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Hamburg: Mega-Prozess um Drogen-Bande – „Der größte, den wir jemals hatten“

Hamburg: Mega-Prozess um Drogen-Bande – „Der größte, den wir jemals hatten“

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Für den Prozess am Landgericht Hamburg werden extra große Räume benötigt (Symbolbild). Foto: picture alliance/dpa

Das Landgericht Hamburg platzt nächste Woche aus allen Nähten. Für Mammut-Prozesse werden nämlich extra große Räume benötigt. Davon gibt es an der Sievekingsallee nicht so viele. Seit 23. September steht dort bereits eine zehnköpfige Koksbande vor Gericht, die drei Tonnen Stoff umgeschlagen haben soll.

Am 26. Oktober beginnt in Hamburg ein weiterer großer Drogen-Prozess. Dieses Mal geht es sogar um elf Angeklagte im Alter von 32 bis 55 Jahren und ganze acht Tonnen Kokain. Die wurden zwischen Anfang und Mitte 2020 in neun Lieferungen aus Südamerika in den Hamburger Hafen geschifft.

Hamburg: „Der größte Prozess, den wir jemals hatten“

Ein Großteil ist in die Niederlande weitergeleitet worden. 1,7 Tonnen konnten direkt sichergestellt werden. Die Anklage lautet auf „bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge“. Damit müssen sie mit bis zu 15 Jahren Haft rechnen.

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„Um allein schon die ganzen Medienvertreter unterzubringen, werden wir auf externe Räumlichkeiten mit Tonübertragungen ausweichen müssen“, sagt Dr. Kai Wantzen, Richter und Sprecher am Oberlandesgericht. Mit Superlativen werfen Juristen im Staatsdienst nicht gern um sich.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Aber in diesem Fall sagt er: „Bezogen auf die Menge des Rauschgiftes ist das der größte Prozess, den wir in Hamburg jemals hatten.“ Was ist, unabhängig von der Menge, das Besondere an diesem Fall? „Im Gegensatz zu dem Verfahren mit den zehn Angeklagten sind hier die Hauptangeklagten nicht nur mit der Bergung, Entgegennahme und Abwicklung für Dritte beschuldigt“, erzählt Wantzen.

Bande in Hamburg im Untersuchungsgefängnis

„Sondern hier wurde zum Teil auch ohne Auftraggeber gehandelt. Zwei der Angeklagten wird vorgeworfen, selbst auch ein Vertriebsnetzwerk geschaffen zu haben, um Mengen im Kilo-Bereich auf eigene Rechnung umzusetzen.“ Die anderen haben „die Tür gemacht“ – wie es im Dealer-Jargon heißt.

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Daten und Fakten zum Hafen Hamburg:

  • Der Hamburger Hafen ist ein offener Tidehafen an der Unterelbe der Freien und Hansestadt Hamburg (Eröffnung: 7. Mai 1189)
  • Der Hamburger Hafen ist der größte Seehafen in Deutschland und der drittgrößte in Europa (hinter Rotterdam und Antwerpen)
  • Gesamtfläche des Hamburg Hafen: 7.200 Hektar (ca. 10 Prozent der Fläche Hamburgs)
  • Gesamtumschlag im Jahr 2019: 136,6 Millionen Tonnen (davon 93,9 Millionen Tonnen Container)
  • 210 Schiffsanläufe an drei Kreuzfahrt-Terminals brachten 2019 rund 810.000 Passagiere in die Hansestadt

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Sie haben die Drogen geborgen und ausgeliefert. Die Bande, von der nur drei Mitglieder einschlägig vorbestraft sind, hat sich mit hoher krimineller Energie für die Abwicklung ein ausgeklügeltes logistisches Konzept einfallen lassen. Kopf der Gang ist Naim D. (38), ein Deutscher mit Kosovo-albanischen Wurzeln, der in Henstedt-Ulzburg nördlich von Hamburg gemeldet ist.

Seine „Arbeitskollegen“ wohnten, bevor sie ins Untersuchungsgefängnis gesperrt wurden, in Hamburg und Henstedt-Ulzburg. Sie haben türkische, kosovarische und mazedonische Wurzeln. Nur drei sind deutscher Herkunft und waren in der Hafenlogistik angestellt. Ihre Positionen nutzen sie, um die Container, in denen das Koks versteckt war, aus dem Hafen zu schleusen.

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Um die Drogen überhaupt entnehmen zu können, war ein ganz schöner Aufwand nötig. Das ging so: Ein Schiff kam im Hafen an. In seinen Containern befanden sich Ladungen mit Schüttgut, Siliciumcarbid (Schleifmittel), Holzkohle und vor allem Kisten mit Bananen.

Drogen kommen im Hafen von Hamburg an

Dann wurden diese vollen Container unbeachtet aus dem Hafengebiet geschleust und für ein paar Stunden an einen geheimen Ort gebracht. Dort fischten die Kriminellen ihre Drogen-Pakete heraus und füllten die Container wieder mit Bananen und Co. auf, damit am Bestimmungsort später nicht auffällt, dass etwas fehlt.

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Bei Bananen war das gar nicht mal so einfach, weil die ja denselben Reifegrad haben und tonnenweise nachgekauft werden mussten. Danach wurden die Container in den Hafen zurückgefahren, wo sie nun auf ihren offiziell vorgesehenen Transportweg gingen.

So, als wäre nie etwas gewesen. Aufgeflogen ist die Drogen-Gang übrigens nur, weil französische Fahnder ihnen auf die Schliche kamen. Genau wie bei der anderen Bande auch.

Die Kriminellen hatten sich über den Internet-Anbieter „Encrochat“ verschlüsselte Nachrichten zukommen lassen. Doch die Franzosen setzten eine Überwachungssoftware ein und bekamen so alle Telefonate und Chat-Verläufe mit. Ihre Erkenntnisse übergaben sie den deutschen Behörden.