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Hamburg: Ich habe Brustkrebs, drei Kinder und Corona nimmt mir die Existenz – deshalb gebe ich trotzdem nicht auf

Hamburg: Ich habe Brustkrebs, drei Kinder und Corona nimmt mir die Existenz – deshalb gebe ich trotzdem nicht auf

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Carlota Santos de Carvalho aus Hamburg gibt trotz mehrere Schicksalsschläge in den letzten Monaten nicht auf. Foto: Privat

Hamburg. 

Carlota Santos de Carvalho aus Hamburg ist wohl der Inbegriff einer Kämpfernatur. Seit der Corona-Pandemie musste sie mit mehreren heftigen Schicksalsschlägen zurechtkommen, die wohl manch anderen gebrochen hätten.

Erst bekam sie die Diagnose Brustkrebs und wurde so auch noch zur Risikopatientin. Wegen des Virus mussten ihre drei Schulkinder zudem zuhause lernen und ihre Existenz, ein Restaurant in Hamburg-Ottensen, zeitweise schließen, ihr dementer Vater obendrein gepflegt werden. Wie schafft es ein Mensch da bloß, durchzuhalten?

Hamburg: Das sagt Carlota Santos de Carvalho

Im Interview mit MOIN.DE spricht die 49-Jährige über die schwierige Zeit und was ihr Kraft gab.

+++ Hamburg: Carlota bekommt erst Brustkrebs, dann kommt Corona – doch es trifft sie noch härter +++

MOIN.DE: Frau Santos de Carvalho, wie waren die letzten Wochen aus Ihrer Sicht?

Carlota Santos de Carvalho: Ich hatte keine Umsätze, ich verdiene kein Geld und bekam kein Krankengeld, weil ich einen Vertrag nicht richtig abgeschlossen hatte. Und auch eine Haushaltshilfe wurde erst abgelehnt von der Krankenkasse. Ein Anwalt, der einen Artikel über mich im „Hamburger Abendblatt“ gelesen hatte, hatte für mich kostenfrei Widerspruch eingelegt. Dem wurde jetzt stattgegeben.

Sie haben Brustkrebs, wie geht es Ihnen aktuell mit ihrer Krankheit?

Das ist sehr wechselhaft. Tage mit Chemotherapie sind immer die schlimmsten. An manchen Tagen bin ich sehr müde und einfach für ein paar Stunden sehr schlapp und kann nur auf dem Sofa liegen. Teilweise tun meine Finger so weh, dass ich nichts heißes anfassen kann.

Dachten Sie während der letzten Monate mal ans Aufgeben?

Nein, das bin ich nicht. Ich gebe nicht auf. Für mich nicht und für meine Kinder nicht.

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Nur die wenigsten Menschen kommen in eine solche Extremsituation wie Sie. Woher nehmen Sie die Kraft für das alles?

Ich muss nur meine Kinder angucken, dann weiß ich, für was ich das tue. Das ist meine Hauptmotivation.

Wegen Corona mussten Ihre Kinder zu Hause lernen. Wie war das Home-Schooling für Sie als Erkrankte?

Für mich war das sehr schwierig an Tagen, wo es mir schlecht ging. Da zu sehen, dass die Kinder ihre Sitzungen machen und der Große sein Fachabitur. Ich habe jetzt Hilfe von der Schule bekommen. Viele Fremde haben mir Hilfe angeboten. Das war sehr, sehr rührend. Aber ich gehöre zur Risikogruppe, also darf ich nicht irgendjemanden ins Haus zum Putzen lassen. Dann hat eine Lehrerin Hilfe angeboten und zwei meiner Kinder kriegen nun Einzelunterricht.

Damit sie sich in ihrer Klasse nicht anstrecken und das Virus nach Hause tragen?

Ja genau, das ist der Grund.

Haben die Kinder Probleme damit, allein unterrichtet zu werden?

Nein, das finden sie gut, weil es besser ist als Home-Schooling. Allerdings sind es ja auch nur ein paar Tage die Woche. Mein Sohn kriegt einmal die Woche Einzelunterricht.

Rausgehen ist immer ein Risiko. Haben Ihre Kinder auch Angst, Sie anzustecken?

Ja, definitiv. Die würden sogar am liebsten zu Hause bleiben, damit das Risiko geringer ist, mich anzustecken.

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Wie schützen Sie sich denn selbst wenn sie raus müssen?

Ich gehe in kein Geschäft, halte Abstand und trage eine Maske, wenn ich jemandem näher komme. Bei anderen Kindern muss ich natürlich auch immer Abstand halten, was gerade bei den kleineren nicht einfach ist.

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Arbeiten Sie aktuell in ihrem Restaurant?

Nein, das geht nicht. Da sind zu viele Menschen. Wir haben nun einen Geschäftsführer, der sich um alles kümmert. Bei uns ist wieder geöffnet, der Laden ist unsere Existenz. Das „Cafe Ribatejo“ lebt eigentlich von der Enge und Gemütlichkeit. Mal schauen, wie es da zum Winter hin aussieht mit den Auflagen.

Die Coronakrise wird wohl noch lange andauern. Wie zuversichtlich sind Sie für sich und ihre Familie?

Grundsätzlich bin ich immer zuversichtlich und positiv. Ich glaube, wir schaffen das. Es ist nicht die erste harte Phase in meinem Leben und meine Familie und Freunde unterstützen mich sehr viel. Ich will auch nicht darüber nachdenken, was in einem halben Jahr ist. Darüber mache ich mir dann im Winter Gedanken.