der Mann mit dem markanten Schnäuzer vor der Kamera.

Lenßen ist sympathisch, bodenständig, ein Anwalt, wie man ihn sich wünscht. Das zeigt er auch in den neuen Folgen „Lenßen hilft“, die montags bis freitags um 18 und um 18.30 Uhr bei Sat.1 ausgestrahlt werden. Wir haben mit dem bekanntesten Anwalt Deutschlands über seine TV-Auftritte gesprochen, ihn gefragt, welche Fälle er ablehnt, und ob er selbst schon einmal zum Opfer wurde.

Sie sind seit über zwanzig Jahren im TV. Wie hat sich Ihr Job über die Zeit verändert?

Wir haben bei Alexander Hold eine Show gemacht, die darauf ausgelegt war, durch gewisse Aktionen Spannung zu erzeugen. Durch Lautstärke, durch ein bisschen Krawall. So hat jede Zeit eine eigene Art der Themenumsetzung. Das hat sich in den Jahren sehr stark geändert. Wenn wir heute „Lenßen hilft“ betrachten, haben wir eine sehr bewusste Auseinandersetzung mit Problemkreisen. Die Sendung soll neben dem Unterhaltungsaspekt auch aufklären.

Und wenn wir uns über die Art und Weise der Produktion unterhalten, haben wir in den Jahren viel gelernt und Strukturen entwickelt, die uns heute eine große Sicherheit bei der Produktion geben. Hinzu kommt eine hochwertige szenische Umsetzung für ein tägliches Format.

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Was haben Sie persönlich gelernt?

Sicherlich habe ich gelernt, dass die Geschichten, die wir zeigen, immer wieder neu sind und mich das Interesse daran nie loslassen wird. Ich für mich selbst habe gelernt, wie dankbar ich sein muss, meine beiden Berufe täglich leben zu dürfen. Das ist nicht selbstverständlich.

Spielt auch Ihre gestiegene Prominenz eine Rolle?

Och nö. Es gestaltet sich Umgang sehr angenehm. Ich werde von den Menschen als eine vertraute Person wahrgenommen, die jeden Tag in ihrem Wohnzimmer ist. Dadurch ist der Umgang meist sehr höflich und zuvorkommend und manchmal auch anregend.

Sie haben es in all den Jahren auch geschafft, einem Shitstorm aus dem Weg zu gehen.

Das stimmt, egal ob im realen Leben oder auch über Social Media ist es ein sehr angenehmes Miteinander mit den Zuschauern. Shitstorms habe ich nie erlebt und ich hoffe, es gab auch nie einen Anlass dafür.

Miteinander ist ein gutes Stichwort für „Lenßen hilft“. In der Sendung sind Sie sehr nah am Menschen. Ist es das, was die Sendung für Sie ausmacht?

Was die Sendung so speziell macht, ist, dass wir es hier mit wirklichen Alltagsproblemen der Menschen zu tun haben. Mit Problemen, die wirklich jeden treffen können. Ob es eine unberechtigte Eigenbedarfskündigung ist, eine Gefährdung von Kindeswohl oder eine Streitigkeit im Erbrecht. Das sind Dinge, die jedem von uns widerfahren können. Die Art und Weise, wie wir die Themen aufarbeiten, macht die Nachvollziehbarkeit des rechtlichen Problems ziemlich leicht. Dazu kommen kleine Hilfsanker, über die man sich weitere Informationen holen kann, wenn man selbst einmal in eine solche Situation geraten sollte. Das heißt, wir verbinden die Darstellung des rechtlichen Problems mit einem Hilfsangebot für den Verbraucher.

Gibt es Fälle, die Sie ablehnen würden?

Ja. Das sind grundsätzlich alle Fälle, die aus der rechten Szene kommen. Also alles, was rassistisches, volksverhetzendes oder auch diskriminierendes Gedankengut beinhaltet. Aber auch keine Sexualstraftaten.

Ich würde auch keinen Straftäter verteidigen, der keine Einsicht für sein Unrecht zeigt. Der vor mir sitzt und sagt: ‚Das habe ich gemacht, und ich würde es morgen wieder machen.‘ Da weiß ich nicht, warum ich den verteidigen soll.

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Passiert das häufig?

Nein, aber es gibt schon mal den Fall der totalen Uneinsichtigkeit. Dann ist das nicht mein Mandant. Eine gewisse Reue oder ein Bedauern muss schon da sein.

Glauben Sie, dass sie Lügner erkennen? Wenn beispielsweise ein Mandant vor Ihnen sitzt, Reue heuchelt, es aber eigentlich direkt wieder machen würde.

Ja. Das merkst du innerhalb von drei Sätzen. Wenn es ein Lippenbekenntnis ist, dann ist das, was danach noch kommt, sehr einsilbig. Wenn es ernst gemeint ist, gibt es eine Auseinandersetzung, die in ihm stattgefunden hat, die er erklären kann.

„Lenßen hilft“ wurde nun noch einmal verlängert. Wie sehr ehrt es Sie, dass die Zuschauer so treu sind?

Ich freue mich, dass wir den Zuschauer erreichen können, und dass wir unsere Art und Weise, wie wir Rechtsprobleme erklären, weiterhin umsetzen dürfen. Das ist mir auch ein inneres Bedürfnis. Unsere Themen sind so relevant, auch sozialrelevant, und man gibt uns die Möglichkeit, in einer 30-minütigen Sendung diesen Inhalten eine Stimme zu geben.

Ich finde es schlimm, wenn Menschen diskriminiert werden! Ich möchte auch, dass sie ein stärkeres Bewusstsein für ihr Recht bekommen. Sie sollen sich nicht schämen, Opfer geworden zu sein.



Sind Sie selbst schon einmal zum Opfer geworden?

Ja, in Brasilien. Da bin ich aber selbst schuld gewesen. Ich hatte in meiner hinteren Hosentasche Geld. Das hat man leider gesehen. Ich bin in einen Bus gestiegen, damals gab es am Einstieg noch die Drehkreuze. In dem Moment, in dem ich durch das Kreuz gehen wollte, hat der Kassierer es gestoppt, und so getan, als sei ihm etwas hingefallen. Ich habe mich dann gebückt, um ihm zu helfen. In dem Moment hat man mir die Hose aufgeschlitzt und das Geld gestohlen.

Und in Essen hat man mir während eines Drehs mal eine Brieftasche gestohlen (lacht).