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Grüne wollen Hitzefrei für Arbeitnehmer – „Weniger Arbeit ist besser“

Die Grünen fordern Hitzefrei für Arbeitnehmer unter bestimmten Umständen. Bei einer Umfrage stößt der Vorschlag auf breite Ablehnung.

© IMAGO / Chris Emil Janßen

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Deutschland ächzt unter der ersten Hitzewelle des Jahres. Zahlreiche Verbände und auch die Linkspartei fordern ein Gegensteuern der Politik bei zu hohen Temperaturen am Arbeitsplatz. Dieser Forderung schließen sich jetzt auch die Grünen an, unter bestimmten Umständen soll der Arbeitnehmer ein Recht auf Hitzefrei haben.

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Die Bundestagsfraktion der Grünen setzt in einem ersten Schritt jedoch auf Maßnahmen des Arbeitgebers. Sollte die Lufttemperatur im Raum 26 Grad Celsius erreichen, müsste man gegensteuern. Beispielsweise durch angepasste Arbeitszeiten, längere bezahlte Pausen, Verschattung und Sonnenschutz, Ventilatoren oder das kostenlose Bereitstellen von Getränken.

Hitzefrei-Vorschlag von Grünen: Breite Ablehnung bei Umfrage

Sollte der Arbeitgeber etwaige Maßnahme jedoch nicht ergreifen, fordern die Grünen ein gesetzliches Recht auf Hitzefrei. „Kommen Arbeitgebende dieser Verpflichtung zum Hitzeschutz nicht in angemessener Weise nach, müssen die Arbeitnehmenden ein Recht auf Hitzefrei haben. Das gebietet der Gesundheitsschutz, dieses individuelle Recht wollen wir gesetzlich verankern. In Betriebsvereinbarungen zwischen Beschäftigten und Arbeitgeberinnen und -gebern sollten passgenaue Lösungen zu Hitzeschutz und Hitzefrei getroffen werden“, heißt es in einer Beschlussvorlage des Fraktionsvorstandes, die dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ („RND“) vorliegt. Einen solchen Anspruch gibt es bislang nicht.


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Ein kontroverser Vorschlag, der die ohnehin schwächelnde deutsche Wirtschaft weiter unter Druck setzen könnte. Die pauschale Vergabe von Hitzefrei, sollte der Arbeitgeber die genannten Faktoren nicht erfüllen, könnte sich negativ auf das Bruttoinlandsprodukt auswirken.

Eine Umfrage unserer Redaktion in Hamburg zeigt, dass der eigentlich arbeitnehmerfreundliche Vorschlag der Grünen innerhalb der Bevölkerung kaum Anklang findet. Nur ein Fünftel der Befragten befürwortet den Vorstoß des Bündnisses.

„Finde ich wünschenswert, könnte man bei so heißen Temperaturen gut durchsetzen“, heißt es von einem Befürworter. Der Vorwurf: Arbeitgeber würden zu wenig für den Schutz ihrer Angestellten unternehmen. Dass die allgemeine Wirtschaftsleistung unter dieser Maßnahme leiden könnte, sei bei einer solch individuellen Entscheidung „nicht die top Priorität“.

Der Großteil blickt jedoch kritisch auf das Vorhaben. „Das ist Schwachsinn, wir haben früher auch bei über 30 Grad gearbeitet. Wer gesund ist, kann bei den Temperaturen arbeiten. Es gibt aber auch Berufe, beispielsweise Dachdecker, da funktioniert es schwieriger“, so die klare Meinung einer Teilnehmerin.

„Ich halte da als Unternehmerin nicht viel davon. Dass der Unternehmer Verantwortung zeigen muss bei einer Hitzewelle, ist ganz klar. Aber freigeben finde ich ein bisschen hart“, so die Einschätzung einer weiteren Passantin.

Vielmehr sollte man auf flexible Arbeitsmodelle setzen und über südeuropäische Modelle nachdenken: „Wir müssen uns ein bisschen an den mediterranen Ländern orientieren und unsere Arbeitszeiten anders anpassen. Das wir vielleicht früher beginnen, so etwas wie eine Siesta einführen und dann dafür Abends einfach ein bisschen länger machen.“