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Hamburg: Gastronomen rechnen mit harten Konsequenzen für Restaurantbesucher – „Missmut“

Hamburg: Gastronomen rechnen mit harten Konsequenzen für Restaurantbesucher – „Missmut“

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Gastronomen in Hamburg müssen ihren Mitarbeitern bald mehr Gehalt zahlen. Foto: IMAGO / Future Image / Silke Heyer / privat

Die Ampel hat den Koalitionsvertrag unterschrieben. Damit wird der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland von 9,60 Euro auf 12 Euro erhöht. Was auf den ersten Blick erfreulich klingt, bringt jedoch auch Nachteile. Besonders in der Gastronomie in Hamburg stößt das neue Gesetz auf Unbehagen.

Mangel an Arbeitskräften durch die Pandemie, Kurzarbeiterlöhne, abgesagte Weihnachtsfeiern. Und die Preise der Gerichte sind für den Gast längst nicht mehr so günstig wie früher. Durch den 12-Euro-Schock werden sie weiter anziehen. Können sich bald nur noch Reiche leisten, in Hamburg schön essen zu gehen?

Hamburg: Unmut macht sich breit

MOIN.DE hörte sich um. Drei erfolgreiche Hamburger Gastronomen aus unterschiedlichen Metiers erklären, welche Probleme auf Wirt, Arbeitnehmer und Gast zukommen werden.

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Dirk Kowalke, Chef vom „Fischereihafen Restaurant“, Daniel von Cleef, Betreiber des Restaurants „Quellenhof“ in Bergstedt, der Disco „Die Insel“ an der Mö und dem Beachclub „Sky & Sand“ auf dem Dach der Hamburger Meile, sowie Christoph Wilson vom Kult-Imbiss „Heiße Ecke“ auf dem Kiez und der Fischbude „Fin & Grete“ in Travemünde.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Dirk Kowalke hat das traditionsreiche „Fischereihafen Restaurant“ nach dem Tod seines Vaters Rüdiger übernommen und den Beruf von der Pike auf gelernt.

„Wenn ein Küchenhelfer 12 Euro verdient, dann ist das aufgrund seiner Qualifikation nicht gerechtfertigt“, sagt er. „Die Relation zu den Mitarbeitern mit höherer Qualifikation stimmt dann nicht mehr. Die Betriebe werden dazu gezwungen, Gehälter zu zahlen, die nicht verdient werden. Dadurch entsteht Missmut in der Belegschaft.“

Ein Spüler, der keine Ausbildung braucht, bekam bisher bei Kowalke um die 10 Euro. Wenn er künftig 12 Euro erhält, wird das Gehalt des gelernten Kochs dann auch angehoben, um Gerechtigkeit zu schaffen?

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Hamburg: Dirk Kowalke sieht nur einen Ausweg

„Die Gefahr besteht, dass dann zusätzliche Forderungen auf die Gastronomen zukommen“, erklärt Dirk Kowalke. „Das gesamte Gehaltsgefüge ändert sich derart, dass das mit den bisherigen Umsätzen aufgefangen werden kann. Der einzige Ausweg besteht darin, die Preise zu erhöhen.“ Also zahlt der Gast.

Außerdem droht eine Mehrwertsteuererhöhung. „Uns wurde von der Regierung zugesagt, dass bis 2022 für Speisen der verminderte Satz von sieben Prozent beim Einkauf gilt“, erzählt Dirk Kowalke. „Wenn sich das ändert und wir wieder 19 Prozent abführen müssen, dann kommt zusätzlich noch eine Riesenbelastung auf uns zu.

Kowalkes Hauptgerichte kosten aktuell zwischen 22,50 und 36,50 Euro. Die zahlte sein gehobenes Publikum bisher gern. Wird es aber die Preiserhöhung mitmachen? „Um wie viel ich erhöhen muss, weiß ich jetzt noch nicht. Das wäre spekulativ.“

Auch Daniel van Cleef sieht durch den neuen Mindestlohn große Probleme auf die Gastronomen zukommen. „Eine Mindestlohnerhöhung finde ich in Ordnung. Nicht aber die finanzielle Gleichstellung einer Hilfskraft mit einer Fachkraft, die Mehrwissen und eine Ausbildung hat. Das ist unfair“, sagt van Cleef.

Für Ungelernte könnte es bald keine Jobs mehr geben in Hamburg!

„Ein Spüler sollte nicht den gleichen Lohn bekommen wie jemand, der eine fundierte Lehre gemacht hat. Ich kann aber auch nicht einem qualifizierten Mitarbeiter, der bisher 12 Euro verdient hat, auf einmal 15 Euro bezahlen. Ich schätze, dass sich für den Gast eine Erhöhung von drei bis vier Prozent ergeben wird. Es sei denn, die Politik kommt uns entgegen und senkt die Mehrwertsteuer zum Beispiel bei Getränken von 19 auf 7 Prozent.“

Daniel van Cleef weist noch auf ein ganz anderes, gravierendes Problem hin: „Womöglich bekommen Ungelernte gar keine Jobs mehr in der Gastronomie. Denn eine ausgebildete Restaurantkraft bewirbt sich vielleicht als Spüler, weil er da keine Verantwortung trägt. Er bekommt das gleiche Geld wie vorher und ist damit zufrieden, wenn er nicht groß nachdenken muss.“

Sorgen, die durch den neuen Mindestlohn entstehen, macht sich auch Christoph Wilson. „Den Lohn zu erhöhen bedeutet eine Wertschätzung des Mitarbeiters, das finde ich gut“, sagt er.

In Hamburg steigen die Preise

„Aber natürlich müssen wir die Preise der Speisen anheben. Da stellt sich die Frage, wie weit der Kunde bereit ist, das mitzutragen? Man darf ja nicht vergessen, dass sowieso alles teurer wird und auch die Preise der Rohstoffe hochgehen.“

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Dennoch will Wilson nicht am Einkauf sparen. „Wenn die Preise schon erhöht werden müssen, dann muss ich trotzdem weiterhin eine super Qualität bieten. Wer ein Würstchen isst, will nicht auf dem Darm herumbeißen. Der Kunde ist generell bereit dazu, für ordentliche Ware mehr Geld zu bezahlen. Meine Pommes kosten jetzt 3 Euro, ich werde auf 3,50 Euro erhöhen. Die Currywurst wird über 4 Euro kosten.“