Wer regelmäßig zwischen Hamburg und Berlin pendelt, muss sich ab August auf neun Monate voller Umwege und Verspätungen einstellen. Die Deutsche Bahn kündigt umfassende Bauarbeiten an – mit Folgen für den gesamten Norden. Vom 1. August 2025 bis Ende April 2026 wird die 280 Kilometer lange Strecke zwischen Hamburg und Berlin umfassend saniert.
Die Bahn erneuert dabei über 180 Kilometer Gleise und rund 200 Weichen. In dieser Zeit wird kein Zug direkt zwischen den beiden Metropolen verkehren. Die Bahn richtet einen Ersatzverkehr mit rund 170 Bussen ein. Auch andere Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern sind betroffen, berichtet die „Ostsee-Zeitung“. Die Kritik aus den Bundesländern wächst. Politiker und Verbände fordern mehr Planungssicherheit und bessere Alternativen.
Hamburg-Pendler: Überall längere Fahrzeiten
Die bevorstehenden Einschränkungen sorgen in den betroffenen Bundesländern für Unmut. In einem Schreiben an Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) fordern mehrere Ministerien eine bessere Organisation des Ersatzverkehrs. Auch MVs Infrastrukturminister Wolfgang Blank hat unterzeichnet. Schwerin verliert während der Bauzeit den Fernverkehrsanschluss. Zwischen Wismar und Berlin fällt die direkte Verbindung (RE8) aus. Fahrgäste aus Rostock müssen künftig in Bad Kleinen und Lübeck umsteigen, um nach Hamburg zu kommen.
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Die Deutsche Bahn betont laut der OZ, dass Reisende trotzdem mobil bleiben. Eine Sprecherin erklärt: „Die Feriengebiete an der Ostsee sind auch in der Sommersaison weiterhin gut mit ICE- und IC-Verbindungen erreichbar.“ Von August bis Dezember verkehren täglich sechs IC-Züge über Lübeck und Bad Kleinen – mit einer längeren Fahrzeit.
„Da geht viel Lebenszeit verloren“
Trotzdem gibt es Sorgen bei Pendlern. Axel Bleth aus Potsdam sagt: „Ich habe Mitleid mit den Rostockern, die nun nicht mehr direkt mit dem Regionalzug nach Hamburg fahren können – da geht viel Lebenszeit verloren.“ Markus Hermann aus Marburg bleibt gelassen: „Wenn es länger dauert, ich öfter umsteigen muss, werde ich das überleben.“
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Lars Schwarz vom Hotel- und Gaststättenverband MV sieht in den Bauarbeiten aber auch Chancen. „MV sei bisher nicht das Vorzeigeland im Hinblick auf die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln“, sagt er gegenüber der OZ. „Insofern freuen wir uns, wenn künftig über eine generalsanierte Strecke mehr Gäste – pünktlicher und komfortabler – ins Land kommen.“