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Hamburg: Kaum einer ahnt, was unter der Stadt schlummert! „Kann tödlich enden“

Hamburg: Kaum einer ahnt, was unter der Stadt schlummert! „Kann tödlich enden“

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Unter der Erde von Hamburg ist es dunkel – und nicht ganz ungefährlich. Foto: imago/Lars Berg

Was unter der Erde von Hamburg vor sich geht, wissen nur die wenigsten – dabei sind sie täglich darauf angewiesen. Ohne das mehr als 5.000 Kilometer lange Abwassernetz der Hansestadt könnte der Alltag der Menschen kaum noch wie gewohnt funktionieren.

Klar, dass dieses wichtige System ständige überwacht werden muss. Dafür zuständig ist beispielsweise Sielmeister Hans-Joachim Hoch, der bei Hamburg Wasser arbeitet. Ganz ungefährlich sind die Ausflüge in die Kanalisation allerdings nicht.

Hamburg unter der Erde

Stirnlampen leuchten Hans-Joachim Hoch und seinem Kollege den Weg in dem ansonsten stockfinsteren Tunnel. Acht Meter unter der Erde herrscht Dunkelheit und Totenstille, die nur durch das Rauschen des Abwassers unterbrochen wird.

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Mit Schutzanzügen und Gummistiefeln bekleidet waten die Männer durch das Schutzwasser. „Ich finde, heute riecht es hier besonders gut“, scherzt der Sielmeister. 1882 wurde die Röhre, in der die Arbeiter patrouillieren, gebaut.

Seitdem fließt dort Mischwasser. Das Abwasser trifft auf Regenwasser, wird in der Röhre über Kaskaden geleitet und mit Sauerstoff angereichert. Die Männer kommen an einer Stelle vorbei, an der das Abwasser aus der Decke spritzt – kein ungewöhnlicher Anblick.

Kanalisation in Hamburg voller Rattenkot

„Das ist ganz normal“, sagt der Experte. Plötzlich verliert sein Kollege das Gleichgewicht. Rutschgefahr auf dem Fäkalienboden! Eklig, doch es gibt noch viel Schlimmeres in der Kanalisation. Beispielsweise Rattenkot.

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Das ist Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Wenn der eine Weile liegt, wachsen aus ihm Pilze heraus. „Wenn man jetzt mal ausrutschen würde und mit nackten Fingern hier reinfasst, da kann man schnell mal die Weilsche Krankheit kriegen“, erklärt der Kollege. Eine Krankheit, die in drei Schüben verläuft.

Zwei Millionen Ratten in Hamburg

Das letzte Stadium sei laut Sielmeister Hoch besonders gravierend. „Das kann auch tödlich enden“, macht er klar. Deshalb sind für die Arbeiter gummierte Handschuhe unerlässlich. Ebenso wie regelmäßige Untersuchungen beim Arzt. Die Arbeit mit Bakterien birgt gesundheitliche Risiken.

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Rund zwei Millionen Ratten leben unter Hamburg nach Schätzungen der beiden Experten. „Das liegt auch daran, dass es immer noch Bürger gibt, die ihre Essensreste in die Sielanlage schütten“, erklärt Hoch. „Da, wo sie nichts zu suchen haben“, unterstreicht er.

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Kartoffeln, Hähnchenreste, Nudeln: Für die Ratten ein Festmahl. Eine weitere Szene zeigt den Sielmeister in der „Hauptschlagader der Abwasserentsorung“. In Rothenburgsort fließt das Abwasser aus dem Westen und Osten der Stadt zusammen.

Respekt bei der Arbeit unter Hamburg

Hier, in der Röhre unter der Elbe, macht Hoch nur einmal alle fünf Jahre einen Kontrollgang. Er kann hier nur arbeiten, wenn das Abwasser vorher umgeleitet wurde, was eine logistische Herausforderung darstellt.

Angst hat der Experte 25 Meter unter der Erde zwar nicht, aber „eine gewisse Portion Respekt“ bleibt. „Oben fahren über unseren Kopf hinweg die großen Schiffe“, sagt er. Außerdem leben über dem Grund Millionen von Menschen.

Und sie alle sind auf die Arbeit von Hans-Joachim Hoch angewiesen. Für den ein oder anderen vielleicht eine Motivation, keine Essenreste mehr über das Abwasser zu entsorgen.

Die komplette „Nordstory“ kannst du die >>> hier in der NDR Mediathek anschauen. (lh)