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Hamburg: Müssen Hotel-Gäste bald deutlich mehr zahlen? Heikler Vorstoß sorgt für große Aufregung

Eine Hotelgruppe hat mit einer Neuerung gute Erfahrungen gemacht. Dadurch könnte sich der Aufenthalt für Hotel-Gäste aber verteuern.

© Catrin-Anja Eichinger/Louis C. Jacob

Hamburg: Wetten, dass hast du über unsere Stadt noch nicht gewusst

Das Trinkgeld in der Hotellerie ist ein heikles Thema. Wem gebe ich wie viel? Wer bekommt überhaupt Trinkgeld? Nur die Bedienung, das Zimmermädchen, der Kofferträger? Oder auch die Rezeptionistin, der Koch und gar der Hoteldirektor? Die Falkensteiner Hotelgruppe aus Österreich testete in einigen ihrer Häuser eine freiwillige Trinkgeldpauschale. Sie soll der gerechten Verteilung unter den Mitarbeitern dienen. Mit welchem Schlüssel aufgeteilt wird, das entscheidet ein Mitarbeiter-Komitee. Und wie sieht es in Hamburg aus?

Hamburg: Kommt die Trinkgeld-Pauschale?

Das Prinzip funktioniert so: Der Gast wird vor Anreise und dann erneut beim Einchecken an der Rezeption darüber informiert, dass ihm auf freiwilliger Basis pro Nacht und pro Zimmer zehn Euro berechnet werden. Er muss nur noch zustimmen oder kann ablehnen. Darüber hinaus kann der Gast die Höhe der Trinkgeldpauschale auch selbst festlegen, wenn ihm die zehn Euro missfallen.

Überraschende Erkenntnisse in Österreich

Über das Ergebnis des Pilotversuchs war die Falkensteiner Hotelgruppe wohl selbst überrascht. „Über 80 Prozent unserer Gäste begrüßten diese Möglichkeit des unkomplizierten Trinkgeldgebens“, resümierte Otmar Michaeler, CEO der Hotelgruppe. „Die Gäste gaben oft auch mehr als die zehn Euro pro Nacht und pro Zimmer.“ Zudem stellte sich heraus, dass am Ende die Mitarbeiter sogar mehr Trinkgeld bekamen als vor dem Versuch.

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Hamburg: Einige wollen sich nicht äußern

Wenn sich andere Hotels an diese Idee heften, könnte dieses Trinkgeldmodell Schule machen. Es hat sich bereits bis nach Hamburg herumgesprochen. Doch wie denken die Hoteldirektoren darüber? MOIN.DE fragte bei den renommiertesten Häusern der Stadt nach. Die Meinungen scheinen nicht eindeutig. Sie wurden teilweise sogar verweigert. Anscheinend ist das Thema Trinkgeld heikel.

Thies Sponholz, geschäftsführender Direktor von „The Fontenay“, der weißen Design-Perle an der Außenalster, lässt über seine PR-Mitarbeiterin Tanja Rühmann ausrichten: „Wir haben über Ihre Anfrage gesprochen und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir uns dazu nicht äußern möchten.“ Eine Begründung bleibt aus. Marc Ciunis, der zu den innovativsten Hotelchefs Hamburgs zählt und mit dem „Tortue“ an der Stadthausbrücke und seiner schicken „Bar Noir“ einen wahren Hotspot in Hamburg geschaffen hat, will auch nichts sagen. Auch Kai Hollmann, der die angesagten Häuser „The George“, „Gastwerk“, „Superbude“, „Bikini Island“ und „Pierdrei“ leitet, bleibt trotz mehrmaligem Nachfragen eine Antwort schuldig.

„Ist nicht die feine hanseatische Art“

Andere haben eine ganz klare Meinung, mit der sie nicht hinterm Berg halten. „Unsere Gäste bereits bei Anreise darum zu bitten, Trinkgeld für unsere Mitarbeiter abzugeben, ist nicht die feine hanseatische Art und auch nicht die des Hotels Vier Jahreszeiten“, sagt Hoteldirektor Ingo Peters. „Unsere Gäste sollen selbst entscheiden, nach einer gelungenen Serviceleistung, ob sie unserem Team eine mündliche oder entgeltliche Wertschätzung entgegenbringen möchten. Kein Gast sollte sich in irgendeiner Weise dazu verpflichtet oder gar gedrängt fühlen.“

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Auch André Vedovelli, Geschäftsführender Direktor im „Hotel Atlantic“, sagt: „Das beste Argument für Trinkgeld bleibt ausgezeichneter Service. Die Gratifikation kommt von Herzen. Eine Pauschale wie von Ihnen beschrieben wird aktuell nicht durchgeführt. Trinkgelder beschreiben sicher auch ein Kulturverständnis. So möchten wir dies einzig und allein unseren Gästen überlassen.“ 

Hamburg: Hoteliers äußern sich ablehnend

Ähnlich sieht es auch Axel Bethke, Hoteldirektor vom „Grand Elysée“: „Wir haben nicht vor, eine Pauschale einzurichten, die automatisch beim Gast abgebucht wird, sobald dieser sich einmalig dazu bereiterklärt hat.“ Das begründet er so: „Der enge Kontakt mit dem Gast stellt im Grand Elysée das Herzstück unserer Arbeit dar. Wenn sich unsere Gäste für einen guten Service bedanken möchten und dies mit einem Trinkgeld zum Ausdruck bringen, empfinden wir das als Lob und Wertschätzung. Ein Trinkgeld muss immer eine freiwillige Geste bleiben, die nach und nicht vor einer erbrachten Dienstleistung stattfindet.“


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„Möchten keinen Einfluss darauf nehmen“

Klar äußert sich auch Judith Fuchs-Eckhoff. Die General Managerin leitet das bezaubernde, historische Hotel Louis C. Jacob an der Elbe in Blankenese. „Das Trinkgeld ist eine Geste der Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern und dem gesamten Team für eine Serviceleistung, die der Gast erst am Ende eines Aufenthaltes beurteilen kann“, erzählt sie. „Deshalb würden wir im Louis C. Jacob keine Pauschale vorab mit auf die Rechnung setzen. Selbstverständlich können die Gäste aber bei Abreise und auf eigenen Wunsch das Trinkgeld auch per Karte zusammen mit der Rechnung begleichen. Die Höhe möchten wir ebenfalls unseren Gästen überlassen und keinen Einfluss nehmen. Wir sammeln das Trinkgeld grundsätzlich und verteilen es gerecht mit einem festgelegten und bewährten Schlüssel an alle Mitarbeiter, damit alle für ihren Einsatz und ihre Mühen belohnt werden.“