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Hamburg: Dunkle Vergangenheit mitten in der Stadt – „Ort des Terrors und der Gewalt“

Hamburg: Dunkle Vergangenheit mitten in der Stadt – „Ort des Terrors und der Gewalt“

Hamburg Stadthöfe.jpg
© IMAGO / Hoch Zwei Stock/Angerer

Besser als sein Ruf? So ist das Wetter in Hamburg wirklich

Etwa besser als sein Ruf? SO ist das Wetter in Hamburg wirklich!

Nicht viele Menschen waren in ihrem Leben an diesem besonderen Ort in Hamburg: Das Quartier Stadthöfe bei der Stadthausbrücke. Es ist kein klassisches Ziel für Touristen und trotz Innenstadtlage strömen dort nicht die Massen entlang.

Von der Straße aus ist es im Sommer gar nicht unbedingt zu bemerken, dass sich hier in den Hinterhöfen der Gebäude noch so einiges an Leben abspielt. Nur wenn vor den Torbogen der Eingänge Menschengruppen zu sehen sind, fragt man sich: Was ist denn da los? Eines der Gebäude hier ist das Stadthaus – auch Stadthöfe genannt – und dort spielten sich früher in Hamburg schlimme Dinge ab.

Ort des Schreckens in Hamburg

Der Grund: Bis Juli 1943 war das Stadthaus der Sitz des Polizeipräsidiums. „Viele Hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren für die Geheime Staatspolizei (Gestapo) und die Kriminalpolizei an diesem Ort tätig“, heißt es von den „Gedenkstätten Hamburg“.

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In dem Gebäude organisierte die Polizei die Verfolgung von politischen Gegnern, Juden, Sinti und Roma sowie weiteren Gruppen. Das Stadthaus war damit eine Zentrale des Terrors und der Gewalt, deren Bedeutung weit über Norddeutschland hinausging. Auch der Kriegseinsatz norddeutscher Polizisten in Polen und in der Sowjetunion und deren aktive Mitwirkung am Völkermord wurden von der Hamburger Polizeileitung im Stadthaus organisiert und mit verantwortet.

Heute sind die Stadthöfe ein beliebtes Fotomotiv, früher wurden hier laut der Gedenkstätte Menschen unter unwürdigen Bedingungen inhaftiert und mussten bei Verhören brutale Misshandlungen erleiden. Polizisten übten unkontrollierten Terror aus, wie er von der Hamburger NSDAP-Führung erwartet wurde.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Hamburg: Zweites Denkmal vor der Tür

Die Nazis erzwangen mit „verschärften Vernehmungen“ Geständnisse. Gefangene wurden erniedrigt, gefoltert und in den Tod getrieben. Die Beamten beteiligten sich durch die Einweisungen in Konzentrationslager und Anträge auf „Sonderbehandlung“ an Entscheidungen über Leben und Tod von Hamburger Bürgern.

Auch nach dem Krieg noch waren die Stadthöfe eng verbandelt mit den Behörden, bis 2013 hatte jene für Stadtentwicklung und Umwelt hier ihren Sitz. Seit 2020 besteht hier eine Dauerausstellung „Das Stadthaus im Nationalsozialismus. Eine Zentrale des Terrors“.

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Verwunderte Blicke gab es an der Stadthausbrücke vor den Stadthöfen dann ab Oktober 2021. Ein großer Teil der Gehwegplatten dort war plötzlich in rot gefärbt. Eine Erinnerung vom Künstlerinnenduo missing icons, Andrea Knobloch und Ute Vorkoeper.

Während der rund zweimonatigen Bauzeit zerschlugen die Künstlerinnen zunächst einen Teil der hellen Gehwegplatten aus Granit mit schwerem Gerät und entnahmen Platten entlang der Bruchkanten. Die großflächige Vertiefung füllten sie mit weichem Gummigranulat und einer hellroten Schicht aus Granulat und Splitt auf.

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Ohne zu erklären, gibt das Werk den Passanten über seine eigenartige Form und weiche Beschaffenheit zu denken.

Aktuell ist das Rot allerdings wieder verschwunden und der Gehweg vor den Stadthöfen Baustelle. Am Kunstwerk wird nachjustiert. (rg)