Veröffentlicht inHamburg

Hamburg Reeperbahn: Ein Tag im Sex-Shop – warum nicht nur Ärzte einen Besuch verschreiben sollten

Von wegen Porno-Kabine und Ekel-Atmosphäre! Dieser Sex-Shop auf der Reeperbahn in Hamburg hat’s in sich – und verfolgt eine besondere Mission.

© Boutique Bizarre

Hamburg: Wetten, dass hast du über unsere Stadt noch nicht gewusst

Regale voller Dildos, schimmerndes Latex und Schweinemasken – wer die „Boutique Bizarre“ auf der Reeperbahn in Hamburg besucht, kann schonmal ins Stottern kommen. Europas größter Erotik-Shop hat laut eigener Aussage alles auf Lager, was das lüsterne (Fetisch-)Herz begehrt.

Dass sogar Frauenärzte aus Hamburg einen Abstecher per Rezept verordnen, ist nur eine weitere Auszeichnung für einen Sex-Shop, der viel mehr ist, als das. MOIN.DE war vor Ort und erlebte Überraschendes.

Hamburg Reeperbahn: Mitten ins Herz

Von den Klischees des muffigen Sex-Shops mit abgegrabbelten Porno-Kabinen, lustlosen Verkäufern und jeans-bejackten Lustmolchen in dunklen Ecken hat man sich in der „Boutique Bizarre“ schon lange entfernt. Oder besser: Gar nicht erst genähert. Helles Kunstlicht, viel Weiß und gepflegtes Kaufhaus-Feeling locken in die heiligen Hallen, an 365 Tagen im Jahr.

Verkäuferin Patrizia erzählt strahlend von einem Kunden, der die „Boutique Bizarre“ einst als „Louis Vitton der Sex-Shops“ betitelte. Ganz so hochpreisig wie das Luxus-Label ist das Sortiment vor Ort nicht, aber mindestens genauso stylisch präsentiert. Auf 1.400 Quadratmetern finden sich nicht nur Sextoys in allen vorstellbaren Farben und natürlich Größen, Dessous, Peitschen und Drogerie-Artikel – sondern auch verdammt viel Herz.


Mehr News: Hamburg: Experte spricht’s aus – das steckt wirklich hinter den widerlichen Silvester-Krawallen


Hamburg Reeperbahn: Auf Empfehlung des Arztes

Denn die Kunden, die von der Reeperbahn hereinkommen, haben (zumeist) intime Bedürfnisse. Wer nicht am Wochenende mit einem grölenden Sauf-Trupp ins Geschäft gespült wird, bringt Wünsche, Fragen und Probleme mit sich, die Behutsamkeit erfordern. Immer wieder kommen Menschen herein, die sich ihrer Sexualität nach schlimmen Ereignissen langsam wieder nähern wollen, berichtet Patrizia. Andere haben jahrelang keinen Orgasmus mehr erlebt und suchen Hilfe. Dazu verweisen auch Frauenärzte in Hamburg gerne in die „Boutique Bizarre“. Nicht selten Frauen, die unter Vaginismus leiden.


Mehr News aus dem Norden:


Große Emotionen auf der Reeperbahn in Hamburg

Für Betroffene ist Unterstützung bei Beschwerden wie Vaginismus, also des krampfartigen Zusammenziehens der Vagina, einfach wichtig – denn ohne Zutun erleben viele von ihnen Sex als sehr schmerzhaft, teils ist Geschlechtsverkehr unmöglich. Mitarbeiter der „Boutique Bizarre“, wie Patrizia können zum Glück immer wieder helfen. Da wird es schon einmal hochemotional, und Kunden fallen ihr oder Kollegen vor Glück um den Hals, erzählt sie.

Mittlerweile hat die „Boutique“ sogar medizinische Hilfsmittel parat. Spezielle Kugeln für das Training des Beckenbodens, oder Dilatoren zur Muskeldehnung „untenrum“. Wer Zubehör der spielerisch-medizinischen Art für Fetisch-Spiele sucht, wird natürlich auch fündig.

Große Auswahl, und für viele Kunden einfach nur ein großer Spaß: Sextoys in der „Boutique Bizarre“ in Hamburg. Foto: Boutique Bizarre

Besondere Mission in Hamburg

Dabei verfolgt die „Boutique Bizarre“ noch einen besonderen Auftrag, der ganz ohne ärztliches Attest auskommt: Sexuellen Vorlieben, die nicht innerhalb einer gesellschaftlichen „Norm“ liegen, zu mehr Akzeptanz zu verhelfen. „Manche Kunden schauen auch einfach nur bei uns, wie in einem Museum. Und das ist auch vollkommen ok. Ist doch super, wenn die Leute herkommen.“

Nervig sind für Patrizia und ihre Kollegen lediglich lautstarke Gäste an Wochenenden, die betrunken durch die Gänge schreien. Das nehme zurückhaltenden Kunden die Sicherheit, in Ruhe zu Schauen und sich bei intimen Fragen beraten zu lassen, meint die Verkäuferin. „Doch oft kommen die, die am lautesten schreien, am nächsten Tag nochmal alleine zurück – und wollen sich doch nochmal was zeigen lassen“, erzählt sie lachend.