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Hamburg: Flüchtlings-Chaos bringt die Stadt ans Limit – SO ist die Lage

Hamburg: Flüchtlings-Chaos bringt die Stadt ans Limit – SO ist die Lage

Hammer Straße Hamburg Ukrainische Flüchtlinge.jpg
© picture alliance/dpa

Mehr als zwei Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen

Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine hat laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) zwei Millionen überschritten. Mehr als die Hälfte von ihnen wurde von Polen aufgenommen.

Auch in Hamburg kommen täglich viele Menschen aus der Ukraine an, die hier Schutz suchen und vor dem Krieg in ihrem Land fliehen. Damit sie in Deutschland arbeiten und staatliche Hilfen entgegennehmen können, müssen sie sich offiziell registrieren.

Doch das ist aktuell gar nicht so einfach. Der Andrang an der zuständigen Stelle in der Hammer Straße in Hamburg ist groß. Eine Online-Terminvergabe wurde in der letzten Woche eingerichtet. Doch wie ist die Lage aktuell und wie schnell bekommen diejenigen die benötigten Leistungen, die sie so dringend brauchen?

Hamburg: Menschenmassen und Kampf um Termine

Dass mehr Registrierungen erforderlich sind, als die Mitarbeiter der Stadt stemmen können, ist keine Überraschung. Schließlich ist der Terminbedarf immens angestiegen, seit sich die Geflüchteten aus der Ukraine in die Stadt begeben haben.

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Auch wenn Vorbereitungen getroffen wurden, so war besonders die Terminvergabe in den ersten Tagen ein großes Problem, das für Chaos in den Straßen vor den Behördenstellen sorgte.

Einige Menschen mussten an mehreren Tagen kommen, mitunter stundenlang warten. Vor den Gebäuden wurde übernachtet. Alles nur, um überhaupt an einen Termin zu gelangen.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Verzögerungen sollen laut Presseberichte der Stadt keinen Nachteil bringen. Was für viele aber das schlimme ist: Wer nicht drankommt, der bekommt keine finanzielle Unterstützung, keine Arbeitserlaubnis, keine Schulanmeldung und weiteres. Das Geld wird knapp, teilweise fehlt eine Krankenversicherung.

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Hamburg im Ausnahmezustand

Die Situation war in der vergangenen Woche besonders dramatisch. Ein Behördenmitarbeiter rastete an komplett aus, sorgte für Eskalation in der Menschenmasse (MOIN.DE berichtete).

Wärmebusse, warme Getränke, Essen und Snacks wurden von Ehrenamtlichen und Hilfsorganisationen, unter anderem Schrødingers, zur Verfügung gestellt, um die wartenden Schlangen zu versorgen. Das technische Hilfswerk (THW) stellte große Zelte auf, die ebenfalls für Wärme und Schutz sorgen sollten.

Corona-Maßnahmen konnten nach Berichten und Augenzeugen bei diesen Massen nicht eingehalten werden, Schutzimpfung wurde hingegen in einem Bus in der Hammer Straße angeboten, die die Kriegsflüchtlinge in Anspruch nehmen konnten und weiterhin noch können.

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Hamburg: Hoffnung auf Besserung

Auch die Hamburgerin Kerstin Heuer war an zwei Tagen in der Kinderschlange vor der Registrierungsstelle in der Hammer Straße und wurde Zeugin der schlimmen Zustände vor Ort und der Wendung durch den neuen Online-Service, der dann Ende der Woche in Kraft trat.

Sie hat selbst eine Ukrainerin und ihren Sohn aufgenommen. Auf Facebook schilderte sie ihre Erlebnisse vor Ort in einer privaten Gruppe und hielt dort auf dem Laufenden. Auch gegenüber MOIN.DE erzählt sie von der Situation und berichtet von wildem Gedrängel und Menschenmassen.

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Sorgen in Hamburg

In der Schlange sprach Kerstin Heuer mit Menschen, die sich laut ihrer Berichte Sorgen um ihre finanzielle Situation machten, mitunter nicht mehr für Essen für Familie und aufgenommene Geflüchtete sorgen können sollen. Einige versuchten zu diesem Zeitpunkt schon lange an die Leistungen zu kommen.

Nachdem Kerstin Heuer am Dienstag umsonst angestanden hatte, sei sie am Mittwoch nach Stunden an der Hammer Straße durchgekommen, weil sie sich bereits um fünf Uhr morgens angestellt habe.

„Am zweiten Tag, als ich in der Hammer Straße war, war die Stimmung schon sehr aggressiv, es wurde morgens um sieben schon gedrängelt“, berichtet Kerstin Heuer. „Alle wollten unbedingt darein und haben gedrängelt und geschoben, was das Zeug hält.“

„Es gab keinen Sicherheitsdienst, es gab keinen Schutz für die Kinder. Wer kleine Kinder hat, musste sie permanent auf dem Arm halten, weil die Kinder gar nicht hätten stehen können“, sagt Heuer. Die Polizei soll anwesend gewesen sein.

Hamburg: Nach der Terminvergabe wird es entspannter

Nachdem für den Aufenthaltstitel gesorgt war, ging es weiter nach Rahlstedt zum zentralen Sozialamt, wo Krankenversicherung geregelt und Sozialhilfe beantragt wurde. Merkblätter für Sozialfahrkarte und die zuständige Zahlstelle seien direkt mitgegeben worden.

An der Zahlstelle im entsprechenden Bezirk ging dann alles ziemlich schnell. „Da war eine Person vor uns und wir waren nach fünf Minuten wieder draußen und hatten das Geld bar in der Hand“, sagt die Hamburgerin. Die Anmeldung im Kundenzentrum folgte ebenfalls.

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Die Online-Terminvergabe sollte insgesamt ab Ende der Woche Ruhe ins Chaos bringen. Ab Donnerstag, 17. März, ist laut Presseberichten der Stadt Hamburg dann offiziell die Online-Terminvergabe zur Registrierung im Amt für Migration gestartet. Aber ist die Situation mittlerweile entspannter?

Ruhe nach dem Ansturm in Hamburg

Kerstin Heuer sagt dazu: „Jetzt müssen die Leute nicht mehr drängeln und schieben um die Termine, sondern müssen online einen Termin finden.“ Sie habe am Mittwoch einen Link bekommen, mit dem sie dann abends gegen 22 Uhr einen Termin in Rahlstedt für den nächsten Tag machen konnte.

Die Pressestelle der Behörde für Inneres und Sport in Hamburg berichtet gegenüber MOIN.DE, dass sich die Situation sowohl in der Hammer Straße in der Ausländerbehörde für Migration als auch im Ankunftszentrum in Rahlstedt mittlerweile deutlich verändert habe.

„Es hat sich durch die Möglichkeit der Online-Terminvergabe, die bisher sehr gut angenommen wird, deutlich entspannt“, erzählt ein Sprecher. „Wir haben schon jetzt Tausende Termine vergeben. Die Terminvergabe hat sich bewährt und wir sind ganz zufrieden mit der Entwicklung.“

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Gute Aussichten in Hamburg

Der Sprecher sagt: „Dadurch, dass auch weniger Menschen aus der Ukraine ankommen, läuft es deutlich geregelter und es gibt derzeit keine Schlangenbildung. Die Leute wissen inzwischen auch, wenn sie online einen Termin buchen, dass sie dann auch zuverlässig bedient werden, wenn sie zu ihrem Termin erscheinen.“

Für die ersten beiden Wochen waren für das Amt in der Hammer Straße zunächst rund 4.300 Termine angekündigt worden, wie Innensenator Andy Grote (SPD) vergangene Woche der deutschen Presseagentur mitteilte.

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Weitere Neuigkeiten aus Hamburg:

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„Es kommen laufend mehr Termine, die sind bisher sehr gut ausgebucht für die nächsten Tage“, erklärt der Pressesprecher MOIN.DE. „Derzeit werden über 500 Personen am Tag registriert. Und die Zahlen steigen eher. Gerade durch die Online-Terminvergabe haben wir nochmal ein bisschen mehr Manpower.“

Mit der beruhigten Lage sind die Behörden demnach guter Dinge und die erstmals so gewaltigen Ausmaße haben sich gelegt.