Katholische Kirche: Zahl der Austritte erreicht Rekordwert
Im vergangenen Jahr sind in Deutschland mehr als eine halbe Million Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Die Zahl der Austritte stieg damit auf einen neuen Rekordwert an, wie die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn mitteilte. Im bisherigen Rekordjahr 2021 hatte der Wert noch bei 359.338 gelegen.
Viele glauben: Wer Kirchensteuer zahlt, finanziert Nächstenliebe pur – Krankenhäuser, Obdachlosenhilfe, Jugendarbeit. Doch was steckt wirklich dahinter? Wie viel geht tatsächlich an die Bedürftigsten – und wie viel bleibt im System Kirche selbst? Diese Fotostrecke räumt auf mit einem weitverbreiteten Mythos und zeigt, wohin das Geld der Gläubigen wirklich fließt.
„Glaube, Geld und Gemeinnutz“ – Wo die Kirchensteuer wirklich landet
Viele glauben, ihre Kirchensteuer fließt direkt in Krankenhäuser oder die Obdachlosenhilfe. Doch die Realität ist komplexer. Der Großteil der rund 13 Milliarden Euro jährlich dient der Finanzierung kirchlicher Kernaufgaben – nicht der sozialen Infrastruktur. Was passiert also tatsächlich mit dem Geld? Foto: imago images/Jochen EckelZwischen 60 und 75 Prozent der Kirchensteuer fließen in Gehälter – von Pfarrer:innen, Kirchenmusiker:innen bis hin zu Verwaltungspersonal. Diese Arbeit trägt zum Gemeindeleben bei, finanziert aber kaum Sozialeinrichtungen. Der Fokus liegt auf internen Strukturen, nicht externem Sozialdienst. Auch die Gebäude kosten Geld – viel Geld. Foto: IMAGOOb Kölner Dom oder Dorfkapelle: Der Unterhalt von Kirchengebäuden verschlingt Milliarden. Ein erheblicher Teil der Kirchensteuer fließt in Sanierung, Reinigung und Erhalt. Wer zahlt also für die soziale Arbeit der Kirche? Was ist mit Krankenhäusern, Kitas und Pflegeheimen? Foto: IMAGOOb Krankenhaus oder Kita: Rund 90 bis 100 Prozent der Kosten werden durch Steuermittel, Sozialkassen und Entgelte gedeckt. Kirchensteuer spielt in der Finanzierung eine Nebenrolle – oft unter 10 %, manchmal unter 2 %. Die Trägerschaft bleibt dennoch kirchlich. Warum der Eindruck trotzdem anders ist? Foto: IMAGOKritiker wie Politologe Carsten Frerk sprechen von der „Caritas-Legende“: Der Eindruck, die Kirchen leisteten überproportional viel, sei irreführend. Tatsächlich sichern Staat und Sozialabgaben die soziale Arbeit – die Kirchen profitieren vor allem reputativ. Ein System mit langer Tradition – aber wenig Transparenz? Foto: IMAGODas deutsche Subsidiaritätsprinzip erlaubt es freien Trägern – darunter Kirchen –, staatliche Aufgaben auszuführen. Dafür erhalten sie Steuergelder. Sozialer Einfluss durch Trägerschaft, nicht durch eigene Finanzierung – das ist die Grundlage des Systems. Wie offen gehen die Kirchen mit dieser Struktur um? Foto: Michael Kappeler/dpaHaushaltspläne der Kirchen werden zwar veröffentlicht – aber sie sind oft schwer lesbar. Viele kritisieren mangelnde Nachvollziehbarkeit und zu wenig externe Kontrolle. Die demokratische Struktur innerhalb der Kirchen ist nicht mit der des Staates vergleichbar. Was bleibt also vom Mythos Kirche = sozialer Träger? Foto: IMAGOAuch wenn die Kirchensteuer nicht primär soziale Einrichtungen finanziert, bleibt der gesellschaftliche Einfluss enorm. Trägerschaft bedeutet Mitgestaltung – etwa in Ethikkommissionen, Klinikleitungen oder Bildungsräten. Die Frage bleibt: Soll dieser Einfluss ohne echte Eigenleistung bestehen? Foto: IMAGO